Die andere Version — und zwar die von
Liselottes Freundinnen kolportierte — lautet:
„Sehr verehrtes gnädiges Fräulein! Wenn
Sie diese Zeilen lesen, sitze ich bereits irn
Schnellzug. Mein klrlaub ist zu Ende. Es
wird mir eine Ehre sein, Sie und Ähre werten
Eltern bald wieder in Marienbad bedienen zu
dürfen. Mit der Bitte um Entschuldigung Ihr
Karl Dobrow, Kellner im Hotel Europa."
(Fettflecke.)
5 t. Mo ritz
„Ist eS wahr, Herr Bauchwitz, Sie haben
sich gestern verlobt? Wie heißt denn Ihre
Braut?"
„Anita — — — hat sie geheißen. Die
Verlobung ist inzwischen sehr zurückgegangen."
Max und Balduin erörterten den Fall.
„Jetzt bin ich Hahn im Korbe!" lockte Bal-
duin froh.
Max aber meckerte: „Hahn glaub ich nicht,
— Korb sicher!" bind umhüpfte seinerseits mit
bemerkenswerter Ausdauer die rotblonde Anita.
„Was Sie für eine kleine entzückende Hand
haben, Anita", zirpte Max. „Ich glaube,
beim Gähnen müssen Sie beide Hände vor den
Mund hal-, hoppla Sie haben doch
gar nichts von der schönen würzigen Luft,
Anita, — bei 2förcm kleinen Mund — —"
Anita aber machte: „P—! Geben Sie sich
keine Mühe, o Jüngling, ich bin verlobt!"
„Nanu, Herr Bauchwitz sagte doch
aber — —"
„— — verlooobt! Mit dem gestrickten
Wollwarenfabrikanten, Herrn Ölkopp."
Max, um Fassung ringend, röchelte: „Kön-
nen Sie sich nicht das nächste Mal mit mir
verloben?" II- Rewald
Die Belohnung
Der Lederhändler Hamerer erhielt einen ver-
siegelten Brief. „Herr Hamerer", stand darin/
„ln drei Tagen, daS ist am Freitag, abends,
Punkt neun blhr, müssen Sie für uns, die
schwarze Hand, 2000 Schilling in einem
Kuvert auf das Fensterbrett des Bibliothek-
zimmers Ihrer Villa legen. Wenn Sie es nicht
tun, sind Sie des Todes. Gleichfalls, wenn
Sie die Polizei oder andere verständigen.
Die schwarze Hand."
Die Brüder von der schwarzen Hand mach-
ten das große Kuvert auf. Ein Zettel lag
neben den Scheinen. Darauf stand:
S. 2000.—
abzügl. 2% Kassaskonto: S. 4°-—
Summa: S. i960.—
Die lange Leitung
Geschäftsbelebung
] o s ef Geis
Das Ehestandsdarlehen wirkt sich aus, es kommen schon Bestellungen.
„jef) würde dir gern einen
Kuß geben, Edith."
»Hm." ^
„Darf ich dir einen Kuß ge-
ben, Edith?"
„DaS sage ich nicht."
„Bedeutet das ja oder nein?"
„Das sage ich nicht, Alfred."
„Warum willst du eS mir
nicht sagen? Darf ich dich küssen,
ja oder nein?"
„Denk mal nach."
„Ich darf dir keinen Kuß ge-
ben?"
„Denk weiter nach."
„Ich darf dich wohl küssen,
Edith?"
„Du kannst aber schnell den-
ken, Alfred!" ' .
Trennung von Bett . . .
Än England hat ein Mann
sich von seiner Frau scheiden
lassen, sie aber svgleich alö Wirt-
schafterin angestellt, weil eS ihm
leid tat, eine so ausgezeichnete
Köchin zu verlieren.
— bind da sage noch einer, die
Liebe gehe durch den Magen.
Teha
Innendekoration
Der Dichter Hermann Bahr
ist vor kurzem durch die Ver-
leihung des silbernen Ehrenzeichens
der Republik -Österreich ausgezeich-
net worden.
klnlängst gratulierte ein Be-
kannter dem „ausgezeichneten"
Dichter und fragte bei dieser Ge-
legenheit: „Sagen Sie, Meister,
warum tragen Sie eicent.ich
Ihren Orden nicht?"
„Zch Hab' ihn ja eh angesteckt!
replizierte Bahr und hob seinen
wallenden Bart in die Höbe,
unter dem das Ehrenzeichen sil-
bern funkelte...
810
Liselottes Freundinnen kolportierte — lautet:
„Sehr verehrtes gnädiges Fräulein! Wenn
Sie diese Zeilen lesen, sitze ich bereits irn
Schnellzug. Mein klrlaub ist zu Ende. Es
wird mir eine Ehre sein, Sie und Ähre werten
Eltern bald wieder in Marienbad bedienen zu
dürfen. Mit der Bitte um Entschuldigung Ihr
Karl Dobrow, Kellner im Hotel Europa."
(Fettflecke.)
5 t. Mo ritz
„Ist eS wahr, Herr Bauchwitz, Sie haben
sich gestern verlobt? Wie heißt denn Ihre
Braut?"
„Anita — — — hat sie geheißen. Die
Verlobung ist inzwischen sehr zurückgegangen."
Max und Balduin erörterten den Fall.
„Jetzt bin ich Hahn im Korbe!" lockte Bal-
duin froh.
Max aber meckerte: „Hahn glaub ich nicht,
— Korb sicher!" bind umhüpfte seinerseits mit
bemerkenswerter Ausdauer die rotblonde Anita.
„Was Sie für eine kleine entzückende Hand
haben, Anita", zirpte Max. „Ich glaube,
beim Gähnen müssen Sie beide Hände vor den
Mund hal-, hoppla Sie haben doch
gar nichts von der schönen würzigen Luft,
Anita, — bei 2förcm kleinen Mund — —"
Anita aber machte: „P—! Geben Sie sich
keine Mühe, o Jüngling, ich bin verlobt!"
„Nanu, Herr Bauchwitz sagte doch
aber — —"
„— — verlooobt! Mit dem gestrickten
Wollwarenfabrikanten, Herrn Ölkopp."
Max, um Fassung ringend, röchelte: „Kön-
nen Sie sich nicht das nächste Mal mit mir
verloben?" II- Rewald
Die Belohnung
Der Lederhändler Hamerer erhielt einen ver-
siegelten Brief. „Herr Hamerer", stand darin/
„ln drei Tagen, daS ist am Freitag, abends,
Punkt neun blhr, müssen Sie für uns, die
schwarze Hand, 2000 Schilling in einem
Kuvert auf das Fensterbrett des Bibliothek-
zimmers Ihrer Villa legen. Wenn Sie es nicht
tun, sind Sie des Todes. Gleichfalls, wenn
Sie die Polizei oder andere verständigen.
Die schwarze Hand."
Die Brüder von der schwarzen Hand mach-
ten das große Kuvert auf. Ein Zettel lag
neben den Scheinen. Darauf stand:
S. 2000.—
abzügl. 2% Kassaskonto: S. 4°-—
Summa: S. i960.—
Die lange Leitung
Geschäftsbelebung
] o s ef Geis
Das Ehestandsdarlehen wirkt sich aus, es kommen schon Bestellungen.
„jef) würde dir gern einen
Kuß geben, Edith."
»Hm." ^
„Darf ich dir einen Kuß ge-
ben, Edith?"
„DaS sage ich nicht."
„Bedeutet das ja oder nein?"
„Das sage ich nicht, Alfred."
„Warum willst du eS mir
nicht sagen? Darf ich dich küssen,
ja oder nein?"
„Denk mal nach."
„Ich darf dir keinen Kuß ge-
ben?"
„Denk weiter nach."
„Ich darf dich wohl küssen,
Edith?"
„Du kannst aber schnell den-
ken, Alfred!" ' .
Trennung von Bett . . .
Än England hat ein Mann
sich von seiner Frau scheiden
lassen, sie aber svgleich alö Wirt-
schafterin angestellt, weil eS ihm
leid tat, eine so ausgezeichnete
Köchin zu verlieren.
— bind da sage noch einer, die
Liebe gehe durch den Magen.
Teha
Innendekoration
Der Dichter Hermann Bahr
ist vor kurzem durch die Ver-
leihung des silbernen Ehrenzeichens
der Republik -Österreich ausgezeich-
net worden.
klnlängst gratulierte ein Be-
kannter dem „ausgezeichneten"
Dichter und fragte bei dieser Ge-
legenheit: „Sagen Sie, Meister,
warum tragen Sie eicent.ich
Ihren Orden nicht?"
„Zch Hab' ihn ja eh angesteckt!
replizierte Bahr und hob seinen
wallenden Bart in die Höbe,
unter dem das Ehrenzeichen sil-
bern funkelte...
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