DOI Heft:
Nr. 47
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.6777#0749
Sailer
Das Drehbuch'
Rußkin fff ein tüchtiger Mann: er war nach-
einander Textilhändler, Häuserschieber, Börsen-
spekulant — und überall kam er mit einem
blauen Auge davon.
Mit den letzten Resten seines Vermögens
gründete er, ohne von der Branche eine Ahnung
zu haben, eine Filmgesellschaft. Einige Geld-
geber waren schnell gesunden — und bald
wurden zwei Filme in Angriff genommen: „DaS
Mädel mit der untätowierten Haut" und „Was
sich liebt, das schlägt sich."
Drei Monate nach Fertigstellung der Filme,
die in den Vorankündigungen als Offenbarun-
Wer? — wen...?
Die „Zenith"-Film-Ges. m. b. H. legte sich
zu Beginn ihrer neuen Saison einen neuen
Filmdichter bei.
Zwecks Verbesserung der Qualität der Dreh-
bücher und Hebung des Filmniveaus, wie sie
durch ihren Reklamechef stolz in sämtlichen
Blättern des In- und Auslandes verkünden
ließ.
Der erste Film dieser verbesserten und
gen der Filmkunst angepriesen wurden, war
Rußkin pleite.
Der Erfolg: Gerichtsverhandlung. Resultat:
Acht Monate Gefängnis wegen Krida und
Betrug.
„Wie war das nur möglich ..fragen die
Freunde. „Du, ein tüchtiger, versierter Mensch
— und so ein Ende!"
„Tja. . ." murmelt Rußkin melancholisch,
„eine heilsame Lehre für mich ... Diese blöd-
sinnige Filmgeschichte — wenn ich nächstens
wieder so etwas in Angriff nehme, werde ich
mir das Drehbuch etwas genauer ansehn!"
„Welches Drehbuch . ..?"
Murrt Rußkin zwischen den Zähnen: „DaS
Strafgesetzbuch!" ~ S.T.
gehobenen Produktion sollte der Gr^ßsilm
„Julius Cäsar oder Auch du wirst mich einmal
ermorden" werden.
DaS sollte auch die erste Arbeit des neuen
erfolgreichen Manufkriptautors fein.
Dieser machte sich auch sofort an die Arbeit.
Eine Kaffeemaschine sandte würzige Gerüche in
die Luft, eine Zigarrenkiste lockte verheißend
und ein Stenomädel steckte den Bleistift ab-
wartend zwischen die roten Lippen.
Oie Filmschlange
Der Filmdichter ging indessen in Gedanken
im Zimmer auf und ab. Hinter seiner gerun-
zelten Stirne arbeitete eS mächtig.
„Hm..." überlegte er im Auf- und Ab-
gehen, „die Grundzüge des Filmes liegen klar
vor meinen Augen. . . allerdings: gewiße neue
dramatische Momente höchsten Effektes mäßen
in diese olle historische Geschichte eingebaut wer-
den . .. Also da werden wir zunächst mal eine
Frau nehmen ... so eine Art Vamp ... und
die stellen wir zwischen Cäsar und BrutuS...
beide lieben sie. . . sie aber betrügt einen mit
dem anderen... daS geht so eine Zeitlang...
bis zu den Iden des März .. . dann aber fliegt
die Geschichte auf... hm, ja . . . bis daher ganz
nett.. . daS läßt sich schon ganz spannend
machen . . . aber jetzt der Schluß.. . daS ist die
Hauptsache, die Krönung des Ganzen... der
Schluß entscheidet über Erfolg oder Nichterfolg
des Filmes ..."
Er blieb einen Augenblick stehen, zündete sich
eine Zigarre an.
Dann setzte er seine Wanderung durch daS
Zimmer fort.
„Der Schluß also..wiederholte er noch
einmal sinnend, „da muß etwas sehr Wirkungs-
volles hinein. .. und das hängt jetzt einzig und
allein von mir ab .. . Etwas sehr Wirkungs-
volles ... ja . .. denken wir mal also ruhig
nach: was ist wirkungsvoller: wenn der Bru-
tus den Cäsar umbringt — oder der Cäsar den
Brutus ..S. T.
Filmhumor des Auslands
„Gestern ging ich mit meiner Frau ins Kino
und kam neben ein bildhübsches Mädchen zu
sitzen."
„Und ich ging gestern mit einem bildhübschen
Mädchen ins Kino und kam neben meine Frau
zu sitzen." (Life)
R u b e y
Die wilden Löwen sind unzufrieden: „Mit dem Film ist nichts mehr los. Was waren
das für Zeiten, wo wir während der Aufnahme jedesmal einen echten Neger fressen
durften“
747
Das Drehbuch'
Rußkin fff ein tüchtiger Mann: er war nach-
einander Textilhändler, Häuserschieber, Börsen-
spekulant — und überall kam er mit einem
blauen Auge davon.
Mit den letzten Resten seines Vermögens
gründete er, ohne von der Branche eine Ahnung
zu haben, eine Filmgesellschaft. Einige Geld-
geber waren schnell gesunden — und bald
wurden zwei Filme in Angriff genommen: „DaS
Mädel mit der untätowierten Haut" und „Was
sich liebt, das schlägt sich."
Drei Monate nach Fertigstellung der Filme,
die in den Vorankündigungen als Offenbarun-
Wer? — wen...?
Die „Zenith"-Film-Ges. m. b. H. legte sich
zu Beginn ihrer neuen Saison einen neuen
Filmdichter bei.
Zwecks Verbesserung der Qualität der Dreh-
bücher und Hebung des Filmniveaus, wie sie
durch ihren Reklamechef stolz in sämtlichen
Blättern des In- und Auslandes verkünden
ließ.
Der erste Film dieser verbesserten und
gen der Filmkunst angepriesen wurden, war
Rußkin pleite.
Der Erfolg: Gerichtsverhandlung. Resultat:
Acht Monate Gefängnis wegen Krida und
Betrug.
„Wie war das nur möglich ..fragen die
Freunde. „Du, ein tüchtiger, versierter Mensch
— und so ein Ende!"
„Tja. . ." murmelt Rußkin melancholisch,
„eine heilsame Lehre für mich ... Diese blöd-
sinnige Filmgeschichte — wenn ich nächstens
wieder so etwas in Angriff nehme, werde ich
mir das Drehbuch etwas genauer ansehn!"
„Welches Drehbuch . ..?"
Murrt Rußkin zwischen den Zähnen: „DaS
Strafgesetzbuch!" ~ S.T.
gehobenen Produktion sollte der Gr^ßsilm
„Julius Cäsar oder Auch du wirst mich einmal
ermorden" werden.
DaS sollte auch die erste Arbeit des neuen
erfolgreichen Manufkriptautors fein.
Dieser machte sich auch sofort an die Arbeit.
Eine Kaffeemaschine sandte würzige Gerüche in
die Luft, eine Zigarrenkiste lockte verheißend
und ein Stenomädel steckte den Bleistift ab-
wartend zwischen die roten Lippen.
Oie Filmschlange
Der Filmdichter ging indessen in Gedanken
im Zimmer auf und ab. Hinter seiner gerun-
zelten Stirne arbeitete eS mächtig.
„Hm..." überlegte er im Auf- und Ab-
gehen, „die Grundzüge des Filmes liegen klar
vor meinen Augen. . . allerdings: gewiße neue
dramatische Momente höchsten Effektes mäßen
in diese olle historische Geschichte eingebaut wer-
den . .. Also da werden wir zunächst mal eine
Frau nehmen ... so eine Art Vamp ... und
die stellen wir zwischen Cäsar und BrutuS...
beide lieben sie. . . sie aber betrügt einen mit
dem anderen... daS geht so eine Zeitlang...
bis zu den Iden des März .. . dann aber fliegt
die Geschichte auf... hm, ja . . . bis daher ganz
nett.. . daS läßt sich schon ganz spannend
machen . . . aber jetzt der Schluß.. . daS ist die
Hauptsache, die Krönung des Ganzen... der
Schluß entscheidet über Erfolg oder Nichterfolg
des Filmes ..."
Er blieb einen Augenblick stehen, zündete sich
eine Zigarre an.
Dann setzte er seine Wanderung durch daS
Zimmer fort.
„Der Schluß also..wiederholte er noch
einmal sinnend, „da muß etwas sehr Wirkungs-
volles hinein. .. und das hängt jetzt einzig und
allein von mir ab .. . Etwas sehr Wirkungs-
volles ... ja . .. denken wir mal also ruhig
nach: was ist wirkungsvoller: wenn der Bru-
tus den Cäsar umbringt — oder der Cäsar den
Brutus ..S. T.
Filmhumor des Auslands
„Gestern ging ich mit meiner Frau ins Kino
und kam neben ein bildhübsches Mädchen zu
sitzen."
„Und ich ging gestern mit einem bildhübschen
Mädchen ins Kino und kam neben meine Frau
zu sitzen." (Life)
R u b e y
Die wilden Löwen sind unzufrieden: „Mit dem Film ist nichts mehr los. Was waren
das für Zeiten, wo wir während der Aufnahme jedesmal einen echten Neger fressen
durften“
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