Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Margarete Schiestl-Bentlage: Das Blaue Moor. Paul List Verlag,
Leipzig.

Wenn nach ein paar Seiten starkfarbig-kühner Landschaits-
malerei in diesem Buch (das mit Recht nicht Roman genannt
worden ist und das einzureihen den Literarhistorikern überlassen
bleibt) der erste Mensch auftritt, so geschieht das so: „Aber nun
ist es gerade Frühling geworden — und aus dem jungen Eichen-
busch am Flutbach kommt ein alter, froher Mann heraus, wie eine
Raupe aus, einem Salatkopf“... Wen dieser Satz nicht für die
Dichterin einnimmt, dem ist im Leben und im "Lode nicht zu helfen.
Mit dieser Anschaulichkeit der Oestaltung hat die Schiestl-Bentlage
schon in ihrem Erstling „Unter den Eichen“ verblüfft; hier erschüt-
tert sie. Wer die Menschen in diesem Blauen Moor kennt — das
im alten Westfalen zu suchen ist —, der weiß, daß die Dichterin
aus einer Art von „zweitem Gesicht“ heraus schreibt. Sie weiß
um Wucht und Tiefe, Wehmut und Stärke, Zartheit und Bildsam-
keit im Wesen dieser Menschen; sie hat die Seele des Bauern in
ihrer ganzen Weiträumigkeit durchwandert; sie kann mit einem
einzigen Satz oder auch mit einem beredten Schweigen (in dessen
Handhabung sie Meisterin ist) Beziehungen in die Luft zaubern,
die so nur zwischen Bauern vorhanden sein können. Das ist das
Vergessene, was ein Städter in diesem Buche wiederfindet: daß
ein echter Bauer nicht nur uralten Boden besitzt, sondern auch
uralte Formen des Umgangs. Sie erleichtern das Leben, sie führen
noch aus Situationen heraus, denen ein Städter bereits rettungslos
erliegt; diese Formen haben etwas Adliges: sie verleihen Lebens-
meisterschaft. So kann es in diesem Buche trotz aller drohenden
und lastenden Stoffmassen von Tragik doch nicht zur Tragödie
kommen. Der alte Aselage, der Habegeier, der sein Gut durch
Betrug vermehrt, muß das Hinsinken seines Geschlechts erleben;
aber dann, ehe er hinauswandert ins Blaue Moor, überantwortet
er seinen Besitz den Jungen und Starken, denen'die Zukunft gehört:
Swiethart, seinem Sohn von einer Magd, und Elke, der Tochter
der betrogenen Familie. Wir stehen nicht an, -dieses Mädchen Elke
und ihre Mutter, die prächtige Mutter Eikhorst, zu den schönsten
Figuren unserer Literatur zu zählen. Man hat die Dichterin mit
der Droste, mit Hamsun, mit Timmermans verglichen — sie ist von
allen gleich weit entfernt. Sie ist eine Sibylle unter den Eichen,
nein, noch anders: Apollo hat einen.Baum in eine Frau zurück-
verwandelt; es war eine herrliche deutsche Eiche; heute heißt sie
Margarete Schiestl-Bentlage. Dr. H. A.Thies

Richard Billinger: Das Schutzengelhaus. Roman. (S. Fischer Verlag,
Berlin.)

Der Dichter der „Rauhnacht“ erzählt hier mit breiter und meta-
pherreicher Sprache eine Kindergeschichte. Des Autors unbezähm-
bare Lust an Diminutivformen und der allzuhäufige Gebrauch des
Beiwortes „golden“... „goldene Buchstaben“, „goldener Atmen,
goldener Himmelsweg, goldmundiges Brevier“ etc. etc. ... beein-
trächtigen den atmosphärischen Gehalt dieser ansonst so grund-
anständigen und schönen Erzählung. Wenn Billinger erst einmal
anfangen wollte seine Neigung für baracke Sprachfloskeln ein wenig
zu zähmen, hätten wir einen sehr beachtenswerten Erzähler mehr
in der deutschen Gegenwartsliteratur. Das Buch ist mit sechzehn
Federzeichnungen von Hans Meid trefflich bebildert. A. W. R.

Hellmut Lanlschner: Die Spur von meinem Ski und Hubert
Mumelter: Skifahrt ins Blaue. Beide bei Rowohlt, Berlin.

Mumelters Buch ist eine lustige Bildergeschichte, die sich Freunde
des schönen Skisports schenken sollen, ein rechtes Hüttenbuch mit
vielen fidelen Einfällen. Lantschners Buch ist eine durchaus ernst-
zunehmende Auseinandersetzung mit dem Problem Skilauf; es ist
voll von Sportfreudigkeit, Sonne, Schnee, Gefahren und allen Wun-
dern der winterlichen Bergwelt. Das ausgezeichnete Photomaterial,
das dem Werk beigegeben ist, verleiht ihm den nötigen anschau-
lichen Reiz. Sicherlich eines der besten Stücke in der an ähnlichen
Darstellungen so reichhaltigen Sportliteratur. A. W. R.

1935 / JUGEND NR. 1 / 1. Januar 1935

Paul Friedrich: Deutscher Zitate ns chatz. (Kurt Wolff Verlag,
Berlin.)

Eine sehr brauchbare Ergänzung zum alten Büchmann. Das
Material ist übersichtlich geordnet und durch Bildbeigaben aufs
beste veranschaulicht. Ein Buch, das in keiner Arbeits- und Hand-
bibliothek fehlen darf. A. W. R.

Th. Th. Heine: Das spannende Buch. (Verlag Juli. Kittls Nach-
folger, M.-Ostrau.)

Der geniale Simplzeichner hat die besten Dokumente seines Stifts
gesammelt und in einem wirklich „spannenden Buch“ vereinigt. Die
geistige Haltung des Buches ist eine hochanständige; es werden
nur menschliche Dinge behandelt, die Politik ist ausgeschaltet. Es
freut einem von Herzen, einmal auch etwas von draußen zu sehen,
was keine Greuelpropaganda ist und jeder objektiven Kritik stand-
hält. Weiß-Rüthel.

Heinrich Eduard Jacob: Sage und Siegeszug des Kaffees. (Rowohlt
Verlag, Berlin.)

Der Verfasser nennt sein Werk „Die Biographie eines weltwirt-
schaftlichen Stoffes“ und bietet auf 400 Seiten eine reiche Fülle an
kulturhistorischem Material. Die immense Wichtigkeit der kleinen
braunen Bohne, ihre Sage, Geschichte und abenteuerliche Laufbahn
als Genußmittel und Wirtschaftsfaktor werden mit gründlicher Sach-
kenntnis herausgestellt. Das Buch ist reich an zeit- und kultur-
geschichtlich hochinteressantem Bildmaterial. A. W. R.

Zur Hautpflege: Leokrem

OIE KLEINE FOTOBÜCHEREI

bringt für

45

Pfennig

das aktuellste Fotobuch für den Winter:

PANCHROMATISCHE FOTOGRAFIE

VON GERH. ISERT

Die Schrift berichtet über Technik und Anwendung dieses
wichtigen Negativmaterials, das gerade für die Winter-
monate so große Bedeutung hat. Das Buch wird sich leicht
verkaufen.

Versäumen Sie nicht, zusammen mit dieser Schritt Heft 1 unserer
Bücherei

RICHTIGES ENTWICKELN

VON GERH. ISERT zu bestellen.
Lesen Sie die Kritiken:

Dieses Buch kostet 1 Mark.

Die Ratschläge sind so wirksam und glücklich, daß das Heft lebhaft
empfohlen werden muß. (Der Bildwart, Nr. 4, 1934)

Trotz des wertvollen Inhaltes ist der Preis äußerst niedrig, so daß die
Anschaffung keine nennenswerten Schwierigkeiten bereitet.

(Sudetendeutsche Tageszeitung)

Jeder hat ein Interesse, die kleine Schrift seinen Kunden anzubieten.

(Der Photograph, Nr. 46. 1934)

GERHARD ISERT:

RICHTIGES

ENTWICKELN

« DARBIETUIG OER GESAUTEN
ARBEITSWEISEN
DER IE6ATIV-ENTWICKLUIG
O II DER RICHTIGEI EITWICt-
LUI6 LIEGT

Eil SCHLÜSSEL ZUM EBF0L6
• ILLUSTRIERT

G. HIRTH VERLAG AG., MÖNCHEN 2 NO. f<r5/HJ

Die kleine Fotobücherei hat GroRformal!

Zu beziehen durch die Buch- und Fotohandlungen oder direkt vom

G. HIRTH VERLAG AG., MÜNCHEN, HERRNSTR. 10

Vierteljahres-Preis 7 Mark, HefUPreis 60 Pfennig

Begründer: Dr. GEORG HIRTH. — Verantwortlich für die Schriftleitung: ARNOLD WE-Iß S - RÜ TiHEL ; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
yerlag: G. HIRTH VERLAG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien I. Graben 29a (Eingang Trattnerhof). — Für die Redaktion
^ Österreich verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, Hochschulstraße 25. —Alle Rechte Vorbehalten — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
VERLAG AG.. München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstraße 10. — D.nA. 9000. — Entered as secoitd dass matter, Postoffice New
York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstraße HO, zu senden: Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
Register
Hans Arthur Thies: Aus dem Büchermeer
Arnold Weiss-Rüthel: Aus dem Büchermeer
A. W. R.: Aus dem Büchermeer
 
Annotationen