AFRIKANISCHE MINIATUREN
VON HADIC ÖLEN
pnnn i)1 ein leicht erregbarer NIensch, und
Mein Freund, der Afrikaner, hatte mich zur
Entenjagd auf seine Farm eingeladen. Stun-
denlang waren wir schon am Fluß herum-
gestiegen — von Enten keine Spur. DaS
einzige, was wir schließlich zu Gesicht be-
kamen, war ein Kaffer, nach der letzten afri-
kanischen Mode nur mit einem Lendenschurz
bekleidet. Jonny, mein Freund, begrüßte die
Gelegenheit, mir mit seinen kaffrischen Sprach-
kenntnissen imponieren zu können, nur hatte er
die Vokabel, aus die eö ankam — Enten —
im Augenblick vergessen. Es entspann sich nun
etwa folgendes kaffrisches Gespräch:
„Wo gibt es Ouak-Ouak?"
Der Kaffer grient vergnügt, schweigt aber.
„Quak-Quak, wo?" Wieder keine Ant-
wort.
M a g o n
so war eS nicht verwunderlich, wenn er nach
einer Reihe Amerikanismen in entsetzliche Flüche
ausbrach, deren harmlosester „damned nigger“
gewesen sein dürfte.
Der Kaffer hört interessiert und höflich zu,
aber nachdem sich mein Freund einigermaßen
erschöpft hatte, verbeugt er sich leicht und
spricht in fließendem Englisch (unverkennbar
Oxford):
„Thal is hardly the language of a gentle-
man, Sir!“ (Das ist kaum die Sprache eines
Gentleman, mein Herr!"
*
Die Frau meines Freundes ist fraglos eine
sehr liebenswürdige Person — aber sie hat
das Pech, daß ihre schwarzen Dienstboten
diese Ansicht selten teilen. So kam es eines
Tages, daß wieder einmal alle die zahlreichen
dienstbaren Geister samt und sonders spurlos
verschwunden waren. JonnyS Frau geht also
kurzentschlossen zwecks Neuengagement in die
Kaffernn.'ederlasfung, die an der Peripherie der
Stadt liegt und klopft gleich an der ersten
Hütte an.
Eine farbige Dame öffnet. JonnyS Frau
sieht einen silbergedeckten Teetisch, um den eine
Menge „dunkler" Herrschaften herumsitzt, die
ihr merkwürdigerweise sehr bekannt vorkommt.
Ein wenig verwirrt fragt sie höflich:
„Ach, entschuldigen Sie bitte, können Sie
mir vielleicht sagen, wo ich ein Dienstmädchen
finden kann?" Worauf in sehr gutem Englisch
die Antwort erfolgt:
„I am very sorry, madam, but I am in
the same embarassement.“ (Ich bedaure un-
endlich, gnädige Frau, aber ich bin in der-
gleichen Verlegenheit.)
*
Diese Geschichte erzählte mir JonnyS Vater,
und da er noch viel leichter erregbar ist als
sein Sohn und noch viel schrecklicher fluchen
kann, muß diese Geschichte unbedingt wahr-
fein.
Es geschah zu der Zeit, als in Südafrika
Flugzeuge noch zu den Raritäten gehörten wie
heute Steuerermäßigungen. Eines Tages ver-
irrte sich ein Flieger zu JonnyS Vaters Farm
und mußte notlanden. Jan, ein greiser Hotten-
totte, arbeitet auf dem Feld. Auch greise Hot-
tentotten sind neugierig, und so läßt Jan den
Spaten stehen und eilt auf den seltsamen
Vogel zu. Als er aber der Maschine ein
lebendiges Wesen entsteigen sieht, bleibt er be-
troffen stehen, reißt den Hut vom Kopf und
verbeugt sich tief:
„Good morning, dear Jove, my name is
Jan.“ (Guten Morgen, lieber Gott, mein
Name ist Jan.)
Der Pälzer
Der Kutscher eines Weingutes der Rhein-
pfalz hat verschiedene Gegenstände in die Stadt
fahren müssen. Zu Verwandten seines Herrn.
Die Städter bewirten ihn mit Speise und
Trank. Sie wissen zwar, daß man ln der
Pfalz gern trinkt, haben aber keine rechte
Vorstellung davon, wieviel Gläser man auf
eine Person rechnet. Vorsorglich stellen sie
deshalb dem Kutscher gleich die ganze Flasche
Wein hin.
Zu ihrem Erstaunen ist nach einer Weile
die Flasche restlos geleert. Als sich der Kutscher
dann verabschiedet, fragt man, ob es ihm auch
geschmeckt habe.
Daraufhin meint er treuherzig: „Es war jo
alles ganz schee und gut — nur eenS wollt ich
gern wisse: Frühstücken Ihr in der Stadt
immer so trocke?" kakuwo.
U n g e r ü h r i
„Wie trag ich bloß den neuen Hut, damit er mir das Gesicht nicht verschandelt?“
„In der Hand
31)
VON HADIC ÖLEN
pnnn i)1 ein leicht erregbarer NIensch, und
Mein Freund, der Afrikaner, hatte mich zur
Entenjagd auf seine Farm eingeladen. Stun-
denlang waren wir schon am Fluß herum-
gestiegen — von Enten keine Spur. DaS
einzige, was wir schließlich zu Gesicht be-
kamen, war ein Kaffer, nach der letzten afri-
kanischen Mode nur mit einem Lendenschurz
bekleidet. Jonny, mein Freund, begrüßte die
Gelegenheit, mir mit seinen kaffrischen Sprach-
kenntnissen imponieren zu können, nur hatte er
die Vokabel, aus die eö ankam — Enten —
im Augenblick vergessen. Es entspann sich nun
etwa folgendes kaffrisches Gespräch:
„Wo gibt es Ouak-Ouak?"
Der Kaffer grient vergnügt, schweigt aber.
„Quak-Quak, wo?" Wieder keine Ant-
wort.
M a g o n
so war eS nicht verwunderlich, wenn er nach
einer Reihe Amerikanismen in entsetzliche Flüche
ausbrach, deren harmlosester „damned nigger“
gewesen sein dürfte.
Der Kaffer hört interessiert und höflich zu,
aber nachdem sich mein Freund einigermaßen
erschöpft hatte, verbeugt er sich leicht und
spricht in fließendem Englisch (unverkennbar
Oxford):
„Thal is hardly the language of a gentle-
man, Sir!“ (Das ist kaum die Sprache eines
Gentleman, mein Herr!"
*
Die Frau meines Freundes ist fraglos eine
sehr liebenswürdige Person — aber sie hat
das Pech, daß ihre schwarzen Dienstboten
diese Ansicht selten teilen. So kam es eines
Tages, daß wieder einmal alle die zahlreichen
dienstbaren Geister samt und sonders spurlos
verschwunden waren. JonnyS Frau geht also
kurzentschlossen zwecks Neuengagement in die
Kaffernn.'ederlasfung, die an der Peripherie der
Stadt liegt und klopft gleich an der ersten
Hütte an.
Eine farbige Dame öffnet. JonnyS Frau
sieht einen silbergedeckten Teetisch, um den eine
Menge „dunkler" Herrschaften herumsitzt, die
ihr merkwürdigerweise sehr bekannt vorkommt.
Ein wenig verwirrt fragt sie höflich:
„Ach, entschuldigen Sie bitte, können Sie
mir vielleicht sagen, wo ich ein Dienstmädchen
finden kann?" Worauf in sehr gutem Englisch
die Antwort erfolgt:
„I am very sorry, madam, but I am in
the same embarassement.“ (Ich bedaure un-
endlich, gnädige Frau, aber ich bin in der-
gleichen Verlegenheit.)
*
Diese Geschichte erzählte mir JonnyS Vater,
und da er noch viel leichter erregbar ist als
sein Sohn und noch viel schrecklicher fluchen
kann, muß diese Geschichte unbedingt wahr-
fein.
Es geschah zu der Zeit, als in Südafrika
Flugzeuge noch zu den Raritäten gehörten wie
heute Steuerermäßigungen. Eines Tages ver-
irrte sich ein Flieger zu JonnyS Vaters Farm
und mußte notlanden. Jan, ein greiser Hotten-
totte, arbeitet auf dem Feld. Auch greise Hot-
tentotten sind neugierig, und so läßt Jan den
Spaten stehen und eilt auf den seltsamen
Vogel zu. Als er aber der Maschine ein
lebendiges Wesen entsteigen sieht, bleibt er be-
troffen stehen, reißt den Hut vom Kopf und
verbeugt sich tief:
„Good morning, dear Jove, my name is
Jan.“ (Guten Morgen, lieber Gott, mein
Name ist Jan.)
Der Pälzer
Der Kutscher eines Weingutes der Rhein-
pfalz hat verschiedene Gegenstände in die Stadt
fahren müssen. Zu Verwandten seines Herrn.
Die Städter bewirten ihn mit Speise und
Trank. Sie wissen zwar, daß man ln der
Pfalz gern trinkt, haben aber keine rechte
Vorstellung davon, wieviel Gläser man auf
eine Person rechnet. Vorsorglich stellen sie
deshalb dem Kutscher gleich die ganze Flasche
Wein hin.
Zu ihrem Erstaunen ist nach einer Weile
die Flasche restlos geleert. Als sich der Kutscher
dann verabschiedet, fragt man, ob es ihm auch
geschmeckt habe.
Daraufhin meint er treuherzig: „Es war jo
alles ganz schee und gut — nur eenS wollt ich
gern wisse: Frühstücken Ihr in der Stadt
immer so trocke?" kakuwo.
U n g e r ü h r i
„Wie trag ich bloß den neuen Hut, damit er mir das Gesicht nicht verschandelt?“
„In der Hand
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