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von Rubey

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schon fleißig gewesen. DaS hohe Seil, die
Masten und Bankreihen waren verschwunden.
An der Stelle der Manege lag noch eine dünne
Schicht Sägmehl über dem grünen Rasen.
Die Pferde standen geschirrt vor den fertig-
gepackten Wägen. AuS dem Kamin des großen
Wohnwagens kräuselte dünner, blauer Rauch.

Die Frau kam frisch und jung über die
Treppe, nahm eines der Tiere beim Zügel
und liebkoste tätschelnd den Hals.

Scheu ging Einsorg vorbei und die Straße
hinaus, auf der die Wagen nun fahren muß-

ten. Bald kam auch die kleine Karawane und
überholte ihn. Weit trat er an den Straßen-
rand, als die Pferdchen munter vorbeitrabten.
Die blonde Frau stand gerade an einem Fen-
ster des Wagens und sah in den hellen Mor-
gen hinein, bind vor ihr, in einer bauchigen
Dase, blühte und leuchtete die verschwendete
Pracht eines frühreifen Goldregens.

Ein glückhafter Schauer überrann den
Alten. Das war s e i n Goldregen. Sie hatte
ihn nicht verschmäht.

Als Einsorg grüßend den Hut zog, sah ihn
die Frau erstaunt an. Dann lachte sie und

winkte ihm mit ihrer zierlichen Hand lange
nach.

Der Kanzleirat blieb unbeweglich stehen,
bis die Wägen hinter einer Straßenbiegung
verschwunden waren. Dann ging er langsam
zur Stadt zurück.

Es ist etwas Sonderbares um die Men-
schen; um die fahrenden und um die seßhaften.

An diesem Morgen kam der Kanzleirat
Pankraz Einsorg zum erstenmal in seinem
langen Leben zu spät zum Dienst. Es fehlten
ganze zehn Minuten.

PFLÜGE DURCH DIE STADT

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O reitet, braune Knechte, sonder Eile
die ackermüden Tiere durch die Stadt,
damit der Blick auf eurem blanken Eisen weile,
das seine Furchenarbeit nun beendet hat.

Die Hufe klappern, träge schwippt die Leine,
ihr aber zieht mit zügelfester Hand
durch unser Labyrinth verstaubter Steine
wie eine Karawane aus gelobtem Land.

Koch dampfen grau die Leiber eurer Pferde,
die Pflugschar zittert, und es löst sich bald
aus dem Gerät ein Krümlein Ackererde,
das niederrieselt zum Asphalt.

Kun hat der Horizont euch auf genommen.

XJÜir stehn im Lärm versonnen still; da ist statt Kot
ein gelbes Weizenfeld uns in den Sinn gekommen,
gleichwie von ungefähr, und Duft von frischem Brot.

Vo rsic h t

Dieser Xa$c fahre ich von
einem kleinen mährischen Grenz-
orte nach Wien zurück.

Mir gegenüber sitzt zwischen
Handgepäck jeglicher Art, eine
ländliche Jungfrau.

An der Grenze erscheint der
Zöllner, untersucht flüchtig das
Gepäck und will schon gehen,
als er eine unter der Bank
stellende Pappschachtel erblickt.

„Wem gehört de Schachtel?"
erkundigt er sich.

„Prosim, ise den meinige!" sagt
die Jungfrau.

„Was iS drinn?"

„Ise nix drinn!" haucht die
Jungfrau, den vielfach verknote-
ten Bindfaden aufknüpfend.

„Geb'n S' nur her!" nimmt
der Zöllner die Schachtel, die bis
obenhin angefüllt ist mit neuer
Kinderwäsche.

„Alsdann", stirnrunzelt er, „als-
dann, des is bei Jhna nix .. .
Möchten S' mir vielleicht Vor-
singen, was des is?"

„Kindswäsch!" flüstert die Jung-
frau.

„Des siech i, daß kane Ouar-
geln net san... Aber de Wäsch
iS neuch, de müassen S' ver-
zollen!"

„Prosim", versetzt die Jung-
frau, „g'hörte Wäsch für Kindl!"

„bind wo ist das Kind? I siech
kans!"

„Ich bitt ich schenstenS, ich
fahr ich nach Wien in Dienst!"

„WaS hat deS mit der Kinder-
wäsch z' tun?" funkelt der Zöll-
ner die Jungfrau strenge an.

„Ich bitt ich schen", errötet die
Holde, „Hab ich mir halt mit-
g'nummen ... AuS unsere Ort
sind schon so viel Madl g'west
ins Stadt in Dienst — und —
ich bitt ich schenstenS — ise noch
jede mit klane Kindl zuruckkum-
men!" H. K. B.

Verehrung

Als Peter der Große in Paris
die Kirche der Sorbonne besuchte,
umarmte er die Statue des Kar-
dinals Richelieu und rief:

„Großer Mann! Wenn du zu
meiner Zeit gelebt hättest, so hätte
ich dir die eine Hälfte meines
Reiches gegeben, um von dir zu
lernen, wie ich die andere Hälfte
zu regieren hätte!"

Zweierlei Wirkungen

DaS Hoforchester Ludwigs XIV.
spielte eines Abends das „Mise-
rere" von Lully. Der König
kniete nieder und zwang auf diese
Weise die ganze Hofgesellschaft,
sich gleichfalls niederzulassen.
Rach beendeter Musik fragte der
König den Herzog von Gram-
mont:

„Wie finden Sie daö Mise-
rere?"

„Wunderbar weich für die
Ohren, Majestät", erwiderte der
Herzog, „aber entsetzlich hart für
die Knie!"

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Register
Hertha v. Gumppenberg: Der Eremit
Maximilian Quenel: Pflüge durch die Stadt
H. K. B.: Vorsicht
[nicht signierter Beitrag]: Verehrung
[nicht signierter Beitrag]: Zweierlei Wirkungen
 
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