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auf uns zu. Er trug feine neue Obertertianer-
mätzc, die aus braunem Samt gefertigt war,
sehr schief, und ich merkte wohl, wie er ver-
schmitzt lächelte, als er uns sah. Auch gewahrte
ich durch einen fluchtigen Seitenblick, daß Elfi
rot wurde. Nun — ich wußte ja.

Das Kalb grüßte mit einer ekelhaften Höf-
lichkeit und trat zu uns. Wir gratulierten uns
gegenseitig zur Versetzung. Dann fragte er:

„Kommst du nicht noch ein bißchen mit —
und Sie vielleicht auch, Fräulein Elschen? Es
ist so brillantes Wetter heute."

„Leider habe ich keine Zeit", sagte ich. „Man
erwartet mich zu Hause."

,,^zch habe eS nicht fo eilig", meinte Elfi.
,,^ch komme schon noch ein Endchen mit."

„Na, dann nuten Tag!

„Guten Tag!"

Elsi und ich sahen uns beim Abschied nicht
an . . .

Als ich ein Stück von ihnen weg war,
wandte ich mich noch einmal um: er pflückte
ihr gerade ein paar Blumen am Wege.

„Es macht sich schon!" dachte ich und lachte.
Dann schlug ich mit dem Stock nach den Kasta-
nienblättern über mir und dachte an die Zu-
kunft. Dabei kam mir Käthchen Broskolvsky
in den Sinn, die Kleine mit dem braunen
Seidenhaar.

lind mein Entschluß war bald gefaßt.

„Ach lvaö!" sprach ich entschlossen vor mich
hin und schlug mit dem Spazierstock einen
ganzen Kastanienzacken herunter, — „Mit Elfi
ist die Sache nun doch mal er — ich werde
jetzt Käthchen Broskowsky lieben!"

Beim Nachlassen

1

i

3. Geis

„fiaZ/o, Herr Kollege, beißt hier was?“

oder Abflauen der männlichen Energie, der
Vitalität, der Angriffsbereitschaft gegenüber
neuen Problemen, bei Abgespanntheit, Inter-
esselosigkeit, dem Gefühl beginnender Unter-
wertigkeit, kurz, bei denjenigen Erscheinungen,
die bedeuten, daß man alt wird, wirken die

flflnalnram-Tabletten

hergestellt nach dem Rezept eines bek. Drüsen-
forschers aus 24 Heilkräutern, als ausgezeich-
netes Mittel zur Wiederherstellung des frühe-
ren Zustandes. Sie beeinflussen außerdem auch
alle anderen Drüsen ganz außerordentlich.
Überall in einschlägigen Geschäften vorrätig.
Preis der Schachtel mit 50 Stück RM. 5.40.
Falls nicht erhältlich, wende man sich post-
kartlich (auch wegen kostenloser Literatur) an
das

PRANA-HAUS

Pfullingen, M. 13 in Württ.

OSU-POR

Einige Bemerkungen zum 14. Band des „Großen Brockhaus"
(792 Seiten; in Ganzleinen RM. 23.40, bei Rückgabe eines
alten Lexikon nach den festgesetzten Bedingungen RM. 21.15.)

Der praktische Wext des „Großen Brockhaus" für den Be-
sitzer wächst mit jedem Band; schon sind wir mit musterhafter
Pünktlichkeit beim vierzehnten angelangt. In absehbarer Zeit
werden wir das Werk von A—Z vor uns haben. Der soeben
erschienene Band bringt die Stichwörter zwischen OSU und
POR, oder genauer ausgedrückt, zwischen Osuna (einer Be-
zirksstadt in Spaitien) und Porzellanton. Ein jeder Brock-
hausband ist eine Welt im Kleinen, man kann sich, von der
Fülle der fesselnden Stichwörter und Abbildungen verlockt,
regelrecht darin verirren, so daß man sich erst nach stunden-
langem Lesen zu dem zurückfindet, was man suchte. Dies
„Schmökern" ist nett und unterhaltsam, anregend und be-
lehrend, aber der vielgeplagte Mensch von heute wird nur in
Mußestunden Zeit dafür finden. Für den harten Arbeitstag
hat der Brockhaus andere Aufgaben: uns aber alles das,
was wir nicht wissen — und was wir doch aus irgendeinem
Grund wissen müssen — sachlich und gewissenhaft zu unter-
richten. Ja noch mehr: er soll nicht nur das Wissen der Welt
in jedem Augenblick für uns bereithalten, er soll unser Leben
mit diesem Wissen durchdringetr und uns zeigen, wie wir es nutz-
bringend verwenden können. Er soll die stets gegenwärtige
Mahnung sein, über nichts ein Urteil zu fällen, eine An-
schauung zu bilden, über das wir nicht genau Bescheid wissen.
Der vor uns liegende 14. Band kann uns einige gute Bei-
spiele dafür geben, wie im „Großen Brockhaus" Wissen und
Lebenspraxis einander durchdringen und ergänzen. Schlagen
wir einmal wahllos ein Stichwort auf: Patent. Im Jahre
1930 — so lesen wir — wurden in Deutschland 26 737 Patente
erteilt. Die bei uns für ein Patent zu erlegende Gebühr
beträgt für die ersten vier Jahre 30 RM. jährlich, sie steigt
dann im Laufe der Jahre bis auf 1200 RM.^ Die für die
schutzfähigen 18 Jahre einschließlich der Anmeldegebühr zu
entrichtende Summe beträgt 7120 RM. Auch wie es mit der
Patenterteilung in den fremden Staaten steht, finden wir in
einer übersichtlichen Aufstellung. — Etwas für die Damen:
die vielfach von „Schönheitsinstituten" empfohlene Paraffin-
behandlung hat oft schwere Gesundheitsstörungen im Gefolge
und ist daher nicht anzuraten. (Das Nähere kann man tm

Brockhaus unter „Paraffinbehandlung" Nachlesen.) — Wird
das Pferd vom Motor ganz verdrängt werden? Brockhaus
antwortet mit Nein: „Bisher hat das Pferd dem Motor
keineswegs weichen müssen; die meisten Arbeiten in der euro-
päischen Landwirtschaft werden durch das Pferd besser und
billiger ausgeführt als mit dem Motor". Wir können (1931)
noch immer etwa 3^2 Millionen Pferde in Deutschland zählen.
— Da fällt unser Blick auf ein Wort, das gerade heute zum
Schreck für viele geworden ist: Pfändung. Man muß darüber
Bescheid wissen: Seit der Notverordnung vom 14. 6. 1932 sind
vom Arbeitslohn monatlich 165 RM. beschlagnahmefrei sowie
der dritte Teil des Mehrbetrages, soweit der Lohn 500 RM.
monatlich nicht übersteigt. — Oder ein paar andere Beispiele:
Das mittlere Datum für das Aufblühen der Obstbäume ist
für die Rheinische Tiefebene der 22. bis 28. April, für den
Oberharz der 20. bis 26. Mai (Textkarte: Phänologie. Wer
eine Frühlingsreise plant, weiß über solche Dinge gern Be-
scheid). — Die letzte Pferdebahn in Deutschland fuhr im Jahre
1925 in Werder bei Potsdam. —' Im Deutschen Reich kommen
reichlich 2000 Pilzarten vor. (Die 45 wichtigsten davon finden
wir in naturgetreuen Farben dargestellt.) — Der erste Ozean-
flug von Amerika nach Europa war nicht der Lindberghs,
sondern bereits im Mai 1919 flog Read von Neuyork nach
Plymouth. — Trotz der wissenschaftlich erwiesenen Unmög-
lichkeit sind Pläne für das Perpetuum mobile häufig paten-
tiert worden; so erhielt noch 1878 ein Erfinder ein deutsches
Neichspatent auf einen Magnetmotor, der ein Perpetuum
mobile sein sollte! — Diele wenigen Beispiele aus dem neuen
Band mögen zeigen, wie hier wissenschaftliche Belehrung und
praktische Lebensweisheit Hand in Hand gehen. Und zum
Text fehlt nie das Bild, lebendig, das Wesentliche erfassend,
Vermittler höchster Anschaulichkeit: Schaubilder wirtschaftlicher
Vorgänge (Pendelwanderungen, Außenhandel Polens, Papier-
industrie); Notenbeispiele (Phantasie, Phrase, Polymetrie,
Polonäse); bunte Stadtpläne mit genauen Straßenverzeich-
nissen (Paris); Bilder aus der Tier- und Pflanzenwelt
(Palmen, Papageien, Pferde, Pflanzengeographie, Perlen);
aus Industrie und Technik (Papierherstellung, Photogeogra-
phie, Porzellanherstellung). Man muß den Band schon selbst
in die Hand nehmen, um sich ein richtiges Bild über die
erschöpfende Fülle des Gebotenen zu machen. Eins aber kann
gesagt werden: Das Geld, das für die Anschaffung des

„Großen Brockhaus" ausgegeben wird, ist wertbeständig an-
gelegt und trägt gute Zinsen.

1933 / JUGEND NR. 33 / 8. August 1933

VierteljahveS'Preis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig

Begründer: Dr. GEORG Hl RTH. - Verantwortlich für Text und Anzeigenteil: GEORG POSSELT, München. — Verlag: G. H I R T H VERLAG AG., München. — Für die
Herausgabe in Österreich verantwortlich: 1. RAFAEL, Wien I, Schulerstr. 11. — Für die Redaktion In Österreich verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, Hoch-
bchulstraße 25. — Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH VERLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-
Druckerei, München, Herrnstraße 10. — Entered as second dass matter, Postoffice New York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend", Herrnstraße 10, zu

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