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von Horvath

Der bayerische Falstaff erzählt von seinen Taten

Auf der Suche

Im achtzehnten Jahrhundert kam ein da-
mals berühmter Gelehrter van Halle nach
Potsdam. An der Torwache der Stadt fragte
ihn der dort postierte Soldat, wer er sei und
woher er komme. Der Gelehrte nannte seinen
Namen und sagte, daß er .Magier legens
in Halle sei. Der Soldat meldete dies dem
diensthabenden Offizier, und dieser ließ den Ge-
lehrten in die Wachtstube kommen.

„Also, Ihr seid so ein gelehrtes Haus",
sagte der reichlich hochfahrende Leutnant, nach-
dem er die Personalien des Ankömmlings aus-
genommen hatte, „da könnt Ihr schnell einmal
einen geistreichen Witz machen."

Der Gelehrte war empört über diese Zu-
mutung und daS ganze respektlose Benehmen
des jungen Leutnants, sah sich im Zimmer um,
bückte sich, schaute in alle Ecken und Winkel
und schwieg.

„Soll das etwa Euer Witz sein?" fragte der
Leutnant.

„O nein, sagte der Gelehrte, „ich suche nur
jemand, der ihn versteht."

X. O.

Zwei Sportsärzte von der Breslauer Be-
russberatungsstelle haben die verschiedenen
Wirkungen untersucht, die bei Boxern ein k.o.

hinterläßt. Der reizvollste k.o. ist der durch
Kinnhaken; er vermittelt Empfindungen wie
im Opiumrausch. Dagegen ist sehr unange-
nehm der „Rabbit Punch", der „Karnickel-
schlag" in den Nacken, der zwar verboten ist,
aber doch manchmal vorkommt. Einem Boxer
sielen nach einem Karnickelschlag noch Wochen
später die Haare aus.

— Die Folge für die Berufsberatung wird
sein: ein Appart zur eingehenden Prüfung des
HaaransatzfestigkeitSgradeS. Telia.

Ode im Dauerregen

Weiß Golt, das nennt sich ein Weller!
Der Flieder hlühl als Wasserpflanze.

Fs tropfen alle Blätter.

Und Frühling sw eben heißt das Ganze.

Wollsachen auf erstehn,

kaum eingemottet, aus der Truhe. —

Die Lorelei und sonstige Feen
benutzen Gummischuhe.

Im Rundfunk raunt die Sage
beziehungsweise der Wetterbericht,
es kämen auch trockene Tage.

Wir aber merken*s nicht.

Wir waten durch nasse Gassen.

Der Himmel hat einen Regen-Spleen.
Allmählich wachsen uns Flossen:

Wir werden submarin.

WalterG. F. L i e r k e

Maikäfer

Maikäfer sind Schädlinge. Denn sie fressen
die Bäume kahl. Maikäfer sind aber anderseits
auch nützlich. Denn sie bieten dem Arbeitslosen
eine Berdienstmöglichkeit, wenn die Zeit des
SchneeschaufelnS vorüber ist.

Besonders viele Maikäfer gibt's in Mistel-
bach. Drum läßt die Gemeinde Mistelbach die
Maikäfer systematisch vertilgen, bind bezahlt
dem Maikäsersammler für ein Kilo Maikäfer
zwanzig Groschen.

Meier in Mistelbach ist seit Monaten posten-
los.

Meier in Mistelbach möchte gern etwas
verdienen.

Meier in Mistelbach klaubt einen dicken,
fetten Maikäfer auf und geht damit zum Ge-
mischtwarenhändler Maibaum.

„Bitt" schön, Herr Maibaum", sagt er, „tun
S' mir den Ncaikäser da abwiegen!"

„WaaaS?" fragt Maibaum ganz perplex,
„den Maikäfer soll i abwieg'n?"

„Ja, ja", nickt Meier, „i tät nämlich gern
wiss'n, wie viele Maikäfer eigentlich auf a Kilo
gehn, damit i siech', ob st" dös Maikäfersam-
meln überhaupt auSzahlt!"

Salpeter

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Salpeter: Maikäfer
Walther C. F. Lierke: Oder im Dauerregen
[nicht signierter Beitrag]: Auf der Suche
Lajos v. Horvath: Der bayerische Falstaff erzählt von seinen Taten
Teha: K. O.
 
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