Die Bergmannskuh
Wenn ich eine Ziege feh
muß ich an zu S^au)c denken.
Höre ich daS traute Mäh,
kann ich mich zurückversenken
in die Zeit der bloßen Füße.
Vor mir seh ich Hof und Feld.
Tiere bringen ihre Grüße
auS der bunten Kinderwelt.
Wenn ich eine Ziege seh,
denk ich an zerrissene Hosen
und zum Dank für jedes Mäh,
möcht ich ihren Bart liebkosen.
Friedlich grast die Bergmannskuh
unter Silberbirkenstämmchen.
Gab uns Milch, und noch dazu
um die Osterzeit ein Lämmchen.
Die Kaninchen, Täubchen, Entchen,
Stare, Spaßen groß und klein
bringen mir ein lustig Ständchen,
selbst der Kater stimmt mit ein.
Lieblich klingt das weiche Mäh,
Heimatklänge mich umschmeicheln,
Wenn ich eine Ziege seh,
muß ich hingehen — und sie streicheln.
Fred Endrikat
Die lustige Arche
Von Fred Endrikat, einem der
letzten deutschen Bretteldichter und
Bänkelsänger nach Ringelnafy, er-
scheint dieser Tage im Verlag Georg
Hirth ein kleines fröhliches Buch,
„Die lustige Arche“ betitelt. Unter
dem tiefgründigen Motto: „Die
besten Menschen auf der Erde, das
sind die Hunde und die Pferde“
bietet es jedem Tier- und Menschen-
freund eine Fülle echten Humors.
dt
MV
Fred Endrikat
A. L e i d I
Bauern
Hanje, ein biederer Bauersmann aus dem Westerwald, ist bei Ver-
wandten in Köln zu Besuch. Um ihn zu erfreuen, haben sie ihm eine
Theaterkarte geschenkt.
Aber lange vor Beendigung deS Schauspiels kehrt Hanje wieder zu
seinen Verwandten zurück.
Ob eö ihm denn nicht gefallen habe, fragen sie besorgt.
„Och", meint Hanje, „da woren immer die selwe Lück (Leute) op
de Bühn un die han immer von Sache jeguatscht, die jingen mich nix
an. Un da Hab ich mir jedacht, jehst besser wieder heim. .
kakuwo.
»
Schang — zu deutsch: Jean — ist der kleinste Bauer im rheinhessischen
Dorf. Er schuftet von morgens bis abends, denn er besitzt bloß einen
Ochsen, mit dem er mühevoll seine paar Acker bestellt. Trotzdem ist er
immer im Rückstand.
Gegen Dezember kommt er erst zur Rübenernte. Die andern Bauern,
die längst fertig sind, hänseln deshalb den Schang. Aber Schang läßt
sich nicht aus seiner Fassung bringen.
„Seien nur ruhig", sagt er, „Weihnächte feiern mir doch wieder
zusamme!"
Ein andermal — es ist Feiertag — sitzen die Bauern im Wirtshaus
beisammen. Schang ist auch dabei; ausnahmsweise. Es langt ihm aber
nur zu einem Glas Wein.
„Was hoscht'n du jetz' davon", meinen die Bauern, „du schaffst un
säest den ganze Tag — un die annern, die Gerichtsvollzieher un Händler,
die ernte."
„Hoffentlich", antwortet der Schang, „hoffentlich all' — dies Jahr
Hab ich Hanf gesät."
kakuwo,
9
Wenn ich eine Ziege feh
muß ich an zu S^au)c denken.
Höre ich daS traute Mäh,
kann ich mich zurückversenken
in die Zeit der bloßen Füße.
Vor mir seh ich Hof und Feld.
Tiere bringen ihre Grüße
auS der bunten Kinderwelt.
Wenn ich eine Ziege seh,
denk ich an zerrissene Hosen
und zum Dank für jedes Mäh,
möcht ich ihren Bart liebkosen.
Friedlich grast die Bergmannskuh
unter Silberbirkenstämmchen.
Gab uns Milch, und noch dazu
um die Osterzeit ein Lämmchen.
Die Kaninchen, Täubchen, Entchen,
Stare, Spaßen groß und klein
bringen mir ein lustig Ständchen,
selbst der Kater stimmt mit ein.
Lieblich klingt das weiche Mäh,
Heimatklänge mich umschmeicheln,
Wenn ich eine Ziege seh,
muß ich hingehen — und sie streicheln.
Fred Endrikat
Die lustige Arche
Von Fred Endrikat, einem der
letzten deutschen Bretteldichter und
Bänkelsänger nach Ringelnafy, er-
scheint dieser Tage im Verlag Georg
Hirth ein kleines fröhliches Buch,
„Die lustige Arche“ betitelt. Unter
dem tiefgründigen Motto: „Die
besten Menschen auf der Erde, das
sind die Hunde und die Pferde“
bietet es jedem Tier- und Menschen-
freund eine Fülle echten Humors.
dt
MV
Fred Endrikat
A. L e i d I
Bauern
Hanje, ein biederer Bauersmann aus dem Westerwald, ist bei Ver-
wandten in Köln zu Besuch. Um ihn zu erfreuen, haben sie ihm eine
Theaterkarte geschenkt.
Aber lange vor Beendigung deS Schauspiels kehrt Hanje wieder zu
seinen Verwandten zurück.
Ob eö ihm denn nicht gefallen habe, fragen sie besorgt.
„Och", meint Hanje, „da woren immer die selwe Lück (Leute) op
de Bühn un die han immer von Sache jeguatscht, die jingen mich nix
an. Un da Hab ich mir jedacht, jehst besser wieder heim. .
kakuwo.
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Schang — zu deutsch: Jean — ist der kleinste Bauer im rheinhessischen
Dorf. Er schuftet von morgens bis abends, denn er besitzt bloß einen
Ochsen, mit dem er mühevoll seine paar Acker bestellt. Trotzdem ist er
immer im Rückstand.
Gegen Dezember kommt er erst zur Rübenernte. Die andern Bauern,
die längst fertig sind, hänseln deshalb den Schang. Aber Schang läßt
sich nicht aus seiner Fassung bringen.
„Seien nur ruhig", sagt er, „Weihnächte feiern mir doch wieder
zusamme!"
Ein andermal — es ist Feiertag — sitzen die Bauern im Wirtshaus
beisammen. Schang ist auch dabei; ausnahmsweise. Es langt ihm aber
nur zu einem Glas Wein.
„Was hoscht'n du jetz' davon", meinen die Bauern, „du schaffst un
säest den ganze Tag — un die annern, die Gerichtsvollzieher un Händler,
die ernte."
„Hoffentlich", antwortet der Schang, „hoffentlich all' — dies Jahr
Hab ich Hanf gesät."
kakuwo,
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