Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (38.1933, (Nr. 1-52))

Fünfzigmal über den Ozean

Anton L e i d I

Die Bewohner des Meeres nehmen lebhaften A nt eil in der Erwartung, ihr idyllisches Da-
sein bald frei von jeder Störung durch Ozeandampfer führen zu können.

(Diese Hoffnung der Ozeangeschöpfe mag Ihnen, verehrter Leser, utopisch erscheinen. Wir verraten Ihnen deshalb, daß
wir das Bild auf Wunsch einer recht großen illustrierten Zeitschrift einsetzen, die es in fünfzig Jahren in einem Rückblick
„Vorausgesagte Wunder der Technik — wer hätte es seinerzeit für möglich gehalten?“ — bringen will.)

in seiner Brieftasche. „Darf ich Ihnen nach dem
Geschäftlichen nach in aller Freundschaft eine
Zigarette anbieten?"

„Zn liebenswürdig ..."

Francis Gould gab Banleyden zuvorkom-
mend Feuer und sah ihn forschend an, als er die
ersten Züge machte. „Gestatten Sie eine
Frage, die für mich sozusagen eine Gewissens-
angelegenheit ist: wie finden Sie meine Zigaret-
ten?" '

„Ganz ausgezeichnet . . ."

„Wollen Sie sich nicht die Marke näher
ansehen?"

„D e n u S ..." las Danleyden. „Venus?!"

„Es beruhigt mich wirklich außerordentlich,
daß Ihnen die Zigarette „Venus" zusagt",
bemerkte Francis Gould liebenswürdig. „Sie
waren ja, wie alle Welt weiß, der einzige Star,
der bis jetzt alle Reklameanträge abgelehnt hat
und es wäre mir ganz außerordentlich pein-
lich, wenn Sie das erstemal, da Sie mit diesem
Prinzip gebrochen haben, Ihre Ansicht nicht
vor der Öffentlichkeit vertreten könnten, so

sehr es mir auch schmeichelt, daß ich unter zu-
mindest tausend Antragstellern der einzige ge-
wesen bin, dem es geglückt ist, Ihren Wider-
stand zu brechen."

„Ja, bitte, wollen Sie mir nicht er-
klären . . ."

„Ach so, ich sehe, Sie verstehen nicht recht.
Herr Danleyden, Sie haben mir vor wenigen
Minuten das glänzendste schriftliche Gutachten
über die von mir vertretene Zigarette „Venus"
gegeben, das ich in meiner ganzen langjährigen
Praxis je erhalten habe!"

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