Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mabel will heiraten

Don G. Günthe r

Miß Mabel will heiraten. Den Namen Miß Mabels will ich mit
Rücksicht aus Miß Mabels Vater rücksichtsvoll verschweigen. Miß
Mabel gehört, das ist sicher, zu den wenigen, wirklich sagenhaft reichen
Amerikanerinnen, die sich jeden, tatsächlich ausnahmslos jeden gewünfch-
ten LuruS erlauben können, Und außerdem: Miß Mabel ist sehr jung.
Miß Mabel ist sehr hübsch.

^n Amerika hätte wohl kein Mann „nein" gesagt, wenn Miß Mabel
ihm einen Heiratsantrag gemacht hätte. Aber Miß Mabel will keinen
amerikanischen Mann. Miß Mabel hat sich Ln einen deutschen Ansager
verliebt, den sie Abend für Abend im Radio hört. Der Ansager ist im
Stuttgarter Rundfunk, Miß Mabel stellt deshalb jeden Abend ihren
Radio auf Stuttgart ein. Plötzlich scheint ihr die Entfernung zu groß,
plötzlich zieht sie die Wirklichkeit der scheinbaren Wirklichkeit des Rund-
funks vor, plötzlich will sie den Ansager „Hans" mit der einschmeicheln-
den Stimme, mit seinen galanten Worten nicht mehr der Allgemeinheit
überlassen und ihn allein besitzen.

Miß Mabel hatte den Ansager über ihre Absichten vorbereiten, sie
hätte ihm schreiben, sie hätte ihm telegraphieren können. Warum diese
Umstände? Miß Mabel reist nach „Jurop", sie reist nach Germany.
Sie reist nach Stuttgart. Sie hat ihre Papiere dabei, sie wird den
jungen Mann sofort heiraten und ihn nach Amerika mitnehmen.
„Hans", das klingt hübsch. Ost wenn er abends seine Ansage macht,
beginnt er mit den Worten: „da habt ihr mich wieder, euren Hans —"
oder so ähnlich, jedesmal freut sich Mabel darüber. Bald wird sie
ihn allein haben, ganz allein für sich. Mabel versteht gut was Hans
sagt. Sie spricht fließend deutsch. Sie hat einen deutschen Großvater,
sie hat von Jugend auf Deutsch gesprochen. Well! So fährt sie also
zu Hans. Daß er jung ist, erkennt sie an der Stimme. Hübsch ist er
sicher, das empfinden ihre sensiblen Nerven aus seiner Selbstsicherheit
und dem Charme seiner Ansage. Sie traut seiner etwas weichen und
sehr jugendlichen Stimme zwar nicht zu, daß er verheiratet sein könnte,
ist er aber trotzdem verheiratet, so wäre auch das kein Hinderungsgrund *
für Mabel. Cr wird sich eben scheiden lassen. Sie wird dann HanS

Tagwerden im Winter

Die lange Nadht fraß tief sieh in die Stadt
und läßt nur späte Straßenlichter brennen.

Ein Himmel, der nicht Mond noch Sterne hat,

ist schwarz vom Klump der Häuser kaum zu trennen.

Kahl frieren Bäume hin am Trottoir.

Sie ragen auf, die magern Äste greifen
dorthin, wo tags das Grau der Wolken war
und manchmal gelben Scheins ein zager Streifen.

Ein Kirchturm ruft die Stunde zum Rapport,
die finster schlief. Der harte Glockenschlag
rüttelt sie wach. Bald schläft sie wieder fort
ins schwere Dunkel. Und es wird nicht Tag. —

Bis dann der Morgen, der nur Morgen heißt,
als Rasseln einer Weckuhr Menschen weckt:

Kalt ist das Zimmer, Fenster sind vereist,
die Dächer von der Früh mit Reif beleckt.

Erst später, wie ein Schwimmer, der tief tauchte,
kämpft sich die Sonne hoch und leuchtet matt
und hinter Dünsten über die verrauchte,
rußgraue, winterlich verhängte Stadt.

Walther C. F. Lierke

seiner Frau abkaufen. Man soll in Germany so arm sein, da wird
man sich über ihre Dollars freuen. Daß HanS „nein" sagen könnte,
hält sie für unmöglich. So etwas kann sie sich nicht einmal vorstellen.
Sie wird also nach Stuttgart reisen. Neuyork—Stuttgart direkt. In
letzter Sekunde wird sie jedoch krank, bekommt Fieber, muß liegen. Ihre
Abreise verschiebt sich. Mabel will jedoch nicht warten. Sie ist nicht
gewohnt, warten zu müssen. Sie will an dem Dag ankommen, den sie
sich in den Kopf gesetzt hat. Mabel holt ihre Verzögerung ein/ Sie
fliegt mit dem Zeppelin.

Mabel ist in Stuttgart angekommen, Ursprünglich wollte sie sofort

Ein schönes Bild

an der Wand macht den Wohnraum erst
heimlich. Wer kein Geld für Originale hat,
kann sich zu billigem Preis die einwand-
freien Nachbildungen solcher erwerben. Die
große Kollektion der

„Jugend“*

Kunstdrucke

enthält solche Nachbildungen der Werke
der bekanntesten Künstler, wie Defregger,
Lenbach, Kaulbach, Spilzweg, Feuerbach,
Jank, Fioess, Keller-Reutlingen, Zumbusch
u.u.a. le nach Format kosten diese künste-
rischen 4 Farben-Drucke 50 Pfg., 75 Pfg.
oder Mk.1.—. Ein großer illustrierter Katalog
(Preis Mk. 3.—) mit weit über 1000 ver-
kleinerten Abbildungen erleichtert die Wahl.

Zu beziehen durch den Buch- u. Kunsthandel
oder durch den Unterzeichneten Verlag:

G. Hirth Verlag A.G., München,
HerrnstraDe 10.

Auskunft kostenlos, wie
man von

Bettnässen

sofort befreit wird. Alter
und Geschlecht angeben.
Dr. med. Eisenbach, Mün-
chen 58. Dachauer Str. 15.

Die S.O.S.-Korrespondenz

(sexualwissenschflt. Kor-
respondenzzirkel) nimmt
noch Mitgl auf. Aust.
Prospekt geg M. —.30
Rückp S.O S. - Verlag,
Berlin-Charlottenburg 5,
Kaiserdamm 96

KÜNSTL. ORIGINAL-PHOTOS

Die

Auswahlbände mit über 600 naturgetreuen Auf-
nahmen nur M. 3,— ; Weibl. Einzelphotf's (Unret.
Handkopien) 10 Stück M. 3,50; 20 Stück M. 6,7,0
Jünglings- oder Männer-Orig.-Photos 10 St. M. 4,—;
20 Stück M. 7.50; 40 Stück M. 14,— Soma, Magazin
f. Körper u. Kunst. 10 Hefte mit ca. 200 Naturaufn.
statt M. 10,— nur 3,— ; 20 Hefte M 5,50. Porto extri
Prosp. frei. Versand Hellas. Berlin-Lichterfelde 137.

Inserieren bringt Gewinn!

„Erzieherin“

Neuerschein, üb strenge,
md. Erziehg. jg. Mädch.
u.Knab., v A. v Gaardon,
RM. 3.50. Westentaschen-
fotos, 36 Posit. f. Jung-
gesellen RM. 3.—. Foto
u. Bücherlist geg Rückp.
1. v. Bavel, Berlin W 50,
Augsburgerstraße 21.

DIE KUNSTZEITSCHRIFT

Ich helle Ihnen!

Gummi, Tropfen, Tee,
Preisbroschüre durch

Wohlleben & Weber.

G m. b. H.,

Berlin W 30/26.

FrommfAkt

6 St.qar.Ir.Ware, sonst Geld zur.
F. Eins von i.60 Postscn. '9919
qrankl./M. a. i.Brlei m., aucUNachn*
Diskret.Versand a. Keiler,
FranKturt/M. 8. Sqeyerer SlM7a

Kullur u Sitten-
geschichte

leihweise. Prospekt
kostenlos Postfach 194
Frankfurt a. Main A.

individueller, diskret.

Briefwechsel

für Damen u. Herren durch
vornehmen Wiener-Cercle.
Prospekt gegen Rückporto

„Der Ring“

Wien I, Hauptpost, Fach 86

Der Sporlfisdier

soll von jedem waidgerechten Sport-
fischergehalten werden. „DerSpovtfischer“
erscheint 14 tägig und bringt Text-
und Bildermaterial aus aller Welt,
darunter auch große mehrfarbige
Kunstdrucke

. l/4 jährl. RM. 3.—, jährl. RM. 11.25. Man
abonniert bei seinem Briefträger, beim
Postamt oder direkt beim

FISCHEREISPORT.VERLAG
DR. HANNS SCHINDLER,

Fischerei-Buch* u, Kunsthandlung
München NW. 2, Karlstraße Nr. 44

Tel. 596160

auf die Münchner ..Jugend“ Bezug zu nehmen

93

1933 / JUGEND Nr. 6
Register
Gretel Günther: Mabel will heiraten
Walther C. F. Lierke: Tagwerden im Winter
 
Annotationen