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3. Ma?on

zwei zerbrochene Parkettbrettln gefunden hatte. Triumphierend wies
er auf die Unordnung um sich: „Jui, hat eS sich nicht rentiert? Der
chlecht. Wir werden die eine Seite frisch legen

ganze Fußboden i)t
müssen!" — „Wegen der drei —" wollte ich einwenden, doch sach-
kundig fuhr er fort, ohne von mir Notiz zu nehmen: „Außerdem gehört
die Randleisten frisch. Und dann — unter uns, lieber Herr, — wenn
Sie schon soviel Geld für einen frischen Fußboden ausgeben, so sollten
Sie doch auch den Ofen gleich neu setzen lassen. Da geht es in einem
und Sie haben später keine Scherereien. Jetzt schaut er ja ganz traurig
auö (er tat mir bisher treffliche Dienste und niemand beanstandete ihn)
— ich weiß Ihnen einen riesig billigen Ofensetzer, den werde ich gleich
nachmittags mitbringen."

Gesagt. Getan. Nachmittags kam auch der Ofensetzer. „Och, das
ist ja gar keine Arbeit", schmunzelte er, „ein bisserl schmutzig wird halt
alles werden, aber die Möbeln müsfens ohnedies hinaustragen. Und
bei der Gelegenheit werden Sie doch auch gleich frisch malen lassen.
Bitt' Sie, wenn man schon den Ofen ganz umkrempeln und den Boden
frisch parkettieren läßt, da kann man doch keine so unmoderne Malerei
behalten, heute hat man viel ruhigere Farben. Mein Neffe, sag ich
Ihnen, der führt alle neuen Muster. Und verlangt beinahe nichts.
Oer wird Ihnen morgen verschiedene Schablonen vorlegen."

Meine Einwände blieben ohne Resonanz, die Beiden schienen sich
gegen mich verschworen zu haben. „Wer wird denn so knausern!" ver-
ließen sie mich kopfschüttelnd, um am nächsten Tage zu dritt wieder-
zukehren. „Jessas", führte sich des Ofensetzers Neffe, der Maler ein, „ich
Hab glaubt, ich komm zu an vornehmen Herrn. Aber da fchauts
armselig aus! Nur gut, daß meine Gsellen gleich Nachkommen. Da
muß die ganze Mauer abkratzt werden. Übrigens, Eie haben ja noch
die Leitungsdrähte vom Elektrischen außen liegen! HörnS, Wenns schon
soviel Geld hinausschmeißen, da müssenS doch auch die Draht nach innen
legen. Wartens, i geh gleich telephonieren um an Elektriker. Das kost
dann schon auch nicht mehr." — Ich knickte zusammen: „Aber ich
wollte —" suchte ich bescheiden einzuwenden, doch der Ofensetzer unter-
brach mich: „Ah so, Sie wollten eh, no dann iS ja gut, daß wir alles
für Sie besorgen. Geh, Hansl, telephonier schnell." Und der Hansl
telephonierte schnell. Wahnsinnig schnell. Fünf Minuten später war
er wieder da. Und mit ihm der Elektriker. „Sie wünschten die Drähte
nach innen verlegt? Das läßt sich ganz einfach machen, nur die Lüster
mügenS herunternehmen." Er hing sich an einen. „ServaS, der hat

(^0rt8et2unL Zeite 55)

LIEBE JUGEND!

Hilf dir selbst!

Die Bühnenbearbeitung des „Professor Unrat" im Akademietheater,
der Wiener Burgtheaterfiliale, war — gelinde gesagt — ein AchtungS-
durchfall.

Lebhafteres Interesse erweckte lediglich Frau Wagener in der Mar-
lene-Dietrich-Rolle, die ihr Temperament dadurch zu beweisen suchte, daß
jie sich — höchst unburgtheaterisch — alle fünf Minuten kräftig auf
ihren wohlgeformten Hintern patschte.

„Diese Wagener ist schlau", sagte der Kritiker Julius B., „die pfeift
aufs Publikum und macht sich ihren Applaus selber!"

Spt.

Der Unterschied der Konfessionen

Wir Schüler der dritten Klasse waren eine richtige Simultanklasse.
Katholische, protestantische, israelitische und gar „heidnische" Schüler
bildeten eine kameradschaftliche Schulgemeinschaft. Bei aller Liberalität
sah unser Lehrer ein, daß es nicht anging, für alle Konfessionen nur ein
einziges Schulgebet sprechen zu lassen. Was tun? Daß jede der
Aonfesjionen ihr eigenes Gebet spräche, war schlechterdings unmöglich.
Da verfiel unser Lehrer auf eine geniale Idee. Er ordnete an, daß
bei dem zu sprechenden Gebet die Katholiken die Hände der Länge nach
falten müßten, die Protestanten die Hände mit gespreizten Fingern inein-
anderzulegen hätten, die Israeliten die Hände guer aufeinandergelegt nach
vorne zu halten hätten, und daß die „Heiden" (Konfessionslosen) mit
hinter dem Rücken verschränkten Händen dastehen müßten. — In
unserer Klage gab es nie religiöse Streitigkeiten.


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Der ü b e r ■ W e 11 r e k o r d s k i s p r i n g e r

,Gotlseidank, daß Sie kommen, — ich bin schon drei Stunden
in der Luft und ganz ausgehungert!‘(

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Register
Julius Macon: Der Über-Weltrekordspringer
Spt.: Hilf dir selbst!
[nicht signierter Beitrag]: Der Unterschied der Konfessionen
 
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