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fL'bcii wollte. Ich mochte dies aber dem einsamen Mann nicht antun
und blieb.

Einmal nach dem Theater, da die Haushälterin schon schlief, ging
Mr. Cornabe in die Küche und brachte einen kleinen Imbiß. Es war
Kaviar, den ich damals gerne aß. Während mein Onkel noch eine
«lasche Wein holte, leistete ich mir einen kleinen Scherz und tauschte
ilnsere Teller aus. Dann saßen wir uns vergnügt gegenüber und ich
ließ mir es herrlich schmecken. Als ich fertig war, fragte er mich, ob ich
noch Kaviar möchte.

„Danke, lieber Onkel", antwortete ich, „eS war mir schon zuerst zu

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Aus Tropfen an Tropfen entsteht ein Meer.

Aus Flinte an Flinte entsteht ein Heer.

Aus Schnuppe an Schnuppe entsteht ein Stern.

Aus Null an Null entsteht ein Konzern.

Aus Welle an Welle entsteht die Rotunde.

Aus Bauch an Bauch eine Stammtischrunde.

Aus Traube an Traube entsteht der Wein,
aus Kropf an Kropf ein Gesangverein.

Aus Schulden an Schulden entsteht eine Pfändung,

aus Militärmarsch an Militärmarsch eine Rundfunksendung.

Aus Hammel an Hammel entsteht eine Herde,

Aus Zopf an Zopf entsteht die Behörde.

Aus Bein an Bein entsteht ein Ballett.

Aber woraus das nächste Reichskabinett? ^ r ,

Fred Endnkat

viel, deshalb habe ich mir die kleinere Portion genommen und die Teller
ausgetauscht!"

Hierauf stürzte Mr. Cornabe in die Küche, trank eine Kanne Milch
und fünf Krüge Wasser leer. Da er ganz blau im Gesicht wurde, ließ
ich den Arzt rufen, der ihn sogleich ins Hospital bringen ließ, wo man
ihm gerade noch das Leben rettete. Natürlich besuchte ich ihn täglich,
bis der Arzt mich ersuchte, nicht mehr zu kommen, da Mr. Cornabe
jedesmal bei meinem Anblick in Ohnmacht fiel.

Nach acht Tagen kam mein Gönner wieder nach Hause. Er sah recht
angegriffen auS. „Mein lieber Douglas", sagte er zu mir, „du bist jung
und gehörst in die Welt, Ich gebe dir fünfhundert Dollars, aber reife
noch heute!"

Wir einigten uns auf dreitausend Dollars, denn ich hatte während der
Abwesenheit des Mr. Cornabe dessen Schreibtischlade einen Besuch ab-
gestattet und unter verschiedenen Versicherungsverträgen auch einen ge-
funden, der auf meinen Namen lautete und Cornabe im Falle meines
Todes 200000 Dollars eingebracht hätte.

„Er war wirklich ein freundlicher Herr, dieser Mr. Cornabe", schloß
Douglas Best feine Erzählung und goß sich ein neues Glas Whisky ein.

Gewohnte Rede

Dies begab \id) in Leipzig. Am Brühl, dem Zentrum des f)elzhandels
und der Konfektion. Vor der Tür zu Jacobi & Sohn stand Jacobi.
Ein Fremder trat zu ihm: „Wie weit ist es bis zum Rathaus?" „Fünf-
zehn Minuten." „Fünfzehn Minuten? So weit?" Brummte Jacob!:
„Also gut — weil Sie es sind, für Sie zwölf Minuten, aber das ist
das Äußerste, das gehe ich selber." J- H. R.

Rubey

Die bayerische Regierung hat in München für die Faschingswochen einen „Heiteren Masken“*Zwang
angeordnet. Man verspricht sich davon eine wesentliche Besserung der Laune der Bevölkerung

sowie eine beträchtliche Hebung des Fremdenverkehrs!

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Register
Rubey: Masken-Zwang
Fred Endrikat: Entstehungsgeschichte
J. H. R.: Gewohnte Rede
 
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