Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (39.1934, (Nr. 1-52))

Rettu n gsta t

— WaS ist denn das für eine Auszeichnung,
die Ihr Hund da um den Hals trägt?

— Die Lebensrettungsmedaille.

— Hat er Sie aus dem Wasser gezogen?
— Nein. Er hat keinen Arzt an mein Bett
gelassen, als ich krank war.

Was man so hört...

Sie: „Du glaubst also an garnichtS?"

E r : „Ich glaube an alles, was ich begrei-
fen kann!"

Sie: „Nun, das kommt dann ja ziemlich
auf dasselbe hinaus!" Nielsen

Umgekehrt

Ein Schüler hat als Aufsatzthema bekom-
men: „Ein Ausflug in das Gebirge." Unter
anderem schreibt er dann: „An dem kleinen
See war es wunderschön. Hübsche Sennerin-
nen saßen dort und melkten stattliche Kühe.
Im Wasser sah es umgekehrt aus!"

Wenn

„Wenn ich Ihre Frau wäre, hätte ich Ihnen
schon längst Gift in den Kaffee getan!"

„Und wenn ich Ihr Mann wäre, dann
hätte ich ihn gern auSgetrunken!"

Nielsen

Unsere Perle

Unsere Anna n-ar aus dem Ball der Fen-
sterputzer und meldet uns freudestrahlend, sie
habe sich dort verlobt.

Auf unsere Frage nach Nam und Art deS
Auserkorenen, erwidert sie: „Nu, das weiß
ich noch nich, da mag man ja nich gleich nach
fragen! Nielsen

Die Richtige!

D i e Gnädige: „Wo haben Sie schon
gedient?"

Mädchen: „Haben Sie ein Adreßbuch,
dann streich ich Ihnen die paar Plätze an, wo
ich noch nicht war!"

Kleiner Praterdia I o g

Torkelt ein frühsommerabendlich Angeheiter-
ter durch den Wurstelprater, verliert das bür-
gerlich nüchterne Gleichgewicht und erfängt sich
an einer spindeldürren Dame.

„Oeha —" murmelt er, „oeha — Padaun!"

„Sie —", schreit der Gatte der Spindel-
dürren den Feuchtfröhlichen an, „mir scheint,
Sie haben zuviel getrunken!"

Läßt der Taumelnde seinen knochigen Stütz-
punkt fahren und konstatiert philosophisch:

„Und Eahner Alte hat z'wenig g'essen!"

H. K. B.

Ein Philosoph

„Ober, das Beefsteak ist ja steinhart, das
kann ich nicht hinunterwürgen!"

„Mein Herr, das Leben ist auch hart und
wir müssen es auch hinunterwürgen!"

Namen

Ein Reisender, der eine sehr entlegene Kleinbahn benutzte, sah zu seiner
Verwunderung, daß jede der Liliput-Lokomotiven ihren eigenen Namen
trug. Die eine hieß zum Beispiel „Galilei", die andere „Wallenstein".
Als er auf der Hauptstation als einziger Fahrgast ausstieg, kam er in
ein Gespräch mit dem Stationsvorsteher und fragte ihn:

„Merkwürdige Namen, die Ihre Lokomitiven führen. Warum heißt
denn die eine .Galilei'?"

Der Geizige

Der geizige Lord Ravel hatte einen Anteilschein vom Drurylane
Theater und er konnte deshalb jeden Abend umsonst ins Theater gehen.
DaS gefiel ihm sehr gut, aber daß er für die Garderobe bezahlen
sollte, paßte ihm durchaus nicht. Endlich fand er einen Ausweg. Er
gab seinen Mantel ins Leihhaus, ließ ihn mit einem Schilling belehnen,
zahlte nach Schluß der Vorstellung einen halben Penny Zinsen, war
also weit billiger daran als wenn er Garderobegebühr hätte zahlen
müssen. (Damals hatten eben die Leihhäuser bis Mitternacht ihre
Pforten geöffnet.)

O/ommernacm

Wir saßen auf dem Dach wie manches Mal
in jenen Wochen. Um uns lag Berlin.

Am Horizont der Neumond mußte schmal
die Kurve seines frühen Abstiegs zieh’n.

Bald war er fort, von einem Turm verschluckt,
der wie Gefrornes ihn zw' Kühlung aß.

Der Häuser Horde, dumpf zur Ruh geduckt,
sog aus dem Nachtwind Duft von fernem Gras.

Aus einem Hinterhofe scholl verwischt
zu uns heran ein Radioaequäk.

Groß über uns war Nacht und Sternengischt.

Wir sah’n hinauf, von Julihitze trüg.

ln langen Ruhestühlen träumten wir.

Der dunkle Sums noch wacher Straßen traf

nur leise her in unser Dach-Revier

und summte wie ein Dschungellied zum Schlaf.

Walter C. F. Lierke

14 / JUGEND NR. 30 / 17. Juli 1934 Vierteljahres-Preis 7 M.ark, HefftPreis 60 Pfennig

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