MLnehnep Ko^al Anzeiger
A)nyer»se1zer ^<tt'^uHfit
Aeilnge -er MUnehner.Ingen-"
Dienstag, 24. Januar 1933 Zweiter Jahrgang Nx, 5
LValpertinger-Otage
im Aiavia»
Seit einiger Zeit geht der Schreckens-
ruf durch die ländliche Bevölkerung,
welche vor den Toren unserer Stadt
wohnt: der Wolpertinger ist wieder da!
Zugleich werden auch dunkle Sagen
wach, daß in Zeiten besonderer Not noch
stets der sonst vergessene und oft nicht
einmal geglaubte Walpertinger auf-
taucht. Wer oder was ist nun eigentlich
der Walpertinger? Kurz gesagt, es ist
ein Tier, ungefähr in der Größe zwischen
Iltis und Hamster, womit auch zugleich
seine Art gekennzeichnet ist. Der Wal-
pertinger steht nämlich in der Mitte
zwischen Raubtier und Nagetier. Daraus
nun erhellt blitzartig für den geschätzten
Leser seine Gefährlichkeit. Er frißt alles,
was Nagetiere fressen, aber auch alles,
was Raubtiere in der Größe eines Mar-
ders oder eines Iltis zu sich zu nehmen
pflegen. Der Walpertinger frißt Ge-
treide, Rüben, Nüsse, er nagt Bäume
an und ab, unterhöhlt Felder und Wege,
bricht in Hühnerställe ein, beißt den
Hühnern den Hals ab und saugt ihr
(Verschiedenes
Vollkommene Gattin, aus diesem
Grunde geschieden, wünscht wirklich
besseren Herrn zwecks neuer, vollkom-
menerer Ehe kennenzulernen. Gefällige
Zufchr. unter „van der Velde" an die
Red. d. Bl.
*
Derjenige noch gut erhaltene und
sichtlich wohlsituierte Herr, der sich
gestern um zwölf am Stachus an meinen
feurigen Blicken eine Zigarre anzündete,
wird, wenn ehrbare Annäherung ge-
stattet, um ein Lebenszeichen gebeten.
Gefl. Zuschriften unter: „Und neues
Leben blüht aus den Ruinen" an die
Red. d. Bl.
Blut und ebenso die Eier aus, er bricht
in die Räucherkammern, mästet sich
dort an Speck und Würsten und frißt
zum Nachtisch noch das lagernde Obst.
An den Flüssen räubert er mit uner-
hörter Gewandtheit alle Arten von
Fischen und fügt der Fischweid uner-
hörten Schaden zu. Aber auch der Jäger
erschrickt vor ihm. Der Walpertinger
richtet unter den Iunghasenbeständen,
Jener Pennäler, welcher bl. Frl. vom
Kleinhesseloher See bis zum Bavaria-
ring verfolgte und als das Frl. sich end-
lich nach ihm umdrehte, auch noch davon-
lief, wird um Nachricht gebeten. Briefe
unter „Kleiner Mann — was nun?" an
d. Red. d. Bl.
(Brieffettsten
Kreszentia 21., Stalldirn in Hinter-
tupfing. Echte Sommersprossen lassen
sich nicht mit Benzin beseitigen, sollte
es sich jedoch um Dreckspritzer handeln,
so genügt eine gründliche Waschung mit
Wasser und Seife. Ein Versuch wird
Aufklärung bringen.
ebenso unter allen Feld- und Wald-
hühnerarten wahre Blut- und Eierbäder
an. Den abergläubischen Bauern er-
schreckt das Tier noch dadurch, daß es, •
in gerader Linie auf den Hof zu, kleine
Wege durch die Getreidefelder frißt,
welche der Bauer unter dem Namen
„Bilmetswege" kennt, und welche er
einem sagenhaften Wesen, dem „Bil-
metsschneider" zuschreibt. Wenn ein
solcher Weg auf einen Hof zufllhrt, so
bedeutet das schweres Unheil für den
Hof. Nachdem wir einwandfrei Nach-
weisen konnten, daß auch diese „Bil- .
metswege" von unferm Walpertinger
stammen, erhellt ohne weiteres, daß die
Sage und der Schrecken des Bauern
eine gewisse Richtigkeit haben, denn
wahrlich, der Walpertinger bringt Un-
heil über Hof und Land.
Die Gefährlichkeit des Wolpertingers
wird noch dadurch erhöht, daß er ein
ungemein scheues und vorsichtiges Tier
ist. Selbst ganz gewiegte Förster er-
zählen, daß sie noch nie einen Walper-
£’euilleten
Und wenn die Gänslein...
Von Ruth Himmelblaumann
Und wenn die Gänslein barfuß gehn,
ich Hab schon meine Schuh,
bei mir geht alles gut und schön,
was ich auch schreib und tu.
Und wenn es morgen regnen sollt,
dann hat es Gott gewußt
und wenn der Fuchs ein Gänslein holt,
dann hat er so gemuht.
Und wenn die Leute hungrig sind,
so hat das seinen Sinn,
mich tragen Wölklein, weich und lind,
ich schau zur Not nicht hin.
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A)nyer»se1zer ^<tt'^uHfit
Aeilnge -er MUnehner.Ingen-"
Dienstag, 24. Januar 1933 Zweiter Jahrgang Nx, 5
LValpertinger-Otage
im Aiavia»
Seit einiger Zeit geht der Schreckens-
ruf durch die ländliche Bevölkerung,
welche vor den Toren unserer Stadt
wohnt: der Wolpertinger ist wieder da!
Zugleich werden auch dunkle Sagen
wach, daß in Zeiten besonderer Not noch
stets der sonst vergessene und oft nicht
einmal geglaubte Walpertinger auf-
taucht. Wer oder was ist nun eigentlich
der Walpertinger? Kurz gesagt, es ist
ein Tier, ungefähr in der Größe zwischen
Iltis und Hamster, womit auch zugleich
seine Art gekennzeichnet ist. Der Wal-
pertinger steht nämlich in der Mitte
zwischen Raubtier und Nagetier. Daraus
nun erhellt blitzartig für den geschätzten
Leser seine Gefährlichkeit. Er frißt alles,
was Nagetiere fressen, aber auch alles,
was Raubtiere in der Größe eines Mar-
ders oder eines Iltis zu sich zu nehmen
pflegen. Der Walpertinger frißt Ge-
treide, Rüben, Nüsse, er nagt Bäume
an und ab, unterhöhlt Felder und Wege,
bricht in Hühnerställe ein, beißt den
Hühnern den Hals ab und saugt ihr
(Verschiedenes
Vollkommene Gattin, aus diesem
Grunde geschieden, wünscht wirklich
besseren Herrn zwecks neuer, vollkom-
menerer Ehe kennenzulernen. Gefällige
Zufchr. unter „van der Velde" an die
Red. d. Bl.
*
Derjenige noch gut erhaltene und
sichtlich wohlsituierte Herr, der sich
gestern um zwölf am Stachus an meinen
feurigen Blicken eine Zigarre anzündete,
wird, wenn ehrbare Annäherung ge-
stattet, um ein Lebenszeichen gebeten.
Gefl. Zuschriften unter: „Und neues
Leben blüht aus den Ruinen" an die
Red. d. Bl.
Blut und ebenso die Eier aus, er bricht
in die Räucherkammern, mästet sich
dort an Speck und Würsten und frißt
zum Nachtisch noch das lagernde Obst.
An den Flüssen räubert er mit uner-
hörter Gewandtheit alle Arten von
Fischen und fügt der Fischweid uner-
hörten Schaden zu. Aber auch der Jäger
erschrickt vor ihm. Der Walpertinger
richtet unter den Iunghasenbeständen,
Jener Pennäler, welcher bl. Frl. vom
Kleinhesseloher See bis zum Bavaria-
ring verfolgte und als das Frl. sich end-
lich nach ihm umdrehte, auch noch davon-
lief, wird um Nachricht gebeten. Briefe
unter „Kleiner Mann — was nun?" an
d. Red. d. Bl.
(Brieffettsten
Kreszentia 21., Stalldirn in Hinter-
tupfing. Echte Sommersprossen lassen
sich nicht mit Benzin beseitigen, sollte
es sich jedoch um Dreckspritzer handeln,
so genügt eine gründliche Waschung mit
Wasser und Seife. Ein Versuch wird
Aufklärung bringen.
ebenso unter allen Feld- und Wald-
hühnerarten wahre Blut- und Eierbäder
an. Den abergläubischen Bauern er-
schreckt das Tier noch dadurch, daß es, •
in gerader Linie auf den Hof zu, kleine
Wege durch die Getreidefelder frißt,
welche der Bauer unter dem Namen
„Bilmetswege" kennt, und welche er
einem sagenhaften Wesen, dem „Bil-
metsschneider" zuschreibt. Wenn ein
solcher Weg auf einen Hof zufllhrt, so
bedeutet das schweres Unheil für den
Hof. Nachdem wir einwandfrei Nach-
weisen konnten, daß auch diese „Bil- .
metswege" von unferm Walpertinger
stammen, erhellt ohne weiteres, daß die
Sage und der Schrecken des Bauern
eine gewisse Richtigkeit haben, denn
wahrlich, der Walpertinger bringt Un-
heil über Hof und Land.
Die Gefährlichkeit des Wolpertingers
wird noch dadurch erhöht, daß er ein
ungemein scheues und vorsichtiges Tier
ist. Selbst ganz gewiegte Förster er-
zählen, daß sie noch nie einen Walper-
£’euilleten
Und wenn die Gänslein...
Von Ruth Himmelblaumann
Und wenn die Gänslein barfuß gehn,
ich Hab schon meine Schuh,
bei mir geht alles gut und schön,
was ich auch schreib und tu.
Und wenn es morgen regnen sollt,
dann hat es Gott gewußt
und wenn der Fuchs ein Gänslein holt,
dann hat er so gemuht.
Und wenn die Leute hungrig sind,
so hat das seinen Sinn,
mich tragen Wölklein, weich und lind,
ich schau zur Not nicht hin.
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