„Ah was", entgegnete Nikolaus, „a
Kraft muaß hab'n, die Schrift, net daß
ina glaubt, a schwindsüchtige Henna war'
nber's Papier g’Ioffa. Wann a Mensch
a richtige Pratzen hat, ko er Überhaupts
gar koan „Haarstrich" net macha. Bei
die Madeln is dös was anders, aber von
an' Mann muaß ma lesen kinna, was er
schreibt."
„Genug genug!" fiel ärgerlich Herr
Schwingnagel ein.
„Soll i'n setz' a weng schlag'n, Ehanern
Peperl?" frug der Nikolaus.
„Nein!" knirschte Herr Schwingnagel,
„Sie sollen ihn belohnen!"
„Guat", lächelte mit sonniger Milde
Nikolaus, „mein lieber Ludwig!, indem
daß ich annehme, daß du dich besserst,
habe ich dir auch was mitgebracht. Da
schaug' amoi her, was aus dem Sack
'rauskimmt: A Pfund Äpfi und a Pfund
Niiß', a Kilo Malzzucker, zwoa Kilo
türkischer Honig, für a Fuchzgerl Gummi-
Bombom, sechs Landjäger, a Flascherl
Kirschwasser und zwoa Büchsen Brat-
hering'. Pfüad di Good, Karl, und auf
Wiedersehen im nächsten Jahr!" —
Schwingnagels beschlossen, die Rolle
des Nikolaus hinfort wieder dem Onkel
Viktor zu übertragen. Hingegen be-
hauptete Herbert, daß ihm dieser Niko-
laus viel besser als der andere gefallen
habe. A. W i s b e ck.
Genf gefriert
Die internationalen Delegierten in Genf
empfanden es schon immer als Mangel, daß
Genf wenig Ansspannnngs- and DergnügnngS-
möglichkeiten bietet. Das soll jetzt anders wer-
den; als erstes ist eine neue große Eislanf-
bahn für internationale Veranstaltungen an-
gelegt worden.
— Auch auf dieses Glatteis werden sie uns
nicht locken. Teha
Tempo der Diagnose
Zum 300. Todestag WallensteinS wurden
die sterblichen Überreste des Herzogs in eine
neue Grabstätte überführt; dabei wurden sie
von einem Arzt und Universitätsprofessor
gründlich untersucht; er stellte fest, daß die
ständigen Klagen WallensteinS über starke
Gliederschmerzen beruht haben auf Gicht, an
welcher der große Feldherr nach dem Kno-
chenbefund in erheblichem Rcaße gelitten ha-
ben muß.
— Wie so oft: für eine erfolgreiche Behand-
lung leider zu spät. Th.
(Fortsetzung von Seite 803)
gen bei den verschiedensten Gerichtein Außer-
dem arbeiteten drei Historiker an der Klärung
der Frage, ob das Servitut aus dem sechzehn-
ten Jahrhundert zu Recht bestehe oder nicht.
Leider konnte ich mich zur Zeit der Hoch-
flut der Prozesse nicht mehr in meinem Som-
merhäuschen aufhalten, weil ich ja ununterbro-
chen in der Stadt, bei den Rechtsanwälten und
Gerichten gebraucht wurde. Aber die Genug-
tuung hatte ich, daß auch Herr Baß keine
Minute mehr in seinem Garten mit dem Zacken
verweilen konnte, weil er ja gleichfalls von
einein Gericht zum andern, von einem Rechts-
anwalt zuin andern zu laufen hatte, Und über-
haupt war unsere Siedlungskolonie in diesem
Sommer so gut wie auSgestorben, weil ja sämt-
liche Bewohner, entweder als Zeugen oder als
Kläger oder als Angeklagte, in der Stadt zu
tun hatten.
Woher ich das Geld für alle diese Prozesse
und Interventionen nahm? Gott, ich mobilisierte
zuerst meine letzten Ersparnisse, die mir nach
dem Hausbau noch geblieben waren, dann
nahm ich Vorschüsse, wo eS nur ging und
zuletzt Hypotheken in allen drei Sätzen auf
mein Sommerhäuschen, bind hatte dabei die
Freude, daß eS Herr Baß ebenso machen
mußte. Ungestraft macht man keine Zacken
in fremde Gärten.
Die zweiundvierzig Prozesse liefen durch
zwei Instanzen. Merkwürdig, daß sich die
Gerichte über so einen einfachen, klaren Zacken
Das schönste und wertvollste
Weihnachtsgeschenk!
Die gesunde und praktische
LEBENSWEISHEIT
nach gesammelten Erkenntnissen
der Philosophie vom Altertum bis
zur Gegenwart
Zusammengefaßt in dem Buch
„Für stille Stunden"
durch v. Krempelhuber
450 Seiten in Ganzleinen geb. nur M. 2.85
Zu beziehen durch
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Ein Buch Zur Erbauung
fürs Leben! für jung und alt!
Anheimelndes Gespräch
Der Gast : „Welche Geschwindigkeit fährt Ihr Wagen? ‘
Der Besitzer: „Im Notsitz liegen die Strafmandate
Körperverletzung
„Bitte sei so gütig, Elli, und vermeide endlich das Wort „irritieren".
Es heißt nicht „irreführen", wie du wähnst, nein, eS heißt „aufreizen",
„ärgern". Wie oft-"
„Aber lieber Max, deswegen brauchst du doch nicht gleich so grob —"
„Es beleidigt mein Nerven-System, es demoliert mir die Ganglien, eS
ist ein tückischer Dolchstoß mitten inS Sprachgefühl, es ist-"
„Herrgott, man wird doch schon durch den Ähnlichklang mit „irre-
führen" und durch den falschen Sprachgebrauch leicht-"
„-Hilfää!! Hilfää!!-"
„-irritiert-!" H.Rewald
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu
neb
1933 / JUGEND Nr. 51
Kraft muaß hab'n, die Schrift, net daß
ina glaubt, a schwindsüchtige Henna war'
nber's Papier g’Ioffa. Wann a Mensch
a richtige Pratzen hat, ko er Überhaupts
gar koan „Haarstrich" net macha. Bei
die Madeln is dös was anders, aber von
an' Mann muaß ma lesen kinna, was er
schreibt."
„Genug genug!" fiel ärgerlich Herr
Schwingnagel ein.
„Soll i'n setz' a weng schlag'n, Ehanern
Peperl?" frug der Nikolaus.
„Nein!" knirschte Herr Schwingnagel,
„Sie sollen ihn belohnen!"
„Guat", lächelte mit sonniger Milde
Nikolaus, „mein lieber Ludwig!, indem
daß ich annehme, daß du dich besserst,
habe ich dir auch was mitgebracht. Da
schaug' amoi her, was aus dem Sack
'rauskimmt: A Pfund Äpfi und a Pfund
Niiß', a Kilo Malzzucker, zwoa Kilo
türkischer Honig, für a Fuchzgerl Gummi-
Bombom, sechs Landjäger, a Flascherl
Kirschwasser und zwoa Büchsen Brat-
hering'. Pfüad di Good, Karl, und auf
Wiedersehen im nächsten Jahr!" —
Schwingnagels beschlossen, die Rolle
des Nikolaus hinfort wieder dem Onkel
Viktor zu übertragen. Hingegen be-
hauptete Herbert, daß ihm dieser Niko-
laus viel besser als der andere gefallen
habe. A. W i s b e ck.
Genf gefriert
Die internationalen Delegierten in Genf
empfanden es schon immer als Mangel, daß
Genf wenig Ansspannnngs- and DergnügnngS-
möglichkeiten bietet. Das soll jetzt anders wer-
den; als erstes ist eine neue große Eislanf-
bahn für internationale Veranstaltungen an-
gelegt worden.
— Auch auf dieses Glatteis werden sie uns
nicht locken. Teha
Tempo der Diagnose
Zum 300. Todestag WallensteinS wurden
die sterblichen Überreste des Herzogs in eine
neue Grabstätte überführt; dabei wurden sie
von einem Arzt und Universitätsprofessor
gründlich untersucht; er stellte fest, daß die
ständigen Klagen WallensteinS über starke
Gliederschmerzen beruht haben auf Gicht, an
welcher der große Feldherr nach dem Kno-
chenbefund in erheblichem Rcaße gelitten ha-
ben muß.
— Wie so oft: für eine erfolgreiche Behand-
lung leider zu spät. Th.
(Fortsetzung von Seite 803)
gen bei den verschiedensten Gerichtein Außer-
dem arbeiteten drei Historiker an der Klärung
der Frage, ob das Servitut aus dem sechzehn-
ten Jahrhundert zu Recht bestehe oder nicht.
Leider konnte ich mich zur Zeit der Hoch-
flut der Prozesse nicht mehr in meinem Som-
merhäuschen aufhalten, weil ich ja ununterbro-
chen in der Stadt, bei den Rechtsanwälten und
Gerichten gebraucht wurde. Aber die Genug-
tuung hatte ich, daß auch Herr Baß keine
Minute mehr in seinem Garten mit dem Zacken
verweilen konnte, weil er ja gleichfalls von
einein Gericht zum andern, von einem Rechts-
anwalt zuin andern zu laufen hatte, Und über-
haupt war unsere Siedlungskolonie in diesem
Sommer so gut wie auSgestorben, weil ja sämt-
liche Bewohner, entweder als Zeugen oder als
Kläger oder als Angeklagte, in der Stadt zu
tun hatten.
Woher ich das Geld für alle diese Prozesse
und Interventionen nahm? Gott, ich mobilisierte
zuerst meine letzten Ersparnisse, die mir nach
dem Hausbau noch geblieben waren, dann
nahm ich Vorschüsse, wo eS nur ging und
zuletzt Hypotheken in allen drei Sätzen auf
mein Sommerhäuschen, bind hatte dabei die
Freude, daß eS Herr Baß ebenso machen
mußte. Ungestraft macht man keine Zacken
in fremde Gärten.
Die zweiundvierzig Prozesse liefen durch
zwei Instanzen. Merkwürdig, daß sich die
Gerichte über so einen einfachen, klaren Zacken
Das schönste und wertvollste
Weihnachtsgeschenk!
Die gesunde und praktische
LEBENSWEISHEIT
nach gesammelten Erkenntnissen
der Philosophie vom Altertum bis
zur Gegenwart
Zusammengefaßt in dem Buch
„Für stille Stunden"
durch v. Krempelhuber
450 Seiten in Ganzleinen geb. nur M. 2.85
Zu beziehen durch
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Ein Buch Zur Erbauung
fürs Leben! für jung und alt!
Anheimelndes Gespräch
Der Gast : „Welche Geschwindigkeit fährt Ihr Wagen? ‘
Der Besitzer: „Im Notsitz liegen die Strafmandate
Körperverletzung
„Bitte sei so gütig, Elli, und vermeide endlich das Wort „irritieren".
Es heißt nicht „irreführen", wie du wähnst, nein, eS heißt „aufreizen",
„ärgern". Wie oft-"
„Aber lieber Max, deswegen brauchst du doch nicht gleich so grob —"
„Es beleidigt mein Nerven-System, es demoliert mir die Ganglien, eS
ist ein tückischer Dolchstoß mitten inS Sprachgefühl, es ist-"
„Herrgott, man wird doch schon durch den Ähnlichklang mit „irre-
führen" und durch den falschen Sprachgebrauch leicht-"
„-Hilfää!! Hilfää!!-"
„-irritiert-!" H.Rewald
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu
neb
1933 / JUGEND Nr. 51