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Die geistesgegenwärtige Farmerfrau HeinrichKley

STREIT UM PETRE

M a re Stahl

Es ifi an und für sich nicht angängig, daß ein so geringer Mensch
wie der rumänische Polizeisergeant Petre eine solche blnruhe in einer
so hohen Behörde, wie eö das Justizministerium ist, hervorruft.

Petre befaß eine kaffeebraune blniform mit Schnüren wie ein
General und dazu dreitausend Lei Monatsgehalt, den Lei zu zwei
und einem halben Pfennig gerechnet. Dafür stand er von morgens bis
abends an seinem Platz, nicht weit von der Strada Zorilor, und
hantierte mit den Armen, wie die Polizisten der ganzen Welt es tun,
um den Verkehr zu regeln.

Einmal war es schon ziemlich spät in der Nacht und die Leute
begannen nach Hause zu gehen. Die meisten hatten Wein getrunken und
waren guter Laune; sie überlegten, was sie noch für einen Spaß haben
könnten, ehe sie sich schlafen legten.

Der Sergeant wurde unruhig. Wahrscheinlich würde einer der
Studenten kommen und ihm eine Ohrfeige geben, die Studenten taten
das oftmals. Sie sagten: „Komm, Sergeant, laß dich ohrfeigen!" und
schlugen ihn. Dafür gab es ein Trinkgeld. Man konnte nicht böse
werden. DaS Gehalt war fo gering, da war ein Trinkgeld nicht zu
verachten. Aber unangenehm war so eine Ohrfeige doch.

Er stand grollend da und überlegte fein Los. Gestern im Park
CiSmigiu hatte er die Aufgabe gehabt, die Leute zum Verlassen der
Bänke aufzufordern. Er hatte gegrüßt und gesagt: „Stehen Sie auf
und gehen Sie nach Hause. Es ist nicht erlaubt." Aber niemand war
gegangen. An die fünfzigmal hatte er die Hand an die Mütze gelegt
und die Aufforderung wiederholt. Aber die Leute hatten nur gelacht.
Freche kleine Mädchen sagten sogar: „Halt den Mund, Sergeant, hol'
uns lieber Zigaretten." Öder: „Bring uns Platschinta". Sogar türki-
schen Kaffee wollte ein junger Mann. Er hatte stillschweigend das

Geld genommen und war in ein Restaurant gegangen und hatte alles
eingekauft, nur nicht den Kaffee, daS konnte er doch nicht als Sergeant.
Er rechnete mit allen ab, bekam sein Trinkgeld und ging. WaS sollte
er machen, die Leute hatten eben keinen Respekt vor einem Sergeanten.

Er seufzte. Plötzlich erblickte er etwas. Ein Mädchen begann zwei
Damen zu beschimpfen, die eben um die Ecke bogen, und versuchte dabei
der einen die Tasche zu entreißen.

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Heinrich Kley: Die geistesgegenwärtige Farmerfrau
Maré Kauffmann geb. Stahl: Streit um Petre
 
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