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38. JAHRGANG

1 9 3 3 / N R.5

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HERR CORNABE

Von Ralph Urban

Als ich einmal aus einem italienischen Dampfer von Sansibar nord-
wärts fuhr, lernte ich Douglas Best kennen. Er war ein Abenteurer
vom alten Schlag. Eines Abends saßen wir bei einer Flasche Whisky
im Salon und sprachen von Menschen und ihren Schicksalen.

„Da könnte ich eine interessante Geschichte erzählen", meinte DouglaS
Besi zu diesem Thema, „von dem freundlichen Mr. Cornabe, der vor
fünfzehn fahren auf eigentümliche Art den Grundstock zu meinem heu-
tigen Vermögen legte. Mit dreitausend Dollars —"

„Schießen Sie los", forderte ich ihn auf und so begann der Mann
mit seiner Geschichte:

„Mich stach damals der Hafer, weshalb ich die Plantage auf Borneo
verließ, wo ich als »junger Mann' ein beschauliches Dasein gefristet
hatte. Also schiffte ich mich ein und landete vier Wochen später in Dcm-
couver. Mir schwebte vor, in Alaska Gold zu suchen und Millionär zu
werden. Nun sind es von Vancouver nach Alaska einige tausend Kilo-
meter und vom abenteuerlichen jungen Mann bis zum Millionär ist eS

noch weiter. Da ich am Schiff nette Gesellschaft fand, die mich zum
Poker einlud, war ich mit meinen Ersparnissen schon fertig, bevor wir
noch den Wendekreis des Krebses erreichten. In Vancouver ging ich in
ein feines Hotel, wo man mich dank meines guten Gepäckes kredit-
würdig befand, so daß ich die Rechnung erst nach acht Tagen bekam.
Sie fiel so saftig aus, daß ich lachen mußte. Ebenso lachte der Manager,
als ich ihm erklärte, nicht bezahlen zu können. Dann warf man mich
hinaus und behielt meine schönen Koffer zur freundlichen Erinnerung.

Am dritten Tag meiner Obdachlosigkeit war mein Magen so leer,
daß man mich wie ein Ei mit der Kerze durchleuchten gekonnt hätte.
Ich stand gerade vor einem Lebensmittelgeschäft und aß im Geiste das
Schaufenster auf, als ich im Spiegel der Glasscheibe einen wohlgenähr-
ten Herrn bemerkte, der mich aufmerksam betrachtete. Ich drehte mich
um, worauf der Mann eine rasche Wendung machte lind weiterging.
Ihm nachblickend gewahrte ich, wie etwas, das klein zusammengefaltet
war, neben ihm zu Boden fiel. Schnell bückte ich mich und begrüßte

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Die Schneeballenschlacht

Heinrich Kley

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Register
Heinrich Kley: Die Schneeballenschlacht
Ralph Urban: Der freundliche Herr Cornabe
 
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