DAS URTEIL
Eines Tages wohnte G. B. Shaw in London einer Hraufführung
bei. In seiner Loge saß auch der noch ziemlich unbekannte Autor deS
Stückes. Als sich das Schauspiel dem Ende des zweiten Aktes näherte,
konnte der junge Schriftsteller seine Neugier nicht mehr zügeln und
Kurt Hilscher
wandte sich an den stumm dasitzenden Shaw mit der Frage, wie ihm
das Stück eigentlich gefalle. Der irische Schriftsteller wandte sich dem
jungen Mann zu und sagte mit völliger teilnahmsloser Stimme:
„Draußen muß ein fürchterliches Unwetter sein!"
Fassungslos starrte der junge Autor den Sprecher an: „Aber wie
kommen Sie denn daraus, Mr. Shaw?" — „Weil hier kein Mensch
rausgeht!"
EYSLER-AIBILÄUM
Man sprach über Edmund Eysler, den populären Wiener Operetten-
komponisten, dessen 60. Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wurde.
Da sagte Professor Blamschädl, der berühmte Gelehrte und Spezialist
für Borkenkäferforschung: „Aber meine Herrschaften, dieser Eysler heißt
ja gar nicht Eysler, das ist ja bloß sein Pseudonym, der Mann heißt
in Wirklichkeit Straubinger!"
Die Herren und Damen lächelten, ein paar junge Mädchen lachten
sogar.
Da legte der Professor beteuernd die Hand aufs Herz und sprach
„Also, mein Ehrenwort, ich Hab' erst gestern in der Zeitung gelesen
Edmund EySler's Bruder Straubinger errang neuerdings einen stür
mischen Erfolg. Na, und wenn sein Bruder Staubinger heißt, dann
muß er selber logischerweise doch auch Straubinger heißen, nicht wahr?"
REDAKTIONELLE NOTIZ:
KÜNSTLER DER JUGEND
Theo Blum, von dem wir bereits in der Saarnummer eine sehr
beachtliche Arbeit gezeigt haben, muß als Landschaftsradierer
vor allem die Aufmerksamkeit derer erregen, die heute immer
nach deutscher Kunst fahnden und dabei im rein Gegenständ-
lichen hängen bleiben. Hier liegt ein Werk vor, das nicht nur
beweist, daß Blum ein überlegener Techniker ist, sondern auch
für die feinen Stimmungswerte einen ebenso unpathetischen als
überzeugenden Ausdruck findet.
Josef S a u e r - Nürnberg als Witzzeichner längst bekannt und
bewundert, bewährt sich auch im ernsten Vorwurf als ein Zeichner
größten Formats. Seine immer persönliche Handschrift umreißt
den Bildgegenstand mit erstaunlicher Sicherheit; schlicht und
ehrlich in Inhalt und Auffassung, groß in der Durchführung, erzielt
die Darstellung zuletzt ein so starkes Eigenleben, daß wir dem
Künstler empfehlen möchten, uns in Zukunft mehr dieser ernsten
und würdigen Aufgaben zu lösen. A.W.R.
„Für Sie, mein Fräulein, könnte ich bis an das Ende der
Welt gehen-"
„Da wird's aber höchste Zeit, daß Sie sich auf den Weg
machen
TUKANsVERLAG, MÜNCHEN 19
DER AUSBLICK
JAHRBUCH NEUER DEUTSCHER DICHTUNG, PROSA
herausgegeben von
HANNS MARIA BRAUN UND RUDOLF SCH MITT-SULZTH AL
224 Seiten Großformat, kartonniert M. 3.60, in Leinen M. 4.80.
Mitarbeiter: Barth, Barthel, Biernath, Bonsele, Brandenburg, Braun,
Brenner, Bühner, Diettrich, Fischer-Gravelius, Franck, Freund, Gerstner,
Heuscheie, Kordt, Lautenschlager, Lynch, Petzet, Reindl, Renker, Schäfer-
dick, Schmitt-Sulzthal, Sendelbach, Ude, Webner, Weißmann, Wern-
thaler, Wozak.
Das schön ausgestattete Werk ist ein Führer durch die zeitgenössische
deutsche Dichtung. Jeder Literaturireund sollte es besitzen.
Die Sammlung ist im Zeichen jenes Geistes zusammengestellt, der nicht
nur einen Silberstreifen, sondern ein ganzes Morgenrot am deutschen
Horizont entzündete.
Sie gibt einen tiefen Einblick in, die Vielfalt! der Kräfte, die heute mit
Eifer und gläubiger Hoffnung am geistigen Innenraum des neuen Deutsch-
lands bauen. Diese Dichter sind gläubig, aber ihre tiefe Gläubigkeit hat
nichts von jenem unseligen Optimismus an sich, der die Mobilmachung
bereits für den Sieg nimmt. Diese Dichter wirken, fast alle im Sinne
des wachsamen und männlichen Geistes, der weiß, daß man den Helm
nach der Schlacht fester binden muß.
Willi F e h s e in der „Magdeburgischen Zeitung“
DIE KUNSTZEITSCHRIFT
Der SportOsdief
soll von Jedem waidgerechten Sport
fischergehalten werden. ,,Der Sportfischer“
bringt Text- und B i 1 d e r m a terial
aus aller Welt, darunter auch große
mehrfarbige Kunstdrucke
Va jährlich RM.3.—, jährlich RM. 6.—. Man
abonniert bei seinem Briefträger, beim
Postamt oder direkt beim
Fl SCHEREISPORT-VERLAG
OR. HANNS SCHINDLER,
Fischerei-Buch- u. Kunsthandlung
München NW 2, Karlstraße Nr. 44
Tel. 596160
xZ4 / JUGEND 20 / NR. 7. Mai 1934
Vierteljahr es* Preis 7 .Mark, HeftoPreis 60 Pfennig
Gründer: Dr. G E O R G H I R T H. — Verantwortlich für die Schriifletung: ARNOLDWEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, beide in München. -
«''•lag: G. HIRTH VERLAG AG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien 1. Graben 29a (Eingang Trattnerhof). — Für die Redaktion
[Österreich verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, Hochschuistraße 25. —Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
RLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstraße 10. — D.-A 9000. — Entered as second dass mager. Postoffice
York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstraße 10, zu senden: Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
New
Eines Tages wohnte G. B. Shaw in London einer Hraufführung
bei. In seiner Loge saß auch der noch ziemlich unbekannte Autor deS
Stückes. Als sich das Schauspiel dem Ende des zweiten Aktes näherte,
konnte der junge Schriftsteller seine Neugier nicht mehr zügeln und
Kurt Hilscher
wandte sich an den stumm dasitzenden Shaw mit der Frage, wie ihm
das Stück eigentlich gefalle. Der irische Schriftsteller wandte sich dem
jungen Mann zu und sagte mit völliger teilnahmsloser Stimme:
„Draußen muß ein fürchterliches Unwetter sein!"
Fassungslos starrte der junge Autor den Sprecher an: „Aber wie
kommen Sie denn daraus, Mr. Shaw?" — „Weil hier kein Mensch
rausgeht!"
EYSLER-AIBILÄUM
Man sprach über Edmund Eysler, den populären Wiener Operetten-
komponisten, dessen 60. Geburtstag in diesen Tagen gefeiert wurde.
Da sagte Professor Blamschädl, der berühmte Gelehrte und Spezialist
für Borkenkäferforschung: „Aber meine Herrschaften, dieser Eysler heißt
ja gar nicht Eysler, das ist ja bloß sein Pseudonym, der Mann heißt
in Wirklichkeit Straubinger!"
Die Herren und Damen lächelten, ein paar junge Mädchen lachten
sogar.
Da legte der Professor beteuernd die Hand aufs Herz und sprach
„Also, mein Ehrenwort, ich Hab' erst gestern in der Zeitung gelesen
Edmund EySler's Bruder Straubinger errang neuerdings einen stür
mischen Erfolg. Na, und wenn sein Bruder Staubinger heißt, dann
muß er selber logischerweise doch auch Straubinger heißen, nicht wahr?"
REDAKTIONELLE NOTIZ:
KÜNSTLER DER JUGEND
Theo Blum, von dem wir bereits in der Saarnummer eine sehr
beachtliche Arbeit gezeigt haben, muß als Landschaftsradierer
vor allem die Aufmerksamkeit derer erregen, die heute immer
nach deutscher Kunst fahnden und dabei im rein Gegenständ-
lichen hängen bleiben. Hier liegt ein Werk vor, das nicht nur
beweist, daß Blum ein überlegener Techniker ist, sondern auch
für die feinen Stimmungswerte einen ebenso unpathetischen als
überzeugenden Ausdruck findet.
Josef S a u e r - Nürnberg als Witzzeichner längst bekannt und
bewundert, bewährt sich auch im ernsten Vorwurf als ein Zeichner
größten Formats. Seine immer persönliche Handschrift umreißt
den Bildgegenstand mit erstaunlicher Sicherheit; schlicht und
ehrlich in Inhalt und Auffassung, groß in der Durchführung, erzielt
die Darstellung zuletzt ein so starkes Eigenleben, daß wir dem
Künstler empfehlen möchten, uns in Zukunft mehr dieser ernsten
und würdigen Aufgaben zu lösen. A.W.R.
„Für Sie, mein Fräulein, könnte ich bis an das Ende der
Welt gehen-"
„Da wird's aber höchste Zeit, daß Sie sich auf den Weg
machen
TUKANsVERLAG, MÜNCHEN 19
DER AUSBLICK
JAHRBUCH NEUER DEUTSCHER DICHTUNG, PROSA
herausgegeben von
HANNS MARIA BRAUN UND RUDOLF SCH MITT-SULZTH AL
224 Seiten Großformat, kartonniert M. 3.60, in Leinen M. 4.80.
Mitarbeiter: Barth, Barthel, Biernath, Bonsele, Brandenburg, Braun,
Brenner, Bühner, Diettrich, Fischer-Gravelius, Franck, Freund, Gerstner,
Heuscheie, Kordt, Lautenschlager, Lynch, Petzet, Reindl, Renker, Schäfer-
dick, Schmitt-Sulzthal, Sendelbach, Ude, Webner, Weißmann, Wern-
thaler, Wozak.
Das schön ausgestattete Werk ist ein Führer durch die zeitgenössische
deutsche Dichtung. Jeder Literaturireund sollte es besitzen.
Die Sammlung ist im Zeichen jenes Geistes zusammengestellt, der nicht
nur einen Silberstreifen, sondern ein ganzes Morgenrot am deutschen
Horizont entzündete.
Sie gibt einen tiefen Einblick in, die Vielfalt! der Kräfte, die heute mit
Eifer und gläubiger Hoffnung am geistigen Innenraum des neuen Deutsch-
lands bauen. Diese Dichter sind gläubig, aber ihre tiefe Gläubigkeit hat
nichts von jenem unseligen Optimismus an sich, der die Mobilmachung
bereits für den Sieg nimmt. Diese Dichter wirken, fast alle im Sinne
des wachsamen und männlichen Geistes, der weiß, daß man den Helm
nach der Schlacht fester binden muß.
Willi F e h s e in der „Magdeburgischen Zeitung“
DIE KUNSTZEITSCHRIFT
Der SportOsdief
soll von Jedem waidgerechten Sport
fischergehalten werden. ,,Der Sportfischer“
bringt Text- und B i 1 d e r m a terial
aus aller Welt, darunter auch große
mehrfarbige Kunstdrucke
Va jährlich RM.3.—, jährlich RM. 6.—. Man
abonniert bei seinem Briefträger, beim
Postamt oder direkt beim
Fl SCHEREISPORT-VERLAG
OR. HANNS SCHINDLER,
Fischerei-Buch- u. Kunsthandlung
München NW 2, Karlstraße Nr. 44
Tel. 596160
xZ4 / JUGEND 20 / NR. 7. Mai 1934
Vierteljahr es* Preis 7 .Mark, HeftoPreis 60 Pfennig
Gründer: Dr. G E O R G H I R T H. — Verantwortlich für die Schriifletung: ARNOLDWEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, beide in München. -
«''•lag: G. HIRTH VERLAG AG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien 1. Graben 29a (Eingang Trattnerhof). — Für die Redaktion
[Österreich verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, Hochschuistraße 25. —Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
RLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstraße 10. — D.-A 9000. — Entered as second dass mager. Postoffice
York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstraße 10, zu senden: Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
New