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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 39.1934, (Nr. 1-52)

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Nr. 52 (Ein recht frohes Weihnachtsfest)
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B 1Ü C M JE IR

Jack London: „Drei Sonnen am Himmel“. (Universitas Verlag,
Berlin.)

Acht Novellen aus „unveröffentlichten Bänden“ dieses produktiven
Dichters, acht Episoden, stark und fesselnd, um Goldsucher, Indianer
und Hunde. Über allem schwebt in dreifacher Gestalt die Sonne
des eisigen Alaskas. Ob nun London von einer verlassenen und ent-
sagenden Liebe erzählt, ob er die Treue des Polarhundes zu seinem
Herrn schildert — immer ist in diesen einfachen Geschichten Leben
und Erleben stark und' von einem unheimlichen Reiz. Londons
Humor ist lebenswahr und echt wie der jedes zutiefst ernsten
Menschen. An Londons Büchern kann man sich ehrlich begeistern

— das ist sehr viel!

(Bedauerlich, daß nicht auch die äußere Aufmachung aus den
Besprechungsexemplaren des Universitas-Verlags zu erkennen ist.)

Karl Kurt Wolter

Cecilij Sidgwick: „Sturm im Teeglas“. (Universitas Verlag, Berlin.)

Kleinigkeiten eines sorglosen englischen Alltagslebens, tagebuch-
artig erinnernd von der kürzlich bejahrt verstorbenen Schriftstellerin
niedergeschrieben. Wirklich „viel Lärm um nichts“, der hier breit

— wenn auch mit einem gewissen humorigen Reiz (stilistisch etwa

Sherriff und dem frühen Shaw vergleichbar) — verlautbar wird.
Ein Trip nach dem Kontinent berichtet leider nur unwichtiges, wie
auch das Landleben in Cornwall lediglich Vorfälle eines privaten
Daseins wiedergibt. Der Leser findet einige Schwierigkeit, sich
unter den angeführten Personen auszukennen. Ich glaube, es gäbe
wesentlichere Autoren zu übersetzen. Karl Kurt Wolter

Gesunde Zähne: Chlorodont

Voranzeige!

Im G. Hirth Verlag erscheint in wenigen Tagen

Die lustige Arche

Ein fröhliches Buch
von Fred Endrikat
zum Exemplarpreis von RM. 1.20

Fred Endrikat der einzigartige Bretfeldichter, der geist-
reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel „Die
lustige Arche" alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Da durch die propagandistische
Tüchtigkeit des Dichters zu erwarten ist, daß die Auflage
rasch vergriffen sein wird, wenden sich Interessenten
heute schon an den

G. Hirth Verlag AG., München

Herrnstraße 10

DIE KUNSTZEITSCHRIFT

Der Sportfisdier

soll von Jedem waidgerechten Sport

flschergehalten werden. „Der Sportfischer“
bringt Text- und B i 1 d e r m aterial
aus aller Welt, darunter auch große
mehrfarbige Kunstdrucke

7i jährlich RM.3.—, jährlich RM.6.—. Man
abonniert bei seinem Briefträger, beim
Postamt oder direkt beim

Fl SCHEREI SPORT» VERLAG
DR. HANNS SCHINDLER,

Fischerei*Buch« u. Kunsthandlung
München NW 2, KarlstraBe Nr. 44
Tel. 596160

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bis spät in die
Nacht hinein und
schloß die Sonne aus



6* war einmal
ein Mann, der
plagte sich von früh

seinem Herzen aus. Das Licht, das sein Dasein erhellte, kam von der Hoffnung auf
ein unabhängiges, ein „freies" Leben ohne Rücksichten und Verantwortungen, wenn
sich einmal fein Sparguthaben zu einer schönen fünf-
stelligen Ziffer aufgehäuft haben würde / Lind so schloß
er Leben und Freunde, Miterleben und Mitfreude aus
Ar seinem Leben aus, bis er verknöcherte. Oie Marksteine

seines Lebensablaufes waren die Tage,
an denen erwieder einmal neue50Mark
seinem Konto gutgeschrieben fand. Das J
war derMaßstab feinesGlücks. {'j'Ä

Lind er hütete sein Kassenbuch ängstlich - hinter J|i

alten, längst gelesenen Büchern versteckte er es. (Neue ^

Bücher zu kaufen war Luxus, alte,
liebgewordene wieder zu lesen, war

Zeitvergeudung und Arbeitsablenkung.) Er weidete sichjeden Abend
an den steigenden Früchten seines selbstsüchtigen Fleißes, die er sich
und. anderen vom Munde abgespart hatte / Wie er nun eines
Abends im frühen Dezember sich ausgerechnet hatte, welche
Summe er seinem Kapital am Zahresende zufiihren könnte, und
wie er hastig hinter die alten Schmöker griff, um schnell den
Gewinn des Jahres auszurechnen, da riß er mit seinem Spar-
kaffenbuch zugleich einen alten, zerlesenen Band heraus, und auf
der aufgeschlagenen Seite konnte er beim Niederbeugen entziffern: „Hadschi Haies
Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Oawud al Goffarah".


Da stand plötzlich „Old
Shatterhand", der
Held seiner gläubigen
Jugend auf und galop-
pierte auf dem Hengst
„Rhi" sein Sparkassen-
buch über den Haufen,
im Silhersee" und dem „Letzten der

„Winnetou" schwang die „Silber-
büchse" und der„nie fehlende Bären-
töter" schoß den Panzer seines selb-
stischen Zchs zu Trümmern / Die
Wintermorgensonne fand ihn am
Schreibtisch, umgeben von „Dat-
teln und Orangen", dem „Schah
Mohikaner", eifrig und nachdenklich

bei der Aufstellung einer Liste / 21» diesem Tage vergaß die Uhr im Spar-
kaffengebäude Halbzehn zu schlagen und blieb stehen, denn da trug er lächelnd
ein hübsches Sümmchen heraus — er, der Zahre hindurch trocken und verbittert
Silberstücke und papierscheine t n 6 Haus gebracht hatte / Lind als die
Weihnachtsglocken läuteten, da saß er unter seinem Tannenbäumchen, das Spar-
buch in der Hand, und freute sich wie noch nie feit seinen Zugendtagen - freute
sich über das große Loch in seiner Kasse. Er dachte an Paul und die langersehnte
Uhr, an Martha mit den Hängezöpfen, ob ihr wohl die Kletterweste gefiele, an
feine Eousine Erna, die Wert darauf legte, schön und jung auszusehen, ob sie
wohl Seife und Hautcreme zu schätzen wisse (sorg-
fältig für ihren Typ ausgewählt), an Ohm paul
und sein Gesicht, wenn er gerade ihn als Spender
der Kleinschreibmaschine, der Zigaretten und
der Weihnachtsgans erkennen würde, und
Peter, ja der peter, der liegt wohl jetzt längst
auf dem Bauch unter dem Kerzenschein und liest
von Ehingachgook, den Notröcken und den glück-
lichen Weiten der ewigen Zagdgefilde / E)o kam
das Glück zu unferm Freund: Miterleben und
Mitfreuen, weil man anderen Freude geben darf.

^4 / JUGEND NR. 52 / 25. Dezember 1934 Viertel] ahres^Pr eis 7 Mark, Heft*Preis 60 Pfennig

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ERLAG an : tli A R I A N N E RAF AEL, Wien XIX, Hochschulstraße 25. —Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH

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