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J U G

38. JAHRGANG

end

1 9 3 3 / N R. 12

PANTELEJMON ROMANOFF

DIE SPEKULANTEN

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Auf dein Bahnhof herrschte Gedränge und Geschäftigkeit. An dein
Schalter stand man an. llnb weil die Schlange auf dein Bahnhof keinen
Platz in einer geraden Linie hatte, wand sie sich in einer langen Spirale
und ging in gewundenen Linien durch die ganze Halle.

2jn der Halle schrien und heulten die Wickelkinder, deren fast jede Frau
eines auf dein Arm trug und die ans irgendeinem Grund sehr unruhig
waren.

Draußen, neben der Wand deS Bahnhofs, auf dem Bahnsteig, stand
ebenfalls eine ganze Reihe Weiber mit Kindern auf dem Arni. Die Weiber
eilten nicht auf den Bahnhof, sie hatten keine Sachen mit, und Waren
hatten sie mul) keinerlei. Aber vor ihnen drückte sich die Menge ioie vor den
Marktweibern, die auf dem Bahnhof Gier, Wurst und Brot verkaufen.

„Warum seid ihr hier angestellt", schrie sie der Milizsoldat an. „Ihr
wollt wohl Karten, he — dann geht doch in den Bahnhof hinein, sonst
jage ich euch auf der Stelle znm Teufel!"

Die Weiber gingen in ganzen Scharen zögernd in den Bahnhof.

DaS Geschrei in der Halle wurde ärger.

„Waö hat denn nur die verfluchte Gesellschaft? Sie schreien ja ioie
am Spiesz", sagte der Arbeiter, der mit einem Sack Kartoffeln dastand
und der sich am Ende der Schlange, gleich bei der Tür, hatte anstellen
müssen.

Eine junge Frau hatte sogar zwei Wickelkinder. Eines trug sie auf dem
Arm, das andere hatte sie in einem Tuch an der Wand auf den Boden
gelegt.

„Was ist denn mit den Leuten? Woher sie nur alle kommen?!"

„llnd alle mit Kindern, alle mit Kindern. Vielleicht langen nicht ein-
mal die Billetten dafür."

„Sehr einfach, die Hälfte wird bis zum Morgen hier bleiben, und die
mit den Wickelkindern werden alle wegfahren. Die kriegen Karten außer-
halb der Reihe.

„Ach meine Güte, wenn ich das nur gewußt hätte, dann hätte ich
meines doch auch initgenonnnen", sagte eine Frau in kurzem Mantel.

„Frag halt vorn bei den Frauen, die an der Wand sieben."

„Werden sie Kinder h e r l e i h e n ? . .


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Alfred Kubin: Die Anrempelung
Panteleimon Sergejewitsch Romanow: Die Spekulanten
 
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