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R u b e y

8.30 Uhr. Der Diktator wohnt der Hinrichtung eines Getreide-
schiebers, des durchsichtigen NamenS Cohn, bei. Er hatte ihn seinerzeit
bei einer Inspektionsreise eigenhändig aus einer Wucherei ertappt.

3,13 Uhr: Der Diktator empfängt den Schriftsteller Emil Ludwig
zu einem zweistündigen Interview, währenddessen er die lausenden
StaatSgeschäsre keineswegs vernachlässigt. Ludwig möchte wissen, ob
der Diktator an Gott glaube und wenn ja, warum. Der Diktator
erzählt ihm das Erlebnis mit dem geisteskranken Irren, der eine Lade-
hemmung hatte, als er ihn heute morgen habe töten wollen. „Sie
sehen, lieber Ludwig, daß Gott mit mir ist. Warum sollte ich da
nicht mit ihm sein?" Ludwig gibt sich mit dieser charakteristischen
Antwort, bzw. Frage, nicht zusrieden. Woher der Diktator die Ge-
wißheit schöpse, daß der Wann ein Verrückter gewesen sei? Der
Diktator lacht volkstümlich: „Nur ein Verrückter kann mich ermorden
rvollen. Wer normal ist, hat viel zu große Angst!" Dann plaudert
inan über die erzieherischen Wirkungen des Rizinusöls. Ludwig be-
zweiselt, daß man einen politischen Gegner durch Zwangseinflößung
von Rizinusöl innerlich überzeugen könne;' der Diktator widerspricht,
— das sei nur eine Frage der -Quantität.

10,33 Ubr: Der Diktator ißt ein trockenes Brötchen. Er bietet
Ludwig ein Stückchen an. Ludwig lehnt ab. Er wolle sich seine
Unabhängigkeit bewahren.

11,27 Uf)r: Der Diktator telephoniert mit seiner alten Mutter,
die bescheiden in einem weltabgeschiedenen Marktslecken
wohnt. Sie bittet ihn, heute keine Todesurteile mehr zu
sällen. Sie habe so schlecht geträumt. Er verspricht eS
ihr. Sie segnet ihn dasür wie gehabt.

11,32 Uhr: Der Diktator zahlt die Gebühren für das
Privatgespräch aus der Hauptpost, 3. Stock, Zimmer .167,
in bar ein. Der Beamte wird wegen bevorzugter Ab-
sertigung des Diktators von ihm fristlos entlaßen.

n,46 Uhr: Der Diktator verbietet drei Tageszeitungen, eine Zeit-
schrist und die „Homosexuellen Monatshefte" aus 13. Jahre. Die Ver-
haftungen in den betreffenden Redaktionen sind in vollem Gange.

12 Uhr: Der Diktator nimmt das Mittagsmahl im Kreise seiner
neunköpfigen Familie ein. Es gibt Stampfkartoffeln mit Grieben, als
Nachspeise je ein Glas Wasser. Sein ältester Sohn trinkt heimlich ein
zweites GlaS, der Vater bemerkt es und verweist den Jungen wegen
Schlemmerei vom Tische. Während des Essens werden eine Anzahl von
reitenden Boten, die wichtige Nachrichten aus allen Teilen des Landes
bringen, abgefertigt.

12.30 Uhr: Der Diktator hält keinen Mittagsschlaf.

13,12 Uhr: Der Diktator geht mutterseelenallein auf die Toilette. Als
Lektüre hat er zwei Bände der Statistischen
Jahrbücher gewählt.

13,16 Uhr: Ein Detektiv klopft an. Der
Diktator ruft schallend „Allright!“ Detek-
tiv ab.

13.30 Uhr: Der Diktator nimmt, hoch in
den Lüften am Steuer seines Flugzeuges, eine
Parade der gesamten Luststreirkräste ab. Er
rügt zwei tödliche Abstürze als Verstöße
gegen die Disziplin. Seine Ansprache an das ihn umkreisende Offiziers-
korps wird mit Lautsprechern auf die Erde übertragen. (Foris. s. 25)

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