DOI Heft:
Nr. 49
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.6777#0774
Oberland
Carl Reiser
DTtan sagt, die heutige Jugend habe keine
Ideale.
Man sagt, die heutige fugend sei realistisch
eingestellt.
Insbesondere die weibliche.
bind da eS schließlich van allgemeinem Inter-
esse ist, das einwandfrei und in einer jeden
Zweifel ausschließenden Weise klarzustellen, habe
ich mich an Kitty gewendet.
Kitty ist ein junges, süßes, blandes Geschöpf,
achtzehn Jahre alt, mit den unschuldigsten
blauen Augen und den vielversprechendsten
Grübchen.
Volkslie d
l)u erstes süßes Verhältnis
Wo magst du Schelm wohl sein
Ich dacht nicht ans Abschiednehmen
Vor lauter Zärtelein.
Beim Auseinandergehen
da sagt er sehr kühl Ade.
Leb wohl du kleines Verhältnis ■
Bis ich dich mal wiederseh.
.Jakob Häringe r.
IDEALE
Wenn sie über die Straße geht, blicken ihr
alle Männer nach.
Wenn sie im Strandbad dahinschreitet,
leichtfüßig und elastisch, steigt die Lufttempe-
ratur infolge der nach ihr ausgesandten männ-
lichen Glutblicke.
Dieses Mädel, spvrt- und kinvbegeistert,
mußte doch wissen, ob sie ein Ideal besitze oder
nicht!
„Kitty..." fragte ich daher, „seien Sie mal
aufrichtig und beantworten Sie mir eine Frage:
Ich weiß, Sie sind ein durch und durch moder-
nes Geschöpf. Sagen Sie ehrlich: haben Sie
noch ein Ideal.. .?"
„Ein Ideal . . .?" meint Kitty nachdenklich,
bind dann blitzen ihre Augen auf. „D ja!" nickt
jie eifrig. „Natürlich habe ich ein Ideal. Das-
selbe Ideal, wie alle anderen Mädchen!"
„Llnd was ist euer Ideal. . .?" frage ich,
atemlos vor Spannung.
„Unser Ideal .. .", erklärt Kitty, „ist ganz
einfach: es in jedem Sport so weit zu bringen,
daß man sich im Notfälle damit sein Brot ver-
dienen könnte — und dann so reich zu heiraten,
daß man es nicht mehr nötig hat!"
112
Carl Reiser
DTtan sagt, die heutige Jugend habe keine
Ideale.
Man sagt, die heutige fugend sei realistisch
eingestellt.
Insbesondere die weibliche.
bind da eS schließlich van allgemeinem Inter-
esse ist, das einwandfrei und in einer jeden
Zweifel ausschließenden Weise klarzustellen, habe
ich mich an Kitty gewendet.
Kitty ist ein junges, süßes, blandes Geschöpf,
achtzehn Jahre alt, mit den unschuldigsten
blauen Augen und den vielversprechendsten
Grübchen.
Volkslie d
l)u erstes süßes Verhältnis
Wo magst du Schelm wohl sein
Ich dacht nicht ans Abschiednehmen
Vor lauter Zärtelein.
Beim Auseinandergehen
da sagt er sehr kühl Ade.
Leb wohl du kleines Verhältnis ■
Bis ich dich mal wiederseh.
.Jakob Häringe r.
IDEALE
Wenn sie über die Straße geht, blicken ihr
alle Männer nach.
Wenn sie im Strandbad dahinschreitet,
leichtfüßig und elastisch, steigt die Lufttempe-
ratur infolge der nach ihr ausgesandten männ-
lichen Glutblicke.
Dieses Mädel, spvrt- und kinvbegeistert,
mußte doch wissen, ob sie ein Ideal besitze oder
nicht!
„Kitty..." fragte ich daher, „seien Sie mal
aufrichtig und beantworten Sie mir eine Frage:
Ich weiß, Sie sind ein durch und durch moder-
nes Geschöpf. Sagen Sie ehrlich: haben Sie
noch ein Ideal.. .?"
„Ein Ideal . . .?" meint Kitty nachdenklich,
bind dann blitzen ihre Augen auf. „D ja!" nickt
jie eifrig. „Natürlich habe ich ein Ideal. Das-
selbe Ideal, wie alle anderen Mädchen!"
„Llnd was ist euer Ideal. . .?" frage ich,
atemlos vor Spannung.
„Unser Ideal .. .", erklärt Kitty, „ist ganz
einfach: es in jedem Sport so weit zu bringen,
daß man sich im Notfälle damit sein Brot ver-
dienen könnte — und dann so reich zu heiraten,
daß man es nicht mehr nötig hat!"
112