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WIENER

SCHERENSCHNITT

Fährt unlängst vor einem
Nachtlokal ein Autotaxi vor.

Ein Herr steigt aus und der
Chauffeur streckt ihm die Hand
hin.

„Zwafuchzg. .. Ohne mi!"

„Please?“ schüttelt der Fremde
den Kops und der Wagenlenker
wiederholt etwas lauter:

„Zwafuchzg! Ohne meiner!...
JestaS na, fan S' derrifch?"

Der Fremde versteht endlich,
legt zweieinhalb Schillinge auf
die erwartungsvoll hingestreckte
Hand und schon geht es los.

„No — und de Maut, Herr?"

„Maut?" wiederholt der
Fremde, „What’s that?“

„Jo woS glaubn S' denn?"
begehrt der Chauffeur auf,
„glaubn S' leicht. So fan bei
de Wilden? Von der Tax allani
kann i net leb'n ... Dös iS viel-
leicht bei Eahna daham a so
eigführt, Sö Dappschädl, Sv
lackierter, aber bei uns net...
blnterhalten wolln S' Eahna
gehn, d Weaner Gmüatlichkeit
lvolln S' kennalerna, aber ums
Trinkgeld wolln S' unferans
blitzen! Sö Zöger, Sö z'niachter,
Sö Seicherl, Sö!"

Kommt ein Wachmann, ange-
lockt von dem Lärm, läßt sich
den Sachverhalt erklären, spricht
ein paar höflich entschuldigende
Worte mit dem Fremden, der
bereitwillig mit dem Trinkgeld
herausrückt, und sagt zu dem
immer noch ärgerlich vor sich
hinbrmnmenden Chauffeur:

„Sind S' jetzt z'frieden? .
Muß denn immer gstritten sein?
. .. Warum Hab ich die Gschicht
so schnell geordnet?"

Meint der Chauffeur mit
einem mißbilligenden Achsel-
zucken:

„No jo-mit der Höflich-

keit iS ka Kunst net!"

H. IC. B.

Großreinemachen im Tierkreis

M o 11 k e

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts
glaubte Rußland, Preußen habe Absicht auf
seine baltischen Provinzen. Als im Jahre 1856
Moltke anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten in
Petersburg weilte, wurde eine Fürstin beauf-
tragt, den Staatsmann darüber auszuhorchen.

Bei dem Festdiner unterhielt sich Moltke
gut mit der Fürstin, die int Laufe des Ge-
sprächs fragte: „Herr General, kennen Sie
die Ostseeprovinzen?" — „Welche?" — „Die
russischen meine ich!" — „Wo liegen denn
die?" — „Aber, Herr General, die liegen doch
an der Ostsee!" — „Ach! Schon lange?"

Die Großfürstin fragte nicht mehr weiter.

Reklame

Sinnend streift sich Ketelböter über den
kahlen Schädel, gilt es doch, dem lästigen
Konkurrenten etwas auSzuwischen und sich
selber dabei inS rechte Licht zu setzen. Auf-
atmend schreibt er endlich den Text für sein
neues Reklameschild:

„Lassen Sie sich nicht anderswo hineinlegen.

Kommen Sie lieber zu mir."

Auslagen

Sie: „Aber, Ernst, warum willst du denn
nicht haben, daß ich in die großen Auslagen
rein sehe?"

Er: „Weil ich die großen Auslagen fürchte!"

Columbus und Nobody

In Washington ist das erste sprechende
Denkmal der Welt errichtet worden. Es ist
Christoph Columbus, als Robot geformt und
mit einer weithin schallenden Sprechstimme
versehen. ColumbuS rust täglich dreimal, mor-
gens um 7 Uhr, mittags um 12 Uhr und
abends um 6 Uhr: „Ich bin der Entdecker
Amerikas!"

Nach vierzehn Tagen steckte Mr. Nobody,
der schräg gegenüber im 21. Stock, genau vor
dein Kopf des Columbus wohnt, seinen Kopf
aus dem Fenster heraus und schrie: „Mr.
Columbus, ich will s Ihnen ausnahmsweise
glauben-, wenn Sie aufhören!"

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Register
[nicht signierter Beitrag]: Columbus und Nobody
[nicht signierter Beitrag]: Auslagen
[nicht signierter Beitrag]: Reklame
[nicht signierter Beitrag]: Moltke
Toni Bichl: Großreinemachen im Tierkreis
H. K. B.: Wiener Scherenschnitt
 
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