1
A\ M IE IR IIIK A'M IIS C IUI IE IK L IE IHII €. KEITEN
Praktischer Unterricht
Eine wohlerzogene junge Dame, die zwar
schon ein wenig chauffieren konnte, sich aber
den Anforderungen des Neuyorker Verkehrs
noch nicht gewachsen fühlte, entschloß sich, die
Dienste eines Fahrlehrers in Anspruch zu neh-
men. Sie war nicht wenig erstaunt, als ihr
anläßlich der ersten Lektion der Lehrer plötzlich
ins Ohr flüsterte: „Haben Sie eben »mein
süßer Junge' zu mir gesagt?" Die junge Dame
wurde blaß vor Wut und Verlegenheit, ver-
gaß alle ihre Chauffierkünste und wandte sich
dem Lehrer zu, um ihm gehörig ihre Meinung
zu sagen. „Das soll lediglich eine Lehre für Sie
sein", antwortete dieser kühl, „daß Sie, was
immer man Ihnen sagt, stets die Straße im
Auge behalten müssen!"
Schwierige Begrüßung
Der Senator des amerikanischen Bundes-
staates Minnesota, Christianson, erschien eines
Tages im Staatsgefängnis Stillwater, um
eine Ansprache zu halten. „Ehrenwerte Mit-
bürger!" begann er, nachdem sich die Insassen
des Gefängnisses versammelt hatten. Ein Mur-
meln des Entzückens verbreitete sich unter den
Zuhörern und der Senator, ein wenig verwirrt
geworden, begann von neuem: „Mitsträf-
linge..." Lautes Lachen erscholl. „O, Sie
wissen schon, was ich meine!" rief der Senator
jetzt aus. „Ich freue mich aufrichtig, so viele
von euch hier versammelt zu sehen . 1." Aber
auch diese Begrüßung fiel nicht auf frucht-
baren Boden. Zwischenrufe mengten sich in das
Gelächter und der Senator verließ entrüstet
die Versammlung.
Eine beruhigende Antwort
Eine Mutter ließ ihre fünfjährige Tochter
in eine jener mit modernsten pädagogischen
Methoden arbeitenden Schulen einschreiben,
die die kindlichen Aufnahmswerber komplizierten
psychologischen Eignungsprüfungen unterziehen.
Eine der dem Kind von der Prüfungskom-
mistärin gestellte Frage lautete: „Bist du ein
Bub oder ein Mädel?" Die Fünfjährige sah
die Fragerin einen Augenblick entgeistert an und
sagte dann mit fester Stimme: „Ein Bub!"
Die Psychologin schien sehr bestürzt und nach
Beendigung des Verhörs nahm sie die Mutter
beiseite lind verhehlte ihr nicht, daß die Un-
sicherheit des Kindes über sein Geschlecht aller-
lei beunruhigende Schlüsse zulasse. Es sei nicht
unangezeigt, einen Spezialisten zu Rate zu
ziehen.
Alls dem Heimweg fragte die besorgte Mut-
ter ihr Töchterchen, warum sie denn der alten
Dame gesagt habe, daß sie ein Bub sei. „Ach
wäs", erwiderte die Kleine, „wenn einen» je-
mand eine so dumme Frage stellt, ist es doch
in Ordnung, wenn man ihm eine ebenso dumme
Antwort gibt." — L. K.
Die selige, fröhliche Weihnacht naht
mit Lichterglänzen und Schnee.
Sie findet Herz und Gemüt parat,
nicht minder das Portemonnaie.
Ein Engel geht durchs Warenhaus
und auch durch kleinere Läden.
Er stellt die schönsten Geschenke aus
für groß und klein und jeden.
Ein Püppchen für klein Ursula,
einen Rodelschlitten für Fritze . .
Für die aute arische Großmama
sind dicke Pulswärmer nütze.
Mama kauft ein, Papa kauft ein.
Pakete türmen sich auf .
Es soll jetzt nicht geknausert sein,
die Arbeitsnot braucht Kauf.
Die Sparmark rollt — und kommt zurück.
0 schenkende Festpoesie!
Und Elternauge und Kinderblick
erglänzen wie sonst nie.
Sebastian Premm
Telephonieren
und nicht verzweifeln I
10 Uhr morgens: „Hier Kasimir. Kann ich
vielleicht mal Fräulein Sigrid sprechen?"
„Fräulein Sigrid ist augenblicklich beim Ba-
den. Läuten Sie doch, bitte, nochmal etwas
später an."
11 Uhr: „Hier Kasimir. Ach bitte, rufen
Sie doch Fräulein Sigrid an den Apparats
„Fräulein Sigrid badet jetzt gerade. Viel-
leicht läuten Sie später nochmal..."
i Uhr mittags: „Hier Kasimir. Könnt ich
vielleicht jetzt Fräulein Sigrid ...?"
„Ja einen Augenblick.-- Sind Sie noch
da? Fräulein Sigrid ist gerade mit Baden
beschäftigt. Vielleicht-"
io Uhr nachts. Nachtgespräch, doppelte
Taxe: „Hier Kasimir! Sagen Sie doch, bitte,
Fräulein Sigrid, ich möchte ihr etwas äußerst
Dringendes mitteilen. Sie möchte doch »in
be—dingt sofort aus der Badewanne kommen!
II. Rewald
Rubey
Nacht-Caf e
„Ist gut, daß unser Kapellmeister verlobt ist, sonst müßten wir ganz allein spielen.“
794
A\ M IE IR IIIK A'M IIS C IUI IE IK L IE IHII €. KEITEN
Praktischer Unterricht
Eine wohlerzogene junge Dame, die zwar
schon ein wenig chauffieren konnte, sich aber
den Anforderungen des Neuyorker Verkehrs
noch nicht gewachsen fühlte, entschloß sich, die
Dienste eines Fahrlehrers in Anspruch zu neh-
men. Sie war nicht wenig erstaunt, als ihr
anläßlich der ersten Lektion der Lehrer plötzlich
ins Ohr flüsterte: „Haben Sie eben »mein
süßer Junge' zu mir gesagt?" Die junge Dame
wurde blaß vor Wut und Verlegenheit, ver-
gaß alle ihre Chauffierkünste und wandte sich
dem Lehrer zu, um ihm gehörig ihre Meinung
zu sagen. „Das soll lediglich eine Lehre für Sie
sein", antwortete dieser kühl, „daß Sie, was
immer man Ihnen sagt, stets die Straße im
Auge behalten müssen!"
Schwierige Begrüßung
Der Senator des amerikanischen Bundes-
staates Minnesota, Christianson, erschien eines
Tages im Staatsgefängnis Stillwater, um
eine Ansprache zu halten. „Ehrenwerte Mit-
bürger!" begann er, nachdem sich die Insassen
des Gefängnisses versammelt hatten. Ein Mur-
meln des Entzückens verbreitete sich unter den
Zuhörern und der Senator, ein wenig verwirrt
geworden, begann von neuem: „Mitsträf-
linge..." Lautes Lachen erscholl. „O, Sie
wissen schon, was ich meine!" rief der Senator
jetzt aus. „Ich freue mich aufrichtig, so viele
von euch hier versammelt zu sehen . 1." Aber
auch diese Begrüßung fiel nicht auf frucht-
baren Boden. Zwischenrufe mengten sich in das
Gelächter und der Senator verließ entrüstet
die Versammlung.
Eine beruhigende Antwort
Eine Mutter ließ ihre fünfjährige Tochter
in eine jener mit modernsten pädagogischen
Methoden arbeitenden Schulen einschreiben,
die die kindlichen Aufnahmswerber komplizierten
psychologischen Eignungsprüfungen unterziehen.
Eine der dem Kind von der Prüfungskom-
mistärin gestellte Frage lautete: „Bist du ein
Bub oder ein Mädel?" Die Fünfjährige sah
die Fragerin einen Augenblick entgeistert an und
sagte dann mit fester Stimme: „Ein Bub!"
Die Psychologin schien sehr bestürzt und nach
Beendigung des Verhörs nahm sie die Mutter
beiseite lind verhehlte ihr nicht, daß die Un-
sicherheit des Kindes über sein Geschlecht aller-
lei beunruhigende Schlüsse zulasse. Es sei nicht
unangezeigt, einen Spezialisten zu Rate zu
ziehen.
Alls dem Heimweg fragte die besorgte Mut-
ter ihr Töchterchen, warum sie denn der alten
Dame gesagt habe, daß sie ein Bub sei. „Ach
wäs", erwiderte die Kleine, „wenn einen» je-
mand eine so dumme Frage stellt, ist es doch
in Ordnung, wenn man ihm eine ebenso dumme
Antwort gibt." — L. K.
Die selige, fröhliche Weihnacht naht
mit Lichterglänzen und Schnee.
Sie findet Herz und Gemüt parat,
nicht minder das Portemonnaie.
Ein Engel geht durchs Warenhaus
und auch durch kleinere Läden.
Er stellt die schönsten Geschenke aus
für groß und klein und jeden.
Ein Püppchen für klein Ursula,
einen Rodelschlitten für Fritze . .
Für die aute arische Großmama
sind dicke Pulswärmer nütze.
Mama kauft ein, Papa kauft ein.
Pakete türmen sich auf .
Es soll jetzt nicht geknausert sein,
die Arbeitsnot braucht Kauf.
Die Sparmark rollt — und kommt zurück.
0 schenkende Festpoesie!
Und Elternauge und Kinderblick
erglänzen wie sonst nie.
Sebastian Premm
Telephonieren
und nicht verzweifeln I
10 Uhr morgens: „Hier Kasimir. Kann ich
vielleicht mal Fräulein Sigrid sprechen?"
„Fräulein Sigrid ist augenblicklich beim Ba-
den. Läuten Sie doch, bitte, nochmal etwas
später an."
11 Uhr: „Hier Kasimir. Ach bitte, rufen
Sie doch Fräulein Sigrid an den Apparats
„Fräulein Sigrid badet jetzt gerade. Viel-
leicht läuten Sie später nochmal..."
i Uhr mittags: „Hier Kasimir. Könnt ich
vielleicht jetzt Fräulein Sigrid ...?"
„Ja einen Augenblick.-- Sind Sie noch
da? Fräulein Sigrid ist gerade mit Baden
beschäftigt. Vielleicht-"
io Uhr nachts. Nachtgespräch, doppelte
Taxe: „Hier Kasimir! Sagen Sie doch, bitte,
Fräulein Sigrid, ich möchte ihr etwas äußerst
Dringendes mitteilen. Sie möchte doch »in
be—dingt sofort aus der Badewanne kommen!
II. Rewald
Rubey
Nacht-Caf e
„Ist gut, daß unser Kapellmeister verlobt ist, sonst müßten wir ganz allein spielen.“
794