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1 9 3 3 / NR. 15

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MICHAEL S O S C H T S C H E N K O

Dies ist eine wahre Begebenheit. Sie spielte
sich in Astrachan ab. blnd erzählt hat sie mir
einer von: Theater.

„Sehen Sie", sagte er, „immer werde ich
gesragt, ob ich Schauspieler war? Nun, ich
war es. Spielte an verschiedenen Bühnen.
Trat in innigste Berührung mit der dramatischen

Kunst. Bloß-es ist ja alles Unjlnn! Da

ist nichts Außergewöhnliches dran! — Natür-
lich, genau überlegt, hat die Schauspielkunst
gewiß manches Gute.

Zum Beispiel: der Vorhang geht aus, das
Publikum sieht dich; unter den Anwesenden
bemerkst du allerhand Bekannte: Verwandte
von seiten deiner Frau, - Mieter aus deinem
Hause. Du blickst sie an: da — im Parterre —
zwinkert dir jemand wohlwollend zu: „Nur
keine Angst! Wirst deine Sache schon gut
machen, Waßja!" — Auch du gibst ihnen kleine
Zeichen, beruhigst sie mit den Augen: „Regt
euch nicht auf, liebe Mitbürger — wird alles
klappen? . .Aber — wenn man es sich so

recht überlegt, birgt dieser Berus wenig Gutes
in sich und richtet letzten Endes die Nerven
zugrunde. So spielten wir beispielsweise ein-
mal das Stück: „Wer ist schuldig?"

Eine sehr packende Sache. Im zweiten Akt
bereits wird ein Kaufmann vor den Augen des
Publikums vollkommen ausgeraubt. Ganz
naturalistisch dargestellt. Der Kaufmann schreit,
wimmert, wehrt sich mit Händen und Füßen.
Wird aber dennoch bis aufs Hemd aus-
geplündert. Ein beängstigendes Stück. . .
Register
Rubey: In unserer Zeit steht alles Kopf
Michail Soschtschenko (Sostschenko): Der Schauspieler
 
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