•andere im Amt sein — bei einem KabiuettSskurz gehen alle zum Teufel,
und daS kann jeden passieren.
Petre appelliert an seine Behörde, an die Polizeipräfektur, aber der
Brief wird nie befördert. Er verlangt diesen und jenen zu sprechen,
denn er kennt Leute, die ihm helfen würden. Man verspricht die Leute
zu holen, aber niemals kommt jemand. Wenn er tobt und wütend wird,
kommt er vierundzwanzig Stunden in die kleine Zelle — da wird
Petre allmählich zahm.
Es ist nicht gesagt, daß Petre auf Lebenszeit feine Dummheit büßen
muß. Es kann eine Amnestie kommen oder ein Ministersturz, vielleicht
fällt der Freund PetreS die Treppe zu irgendeinem Ministerium hinauf
und der Feind PetreS verliert vielleicht sein Geld, seine Ölquellen zum
Beispiel brennen, — eS ist alles möglich in Rumänien — also die
Aussichten PetreS sind nicht ganz schlecht zu nennen, er muß nur Geduld
haben und sich hüten, vorzeitig zu sterben.
bong von der p
Sie sind sozial, die einen wie die andern,
und besonders sind sie’s im Parteiprogramm.
Sie lassen ihre Wähler zur Wahlurne wandern
und machen Tamtam und machen Tamtam.
Sie haben ihre Presse, da steht es drin:
Die Arbeit ist rar und die Wirtschaft ist hin,
und schuld ist der böse politische Feind,
der mal rechts, mal links, mal im Zentrum erscheint.
Merk es dir; o Zeitgenosse, merk es:
es liegt immer an der Gegencöte,
wenn die Kurve des Sanierungswerkes
nach unten geht und nicht in die Höh.
Sie sitzen im Reichstag und machen Politik,
für die fehlt dem Laienverstände das Wort.
Der A schmeißt ein Tintenfaß, der B schmeißt zurück.
Und das ganze Alphabet verhaut sich im Rekord.
Sie nehmen Interessen ihrer Wähler wahr,
denn die Wirtschaft ist hin und die Arbeit ist rar.
(Fortsetzung von Seite 40)
Redefetzen schlagen ihm inS Gesicht: „Treue Pflichterfüllung . .. Vor-
bildliche Leistung ... Fünfundzwanzig Jahre bei Brenzlich & Co...
Es stellt sich heraus, daß er heute, auf den Tag, fünfundzwanzig
Jahre bei Brenzlich & Co. Bücher führt. Er'hatte daran vergessen. Der
Chef nicht. Wie rührend!
Und Herr Brenzlich überreicht ihm eine Zeitung. „Hier, lieber Dir-
moser. Sie sollen sehen, daß wir treue Dienste zu schätzen wissen! DaS
haben wir veranlaßt. In dieser Zeitung finden Sie Ihr Bild. Herrlich
getroffen."
Dirmoser schlägt zitternd die Zeitung auf. Tatsächlich! Da ist sein Bild.
Herrlich getroffen. Aber neben ihm ein zweites Bild. Eine wahre Gauner-
physiognomie. Schrecklich!
Nur, daß der Text der beiden Bilder irrtümlich vertauscht war. Und
unter DirmoserS Bild stand fett und breit: „Der gestern entsprungene
Raubmörder Franz Rothäutel..."
aktischen Politik
Und wenn man Utensilien im Großkampf demoliert,
wird dem Arbeitsmarkt endlich wieder Leben zugeführt.
Denke dir, o Zeitgenosse, denke:
Wir haben ein aktives Parlament.
Kaputtgemachte Tische, Stühle, Bänke
fördern die Wirtschaft eminent.
Sie haben den Sinn für die Forderung der Zeit:
Sie machen für ihr Parteibuch Reklame.
Sie treten jeden Dreck in Debatten breit
und verlangen deshalb die Machtübernahme. —
Die Arbeit ist rar und die Wirtschaft ist hin.
Aus der steuerlichen Kelter tröpfelt’s nur dünn.
Die Arbeit ist rar und das Volk auf dem Hund.
Und im Reichstag färben die Beulen sich bunt.
Lache, lieber Zeitgenosse, lache!
Geh stempeln und sei getrost:
Unser Reichstag weiht sich der Sache
der handfesten Arbeit. — Prost!
Sebastian Premm
MANNEISCHWACHE
wird behoben. Fordern Sie vertrauensvoll Broschüre
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vcdi A?rrelch ^antwortlich: MARIANNE RAFAEL Wien XIX, Hochschulstraße 25 — Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by: G. HIRTH
vfcKLAG AG, München. - Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunstdruckerei, München, Herrnstraße 10. — Entered as second dass matter, Postoffice New York, N. Y. —
Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend". Herrnstraße 10, zu senden; Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto belllegt.
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