ein, daß sie alles, alles zum Weihnachtsfest Ge-
hörige in verschwenderischer Fülle hätten —
nur keine Christbaumkerzen. Sie sagte eö ihrem
Mann, blnd Herr Sedlhuber ging spät am
Abend nach weg, um die fehlenden Chri'st-
baumkerzen zu holen. Es war sogar sehr spc?,
eigentlich schon beinahe Mitternacht-.
Am Heiligen Abend stand der berüchtigte,
langgesuchte Tresoreinbrecher Franz Köppke, in
Derbrecherkreisen als „Knochenbrecher-Franz"
bekannt, vor dem blntersuchungSrichter, der
seine Erhebungen mit den ironischen Morten be-
schloß: „Jaja mein lieber Köppke, so kommt
eS, wenn man als der raffinierteste Bankräuber
deS zwanzigsten Jahrhunderts ausgerechnet am
WeihnachtSmarkt Christbaumkerzeln stehlen
will. Köppke, Köppke, wie sagt schon daS
3osef Gels
Die Nacht von Bethlehem
Die Nacht mit dunklem Flügel
und sternigem Diadem
lehnt wartend über dem Hügel
und blickt gen Bethlehem.
Die Hirten liegen im Grase.
Der zoltige Hund sitzt wach
und hebt die schnuppernde Nase
dem großen Kometen nach.
Das Feuer aus trockenem Schafmist
zuckt winzig im Verglimmen.
Das Land, das tief im Schlaf ist,
raunt träumend Tieresstimmen.
Da flammt ein Schein zur Erde,
macht Hund und Hirten fast blind —:
der Seraph mit Lichtgebärde
verkündet das Christuskind.
Walther G. F. Lierke
Glück im Winkel
„Emma, Emma, den Baum anzünden, jetzt hab’ ich 110 drauf!!“
Sprichwort: „Schuster ' bleib bei deinen
Leisten!" Köppke Franz nickte trüb.
Zur selben Stunde aber saß Frau Köppke
vulgo Sedlhuber allein unter vierzehn duften-
den, kerzenlosen Christbäumen. Draußen läuteten
Glocken, eS fiel richtiger Schnee. Da legte die
einsame Frau Sedlhuber ihre aufgesparte
Weihnachtsplatte auf den Teller eines der
vielen schönen, neuen Grammophone, blnd in
die friedlichen Glockenklänge hinein sprach
eine scharf kommandierende Männerstimme:
„Aaarme — streckt! — Kniiee — beugt. —"
Dann klingelte eS an der Korridortüre ....
Ueberra5chung
Traut umschlungen hielt Wolf seine Trude;
sie blickten auf den hell erleuchteten Gabentisch,
und da — da hob Wolf die von
Stolz geschwellte Männerbrust
und sagte:
„Nun noch eine besondere
Freude, mein liebeö Kind: ich
habe mich mit zwanzigtausend
Mark in eine Lebensversicherung
eingekauft."
„Reizend!" lispelte Trude,
„aber ihr Männer könnt doch
nichts für euch behalten. Damit
hättest du mir doch eine l'lber-
raschung bereiten können!" T.
Kleiner Vergleich
Ein Forscher hat von einer
Reise durch das Land der Anamiten
überraschende Entdeckungen über
die dortigen Sitten und Gebräuche
mitgebracht. Zum Fest der
Sonnenwende führen die jungen
Mädchen ihren Erwählten erst
stundenlang durch Dreck und
Schlamm, und hernach benetzen sie
ihn mit wohlriechenden Essenzen.
— Eigentlich genau w.'e bei uns
vor und zu Weihnachten. Teha
Paradox
Auf der Wiener Straßenbahn
wurde neulich der Kurzstrecken-
tarif eingeführt.
„Na", fragte iin Wirtshaus
der Herr Hubinger seinen Freund
Bleimschein, „fährst jetzt viel mit
der Elektrisch'n?"
„Dh naa", verneinte der Ge-
fragte, „i geh liaber zu Fuaß!
Mit n Gehen fahrt ma halt do
am billigsten!" E.
Parlamentarisches
Der Freund sagte zum Abge-
ordneten :
„Sei überzeugt, morgen wirst
du bei deinem Antrag alle an-
ständigen Menschen auf deiner
Seite haben."
Der Abgeordnete seufzte:
„DaS befürchte ich eben. Ich
hätte lieber die Majorität."
/. h. r.
826
hörige in verschwenderischer Fülle hätten —
nur keine Christbaumkerzen. Sie sagte eö ihrem
Mann, blnd Herr Sedlhuber ging spät am
Abend nach weg, um die fehlenden Chri'st-
baumkerzen zu holen. Es war sogar sehr spc?,
eigentlich schon beinahe Mitternacht-.
Am Heiligen Abend stand der berüchtigte,
langgesuchte Tresoreinbrecher Franz Köppke, in
Derbrecherkreisen als „Knochenbrecher-Franz"
bekannt, vor dem blntersuchungSrichter, der
seine Erhebungen mit den ironischen Morten be-
schloß: „Jaja mein lieber Köppke, so kommt
eS, wenn man als der raffinierteste Bankräuber
deS zwanzigsten Jahrhunderts ausgerechnet am
WeihnachtSmarkt Christbaumkerzeln stehlen
will. Köppke, Köppke, wie sagt schon daS
3osef Gels
Die Nacht von Bethlehem
Die Nacht mit dunklem Flügel
und sternigem Diadem
lehnt wartend über dem Hügel
und blickt gen Bethlehem.
Die Hirten liegen im Grase.
Der zoltige Hund sitzt wach
und hebt die schnuppernde Nase
dem großen Kometen nach.
Das Feuer aus trockenem Schafmist
zuckt winzig im Verglimmen.
Das Land, das tief im Schlaf ist,
raunt träumend Tieresstimmen.
Da flammt ein Schein zur Erde,
macht Hund und Hirten fast blind —:
der Seraph mit Lichtgebärde
verkündet das Christuskind.
Walther G. F. Lierke
Glück im Winkel
„Emma, Emma, den Baum anzünden, jetzt hab’ ich 110 drauf!!“
Sprichwort: „Schuster ' bleib bei deinen
Leisten!" Köppke Franz nickte trüb.
Zur selben Stunde aber saß Frau Köppke
vulgo Sedlhuber allein unter vierzehn duften-
den, kerzenlosen Christbäumen. Draußen läuteten
Glocken, eS fiel richtiger Schnee. Da legte die
einsame Frau Sedlhuber ihre aufgesparte
Weihnachtsplatte auf den Teller eines der
vielen schönen, neuen Grammophone, blnd in
die friedlichen Glockenklänge hinein sprach
eine scharf kommandierende Männerstimme:
„Aaarme — streckt! — Kniiee — beugt. —"
Dann klingelte eS an der Korridortüre ....
Ueberra5chung
Traut umschlungen hielt Wolf seine Trude;
sie blickten auf den hell erleuchteten Gabentisch,
und da — da hob Wolf die von
Stolz geschwellte Männerbrust
und sagte:
„Nun noch eine besondere
Freude, mein liebeö Kind: ich
habe mich mit zwanzigtausend
Mark in eine Lebensversicherung
eingekauft."
„Reizend!" lispelte Trude,
„aber ihr Männer könnt doch
nichts für euch behalten. Damit
hättest du mir doch eine l'lber-
raschung bereiten können!" T.
Kleiner Vergleich
Ein Forscher hat von einer
Reise durch das Land der Anamiten
überraschende Entdeckungen über
die dortigen Sitten und Gebräuche
mitgebracht. Zum Fest der
Sonnenwende führen die jungen
Mädchen ihren Erwählten erst
stundenlang durch Dreck und
Schlamm, und hernach benetzen sie
ihn mit wohlriechenden Essenzen.
— Eigentlich genau w.'e bei uns
vor und zu Weihnachten. Teha
Paradox
Auf der Wiener Straßenbahn
wurde neulich der Kurzstrecken-
tarif eingeführt.
„Na", fragte iin Wirtshaus
der Herr Hubinger seinen Freund
Bleimschein, „fährst jetzt viel mit
der Elektrisch'n?"
„Dh naa", verneinte der Ge-
fragte, „i geh liaber zu Fuaß!
Mit n Gehen fahrt ma halt do
am billigsten!" E.
Parlamentarisches
Der Freund sagte zum Abge-
ordneten :
„Sei überzeugt, morgen wirst
du bei deinem Antrag alle an-
ständigen Menschen auf deiner
Seite haben."
Der Abgeordnete seufzte:
„DaS befürchte ich eben. Ich
hätte lieber die Majorität."
/. h. r.
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