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Der Leuerrangen-Vrrnfch

Den üblichen Silvestertrunk bildet von
alters her der „Punsch". Das Wort leitet
sich von der Sanskrit-Form „pantscha“
— „das Gepantschte" ab und bezeichnet
damit eine aus verschiedenen Ingredien-
zien hergestellte Flüssigkeit. Die Zutaten
inögen bei den einzelnen Völkern ver-
schiedener Art sein, doch weist jeder
Punsch schließlich darin auf seine Ur-
heimat zurück, daß er als Hauptbestand-
teil ostindischen Reisbranntwein enthält.
Menschen, die sich dieser Erkenntnis ver-
schließen und ihren Silvestergästen einen
mit Tee-Absud verdünnten „Punsch" vor-
setzen, können keinen Anspruch darauf
erheben, ernst genommen zu werden.
Hingegen tut ein Schuß kräftigen Rot-
iveines dem Wohlgeschmack des Punsches
keinen Eintrag. Auch einige Stücke
feiner, mit dem Rasiermesser von Orangen
und Zitronen abgehobener Häutchen, so-
wie Atome von Zimt und Nelken mögen
als Würze dienen.

Von seiner indischen Heimat aus-
gehend, trat der Punsch seinen Sieges-
lauf über den ganzen Erdball an. Bei den
Eskimos hat seine Zubereitung eine Ent-
ivicklung genommen, wie sie den örtlichen
Verhältnissen und dem Geschmack des
Nordlandes entspricht. Hier legt der
Eskimo-Vater ein mit Lebertran voll-
gesogenes Stück Tafelzucker über zwei
gekreuzte Walfischrippen, entzündet so-
dann den Zucker und läßt ihn in ein dar-
unter gestelltes, mit Holzbranntwein ge-
fülltes Gefäß abträufeln. Unserem Ge-
schmack kann dieser Punsch nicht so recht
munden, und so ist man denn darauf ver-
fallen, den Lebertran durch Arrak und
den Holzbranntwein durch Rotwein zu
ersetzen. An Stelle der Walfischrippen
tritt eine Feuerzange, woraus sich der
Name „F e u e r z a n g e n - P u n s ch" er-
gab. —

In Bagern hat der aus dem hohen
Norden kommende Feuerzangen-Punsch
bisher nur geringe Verbreitung gefun-
oen. Die ersten Versuche, ihn herzustellen,
führen mitunter zu unvorhergesehenen
Überraschungen. Als Grundsatz sei emp-
fohlen, sich vor Zubereitung des Pun-
sches darüber zu vergewissern, daß die
Feuerversicherungsprümie rechtzeitig ein-
gezahlt worden ist.

„So, jetz' schaugt's ma amoi zua, wia
ma so a Schürhakel-Pünscherl macht!

Hab' selber no koans z'sammapantscht,
aber da is a guats Rezept. Gib obacht,
Lide, und ös paßt s aa auf, Lenerl und
Alisi, damit's was lernt's! Ko sei, daß'
oan im nächsten Jahr scho z'reißt, und
nacha müaßt's euer Silvesterpünscherl
Anno vieradreiß'g alloans macha. Also:
Der Wein im Haferl is hoaß, Orantschen-
und Zitrona-Häut' san aa scho drinna,
a weng Zimt und Nelken Hab' i eini-
bröselt, und setz' kimmt d'Hauptsach'!
Da hoaßt's also im Rezept: .Nun lege
man ein Stück Tafelzucker über einen
Feuerhaken und durchtränke den Zucker
gründlich mit Arrak. Hierauf lege man
die Zange über das Punschgefäß, ent-
zünde den Zucker und lasse ihn in den
Wein abträufeln. Durch dauerndes Nach-
gießen von Arrak wird die Zuckertafel
so lange in Brand gehalten, bis sie voll-
kommen abgeschmolzen ist.' Guat! Also,
Oide, jetzt hältst du 's Schürhakel mit'm
Zucker, der Alisi giaßt 'n Arrak draus,

und 's Lenerl tuat'n o'zünden.-

Warum brennt's denn net, dös G'lump?
Net amoi mit Zündhölzeln kann so a
Madl vo heutzutag' umgeh'n! -
Soo, oa Schachtel Zündhölzer san scho
aufbraucht! A kostspielig's Getränk!
Geh', tua 's ander Schachterl her, und

laß' mi selber o'zünden!-Werd'n ma

glei hab'n!-Auweh, jetz' hat's mein

Dauma dawischt, aber 'n Zucker net. —
Ja, warum brennt den dös vafluachte
G'lump net o?"

„Woaht was, Vata, vielleicht hast statt
'n Arrakslascherl die ,Adelholzener
Quelle' dawischt?"

„Halt's Mäu, Lausbua, windiger, sonst
reiß' i dir d'Ohrwascheln aus und zünd's
o! Auweh — der Zucker tropft net ab,
aber mei' anbrennter Nagel! — Geh',
Lenerl, hol' no a Schachterl Zündhölzeln!

Reji, die Tochter des reichen Kuglerbaucrn
von Rimsting, hatte geheiratet. Man glaubte
sie aus der Hochzeitsreise und war sehr
erstaunt, als sie am Tag nach der Hochzeit
wie gewöhnlich ihre Arbeit verrichtete. Be-
fragt, warum sie denn nicht weggefahren sei,
antlvortete sie: „Wissen s, der Girgl, mei

Mann, wollt absolut auf Garmisch nei und
weil i da scho gwesen bin, Hab i mei Schwe-
ster mitgschickt."

— Da ko i ja grad so guat a Zündhölzel
unter d'Wasserleitung halten, wia unter
den ,Arrak vo Batavia'! Werd halt
simfaneunz'g Prozent Wasser sei, der
,Arrak'! Dö Panischer vo Batavia hint'
g'hör'n o'zoagt, bei der Lebensmittel-
polizei! Und dem Kramer, dem windi-
gen B'scheißer, hau' i's Flaschl auf'n
Kopf, daß eahm d'Scherb'n bei die Füaß
rauskemma!"

„Woaßt was, Vata, tuan ma den
Arrak alloa sauffa, und 'n Wein aa!"

„Naa, a oanzig's Hölzl hetz' i no hi,
an dös G'lump.-Noo-noo —

— jetz' glaub' i, dapackt's es-brennt

scho-ja ivas war' denn jetza dös —

— dös is ja scho fast z'vui, wia der
brennt — — a Stichflamme vo zwoa
Meter! — Iessas, Iessas, wo is denn der
Miximax' oder wia si dös G'lump
hoaßt?"

„Vota — Vata — der Vorhang fangt's
brenna o!"

„G'schwind, Alisi, hol den Miximax!"

„Ja, glei, aber bei’ Krawatten fangt
ja aa scho 's brenna o!"

„Is ma wurscht, i halt' was aus. Aber
's Makart-Bukettl hat's aa scho dawischt!

-So, Alisi, halt nur guat drauf

hi mit dem Miximax — so is guat —
jetz' is der Brandherd scho nur mehr auf
mei' Krawatten beschränkt, und dö hat
eh' nur a Fuchzgerl kost'.-Also, jetz'

• . > - ■ * . -- ,

»»wenn in München.-dann Deutsches Üheater.

1934 / JUGEND Nr. 1

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen

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August Wisbeck: Bayerische Seiten
 
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