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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 39.1934, (Nr. 1-52)

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Nr. 52 (Ein recht frohes Weihnachtsfest)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6778#0834
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ffopeö aufmieö und ging nach dem Essen bald
zu Bett.

Einige Tage nachher, ungefähr zur selben
Zeit und aus der nämlichen Straße, stürzte
Dick den Damm hinunter. Er war sofort tot.
Der Mann, der hinter ihm fuhr, ein kleiner
dicker grämlicher Herr, gab vor Gericht an, eS
müsse sich bei Mr. Fennimoore entweder um
einen ungemein nervösen oder um einen be-
trunkenen Fahrer gehandelt haben. Als er
Dick überholen wollte, sei dieser entsetzt zu-
sammengefahren und habe wie ein Verzwei-
felter zu verhindern gesucht, daß er, der dicke
Herr, ihm Vorfahre. Dabei habe Mr. Fenni-
moore offenbar die Herrschaft über seinen
Wagen verloren und sei einem der weißen
Pfosten zu nahe gekommen.

Die Polizei untersuchte die Strecke, auf der
so kurz nacheinander zwei tätliche Unfälle vor-
gekommen waren, sorgfältig, fand aber nicht
den kleinsten erklärenden Umstand, Und da
Dick Fennimoore von allen Zeugen als ein
überaus besonnener, vielversprechender und
stets nüchterner junger Mann geschildert wurde,
verurteilte man den kleinen Herrn zu 50 Dol-
lars, die er mit grämlichem Gesichte zahlte.

An gIe re i

„WaS angelst du denn eigentlich?"
„Tintenfische! Meine Frau will einen Brief
schreiben!"

Der Stratege

Seine Hoheit nimmt an einer Gefechtsübung
teil. Am Ufer eines Flusses läßt er sich über
die augenblickliche Gefechtslage Dortrag hal-
ten. Am Schlüsse des Dortrages wendet er
sich an seinen Adjutanten:

„Sagen Sie, lieber Hauptmann, sind wir
hier eigentlich diesseits oder jenseits des Flusses."

Out zurücl<gegehen

„Fräulein Erna, würden Sie mich denn
nicht mit der Zeit lieben lernen?"

„Nein! Niemals!"

„D, dachte ich mir ja! Sie sind zu alt zum
Lernen!"

Feuer

Anläßlich einer Felddienstübung bekommt ein
Leutnant der Reserve von seinem Kompagnie-
führer den Zuruf: „Herr Leutnant, Sie be-
kommen Feuer von rechts!"

Antwort des Leutnants: „Danke sehr, Herr
Hauptmann! Ich bin Nichtraucher!"

Nicht zu machen

„Na Lina, haben Sie die Stellung als
Köchin in dem neueröffneten Gasthaus be-
kommen?"

„Ich hätte sie schon gekriegt, aber ich konnte
sie nicht annehmen. Ich habe doch Rheuma-
tismus und der Aufenthalt dort wäre mein
Tod geworden!"

„Wieso denn?"

„Am Eingang stand: Den ganzen Tag kalte
Küche!"

„— Dort liegt s! Ich kann s erreichen mit den Augen,

Hinüb er dringen kann der Stimme Schall,

Da ist der Weg, der mich hinüber führte,

Und muß hier liegen, hilflos, und verzagen!“

(Frei nach Schiller)

Znächst wirbelte eS einmal ganz um sich
selbst, schlug dann mit dem Hinterrad gegen
einen der weißen Pfosten, der sogleich zer-
splitterte; ein Scheinwerfer erlosch; und mit
aufheulendem Motor verschwand es, erst lang-
sam und dann schneller und schneller, wie ein
sinkendes Schiff in der Tiefe. Dick glaubte
einen Aufschrei zu vernehmen. Den hätte er
aber bei dem Geräusch dcS eigenen und des
fremden Motors unmöglich hören können. Es
wird wohl ein Kreischen der Bremsen gewesen
sein.

Nach einer Weile löste sich Dick wie auS
einer Erstarrung. Er mäßigte daS Tempo,
wischte sich den Schweiß von der Stirn und
machte eine Bewegung mit der Hand als wolle
er einen Schatten von sich scheuchen. Er be-
gann wieder zu denken. Was nützt es dein
Fremden noch, sagte er sich, wenn ich mich zu
dem Unfall bekenne? Ich selbst aber würde
in meiner Laufbahn um viele Jahre zurück-
geworfen. Und bleich, aber ruhig fuhr er in
die Garage des Hotels, sah befriedigt, daß sein
Wagen keine merkliche Spur des Zufammen-

Ohy du mein Österreich

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Register
Julius Macon: Oh, du mein Österreich
[nicht signierter Beitrag]: Anglerei
[nicht signierter Beitrag]: Der Stratege
[nicht signierter Beitrag]: Gut zurückgegeben
[nicht signierter Beitrag]: Feuer
[nicht signierter Beitrag]: Nicht zu machen
 
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