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Skikjöring K.l£>^

Heinrich Kley

(Fortsetzung von Seite 23)

14,20 Uhr: Der Diktator läßt seinen engsten Mitarbeiter, den König,

fallen.

*4/35 Uhr: Der König reist, in blngnade,
bei 3cacht und Nebel, sofern inan in dieser
Tages- und Jahreszeit davon sprechen kann,
in seine Sommerrestdenz ab.

15,00 Uhr: Der Diktator spricht über
alle Sender. Er kündigt seine nächsten Pläne
an: rücksichtslose Bestrafung aller in den
letzten Jahren sttzengebliebenen Schulkinder
wegen Sabotiernng der nationalen Kultur,
ein Gesetz, das den Verkehr in kinderlos
gebliebenen Ehen neu regelt, Abschaffung der Prozeßberichte, Verein-
fachung des Kursbuches, unentgeltliche Benutzung der Bedürfnisanstalten
auch für Frauen.

16,01 Uhr: Anschließend Voraussage des Wetters, der morgigen Ent-
hauptungen und der Stimmung des Diktators.

16,04 1^1" Der Diktator will sich der -Ovationen, die ihm vor dem
Funkhause gebracht werden, nicht erwehren. Es gelingt ihm.

16,36 Uhr: Der Diktator macht einen überraschenden Besuch im
Finanzamt. Er entdeckt eine Nullionen-Unterschlagnng. Die Hinrich-
tungS-Heierlichkeiten sollen in aller Stille stattfinden, damit seine Mutter
nichts davon erfährt.

17,0,) Uhr: Der Diktator kürzt fein Gehalt um Tausende.

17/^7 Der Diktator arbeitet an einer Verbesserung der RettnngS-
gürtel für die Kriegsmarine.

16,10 Uhr: Der Diktator sitzt dein genialen Bildhauer Modell. Die
Wafsendurchsuchung bei dem Künstler hat nichts Nennenswertes ergeben.

M)/1.') Uhr: Emil Ludwig fragt telephonisch an, ob der Diktator auch
vor seiner Diktatorzeir an Gott geglaubt habe. Der Diktator erwidert:
„Kaum. Es hatte noch keinen Zweck." Ludwig empfiehlt sich der Gattin.

i<),20 Uhr: Bombenerplosion im Badezimmer. Beträchtlicher Sach-
schaden. Der Verdacht richtet sich gegen „Greta", die an den Röhren
des Gasapparates zu naschen pflegt. Die politische Polizei arbeitet
fieberhaft an der Aufklärung.

20 Uhr bis 22 Uhr: Der Diktator gibt sich dem Familienleben hin.
Dazwischen werden Butterstullen gereicht. Man lacht herzlich über die
letzten Worte des Getreideschiebers Cohn: „Ihr Weizen blüht, Herr-
Diktator!"

22,01 Uhr: Der Diktator zieht sich, seine Frau ans morgen ver-
tröstend, allein in sein Schlafzimmer zurück. Der Diener (in Uniform,
ein leichtes Maschinengewehr zur Hand) legt ihm die neuesten Akten
zurecht.

23,59 Uhr: Der Diktator löscht furchtlos die Lampe. Er schnauft
leicht durch die Nase. Es hört sich wie daS weit entfernte Wimmern
eines (subjektiv) unschuldigen Zuchthäuslers an.

KLAGE

An einem trüben Tag im Winter
In eine fremde Stadt verschlagen.

Der Sprach nicht mächtig und des eignen Herzens,
Gemieden und geschieden tausendfach —

Was frommt mir, das ich tu?

Ich schlage meinen Schritt auf fremde Steine.

Ich gehe viele Straßen, aber keine
Führt mich zu ihr.

Was frommt mir, das ich tu?

Komm, Winter, in mein Herz und frier es zu!

Ossip Kalenter

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Register
Heinrich Kley: Skijöring
Ossip Kalenter: Klage
 
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