L
3 9. Jahrgang
t
d
1 9 3 4 / N r. 4 2
Schwäbisch Land
und Leut
Lasset uns fleißig das Land beschauen,
das Spiel seiner Täler, daö Licht seiner Auen,
die Ebenen mit dem Maßwerk der Felder,
die ruhenden Höhen, die stillen Wälder,
die Dörfer schmuck und der Städte Zier,
darinnen leben und weben wir.
Friedrich Schiller
er gab uns den Schiller, den Hölderlin,
den Kepler, den List und den Zeppelin,
und schlimmsten Falles gab zum Gelingen
er uns den Gottfried von Berlichingen. —
Solang uns dies und die Heimat tut bleiben,
wollen wir's ruhig so weiter treiben.
Augu5t bammle
Von den Menschen ist nicht viel Besonderes zu sagen,
sie sind so wunderlich wie in alten Tagen:
seltsame Käuze, ein wenig gäbisch,
und wenn sie reden, so klingt eS halt schwäbisch.
Sonst sind sie so leidlich ini Gleichgewicht,
denn der Herrgott verläßt seine Kinder nicht:
Widmung
Hier diese Gabe beut dein Walafried
Dir, Later Grimald, dar. Sie wiegt nur leicht,
llnd du bist freilich ein gelahrter Manu;
Allein verschmäh sie nicht: sie kommt von
Herzen.
Wenn hinterm Zaune, im bescheidnen Gärtleiu
Tu still in deiner Bäume Schatten sitzest,
Wo durch des Pfirsichs Laub die Sonne bricht
!Wd ihre Lichter auf dem Boden spielen,
Derweilen deiner Schüler muntres Völkchen
Die Früchte aufliest mit dem zarten Flaum
llud eifrig sammelt in die weiten Netze —
Kaum will die kleine Hand die Frucht um-
spannen:
Dann lies dies Büchlein, beßre, was mißlungen,
Laß stehn, was mir geriet, tind denk an mich,
Geliebter Vater mein. Des Höchsten Segen
Geleite dich uiiö helfe dir dereinst
Zur ewgen Seligkeit. Das walte Gott.
Walafried Strabo geboren 806, gestorben 849,
Abt auf der Insel Reichenau
658
3 9. Jahrgang
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1 9 3 4 / N r. 4 2
Schwäbisch Land
und Leut
Lasset uns fleißig das Land beschauen,
das Spiel seiner Täler, daö Licht seiner Auen,
die Ebenen mit dem Maßwerk der Felder,
die ruhenden Höhen, die stillen Wälder,
die Dörfer schmuck und der Städte Zier,
darinnen leben und weben wir.
Friedrich Schiller
er gab uns den Schiller, den Hölderlin,
den Kepler, den List und den Zeppelin,
und schlimmsten Falles gab zum Gelingen
er uns den Gottfried von Berlichingen. —
Solang uns dies und die Heimat tut bleiben,
wollen wir's ruhig so weiter treiben.
Augu5t bammle
Von den Menschen ist nicht viel Besonderes zu sagen,
sie sind so wunderlich wie in alten Tagen:
seltsame Käuze, ein wenig gäbisch,
und wenn sie reden, so klingt eS halt schwäbisch.
Sonst sind sie so leidlich ini Gleichgewicht,
denn der Herrgott verläßt seine Kinder nicht:
Widmung
Hier diese Gabe beut dein Walafried
Dir, Later Grimald, dar. Sie wiegt nur leicht,
llnd du bist freilich ein gelahrter Manu;
Allein verschmäh sie nicht: sie kommt von
Herzen.
Wenn hinterm Zaune, im bescheidnen Gärtleiu
Tu still in deiner Bäume Schatten sitzest,
Wo durch des Pfirsichs Laub die Sonne bricht
!Wd ihre Lichter auf dem Boden spielen,
Derweilen deiner Schüler muntres Völkchen
Die Früchte aufliest mit dem zarten Flaum
llud eifrig sammelt in die weiten Netze —
Kaum will die kleine Hand die Frucht um-
spannen:
Dann lies dies Büchlein, beßre, was mißlungen,
Laß stehn, was mir geriet, tind denk an mich,
Geliebter Vater mein. Des Höchsten Segen
Geleite dich uiiö helfe dir dereinst
Zur ewgen Seligkeit. Das walte Gott.
Walafried Strabo geboren 806, gestorben 849,
Abt auf der Insel Reichenau
658