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38. JAHRGANG

1 9 3 3 / NR. 1


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An Kartenaufschlägerinnen, Kafseesud-Pythien
und ähnliche übersinnliche Damen glaube ich
ja eigentlich nicht. Denn ich bin überzeugt da-
von, daß unsere Zukunft selbst nicht weiß, waS
sie will; woher sollten diese Damen mehr von
ihr wissen, als sie selbst?

Aber ein Freund legte mir eine dieser Karten-
ausschlägerinnen ans Herz. Sie hätte seine
Zukunst mit einer Sicherheit vorauögesagt, als
handelte es sich um einen neuen GehaltSabbau
bei den Staatsbeamten oder eine neue Reichs-
ratSwabl. Alles, was sie sagte ist prompt,

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sicher, verläßlich eingetrosfen. Man könnte sich,
meinte mein Freund, nach den Weissagungen der
Frau Dworak — so heißt sie — geradezu einen
Stundenplan des Glücks oder des Unglücks an-
legen. So verläßlich ist sie.

Na schön —- ich ging hin. Mit Zweifeln
im Herzen und Geld in der Brieftasche. Frau
Dworak ist nicht billig und weissagt nur besseren
Herrschaften.

Meine Vergangenheit erriet sie allerdings
nicht. Aber das spricht nicht gegen sie. Meine
Vergangenheit ist so verworren, daß sie nicht

einmal Hellseher klar sehen können. Aber meine
Zukunft erriet sie scheinbar ganz genau. Ich
widersprach ihr jedenfalls nicht, Und zum
Schluß sagte sie wörtlich: „Freuen Sie sich
auf den 25. November! An diesem Tage steht
Zhnen das große Glück ins Haus."

Sehr erfreulich! Glück ist heute noch das
Einzige, was einem ohne Anzahlung ins Haus
geliefert wird. Mit anderen, weniger wertvollen
Dingen gehen die Lieferanten vorsichtiger um.

Ich merke jedenfalls in meinem Kalender
unterm 23. November vor: „Achtung! Heute

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Vom neuen ]ahre überrascht...

Walter Busch
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Walter Busch: Vom neuen Jahr überrascht
Wilhelm Lichtenberg: Das große Glück steht Ihnen ins Haus!
 
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