Kellnerinnen sprechen dich an:
3» Mainz:
3ch habe im Restaurant einen Schoppen Rüdesheimer bestellt. Die
Kellnerin bringt das GlaS und stellt es etwas ungeschickt vor mich hin.
Der Wein schwappt über und näßt daS frische, weiße Tischtuch; auch
mein Anzug bekommt ein gut Teil ab.
Die Kellnerin gibt einen Laut des Erstaunens von sich. Dann beugt
sie sich vor und schielt vergleichend nach der Eichung am GlaSrand.
„Ei, das macht gar nix", sagt sie schließlich beruhigend, „'S iS näm-
lich aach jetz' noch zu viel drin!"
3« München:
Gemeinsam mit einem norddeutschen Freunde besuche ich daS Hof-
bräuhauS. Der Freund ist Abstinenzler, möchte aber trotzdem ans Inter-
este das Treiben in der Nähe kennenlernen.
Er bestellt bei der Kellnerin: „Ein GlaS Milch."
Worauf die Kellnerin, wahrscheinlich in dein Glauben, von uns ge-
neckt worden zu sein, antwortet: „Ders i Eahna aa noch a kloane
Eisenbahn zum Spiel n mitbringa?" kakuwo.
Bilanz
hat seine Bilanzen
Gut für den Durst
Jasper May ne, ein englischer Dichter, der im lö. Achthundert lebte,
machte gerne gute und schlechte Späße. Als er schon seinen Tod nahen
fühlte, dachte er darüber nach, was er noch für einen bllk aussinnen
könnte, der erst, wenn er schon im Grabe liege, zur Geltung käme. Er
hatte einen alten Bedienten, der großen Hang für alles Trinkbare mit
Ausnahme von Wasser hatte. Er verschrieb ihm in seinem Testamente
unter anderem einen Kasten, mit der Bemerkung, daß sein Diener in
demselben etwas finden würde, das zum Trinken reize. Der Alte dachte
nichts anderes, als daß im Kasten entweder eine ganze Reihe wohl-
gefüllter Flaschen stehen werde oder aber vielleicht auch eine tüchtig
gefüllte Brieftasche, mit deren Inhalt er sich die geliebten Flüssigkeiten
verschaffen könne. Begierig öffnete er nach Verlesung deS Testamentes
vor den anwesenden Erben den Schrank, und da sah er nichts als einen
großen Hering — allerdings etwas, nach dessen Genuß man Lust zum
Trinken bekam.
A. Köhler
„Lennemann
schön
frisiert."
„Frisiert?. Kein Ausdruck! Dauerwellen hat
er ihnen gemacht." /• h. r.
Kritik
„Wie gefällt dir mein Roman?"
„Der Schluß ist schwach."
„Kurt behauptet, der Anfang wär es."
„Wahrscheinlich laS er den Anfang."
llbiimbtcitt
Bisweilen hat man das Malheur,
Der Menschheit zu mißfallen;
dann lasse nie des Zornes Meer
aufbrausen oder wallen!
Der wahre Weise . . . der bleibt stumm! . . .
und voller Majestät
dreht er den Pnrsch zum Ablikum —
und gehl!
Arnold Weid-Rülhel
94
3» Mainz:
3ch habe im Restaurant einen Schoppen Rüdesheimer bestellt. Die
Kellnerin bringt das GlaS und stellt es etwas ungeschickt vor mich hin.
Der Wein schwappt über und näßt daS frische, weiße Tischtuch; auch
mein Anzug bekommt ein gut Teil ab.
Die Kellnerin gibt einen Laut des Erstaunens von sich. Dann beugt
sie sich vor und schielt vergleichend nach der Eichung am GlaSrand.
„Ei, das macht gar nix", sagt sie schließlich beruhigend, „'S iS näm-
lich aach jetz' noch zu viel drin!"
3« München:
Gemeinsam mit einem norddeutschen Freunde besuche ich daS Hof-
bräuhauS. Der Freund ist Abstinenzler, möchte aber trotzdem ans Inter-
este das Treiben in der Nähe kennenlernen.
Er bestellt bei der Kellnerin: „Ein GlaS Milch."
Worauf die Kellnerin, wahrscheinlich in dein Glauben, von uns ge-
neckt worden zu sein, antwortet: „Ders i Eahna aa noch a kloane
Eisenbahn zum Spiel n mitbringa?" kakuwo.
Bilanz
hat seine Bilanzen
Gut für den Durst
Jasper May ne, ein englischer Dichter, der im lö. Achthundert lebte,
machte gerne gute und schlechte Späße. Als er schon seinen Tod nahen
fühlte, dachte er darüber nach, was er noch für einen bllk aussinnen
könnte, der erst, wenn er schon im Grabe liege, zur Geltung käme. Er
hatte einen alten Bedienten, der großen Hang für alles Trinkbare mit
Ausnahme von Wasser hatte. Er verschrieb ihm in seinem Testamente
unter anderem einen Kasten, mit der Bemerkung, daß sein Diener in
demselben etwas finden würde, das zum Trinken reize. Der Alte dachte
nichts anderes, als daß im Kasten entweder eine ganze Reihe wohl-
gefüllter Flaschen stehen werde oder aber vielleicht auch eine tüchtig
gefüllte Brieftasche, mit deren Inhalt er sich die geliebten Flüssigkeiten
verschaffen könne. Begierig öffnete er nach Verlesung deS Testamentes
vor den anwesenden Erben den Schrank, und da sah er nichts als einen
großen Hering — allerdings etwas, nach dessen Genuß man Lust zum
Trinken bekam.
A. Köhler
„Lennemann
schön
frisiert."
„Frisiert?. Kein Ausdruck! Dauerwellen hat
er ihnen gemacht." /• h. r.
Kritik
„Wie gefällt dir mein Roman?"
„Der Schluß ist schwach."
„Kurt behauptet, der Anfang wär es."
„Wahrscheinlich laS er den Anfang."
llbiimbtcitt
Bisweilen hat man das Malheur,
Der Menschheit zu mißfallen;
dann lasse nie des Zornes Meer
aufbrausen oder wallen!
Der wahre Weise . . . der bleibt stumm! . . .
und voller Majestät
dreht er den Pnrsch zum Ablikum —
und gehl!
Arnold Weid-Rülhel
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