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Der Bittgang

Erzählung von Wo 1 fgang Hartmann

$Tiiu 0d)ncii)er miö ötni „Schiefen Eck" IN der Rrünchner Borjtadt
fuhr heim in ihr Städtchen, aus dem sie vor zwanzig Jahren auS-
gezogen war, um draußen in der Fremde, die-München hieß, ihr Glück
zu suchen. Damals war sie eine junge Gasthofstochter gewesen, deren
Eltern verarmt lvaren. Sie mußte als Servierfräulein ihr Brot ver-
dienen. Als sie heiratete, war sie schon eine Frau in den besten fahren
und ihr Mann ein kleiner Wirt. Sie übernahmen das „Schiefe Eck"
und schlugen sich schlecht und recht durchs harte Leben.

Jetzt war sie eine Wittib, saß auf eignem Grund und hatte eine
erwachsene Tochter, die Manzi. Das Mädel machte ihr Sorgen und
um ihretwillen machte sie den Weg in die Heimat zurück. Er war
ein Bittgang. Die Manzi hatte sich an einen Kerl gehängt, der ihrer
nicht wert schien, nach dem Urteil der Mutter. Er lief mit andern
und bereitete dem Kind viel Kummer. Und darum stand ihr Entschluß
fest, das Mädel mußte ihm aus den Augen, solang es noch Zeit war,
um den Burschen zu vergessen. In der Jiof kam der Frau Schneider
eine Idee. Daheim, in Reichenhall, hatte sie einen alten Freund, den
Wirt vom „Engel". Dem seine Richte war der Manzi zugetan und
lebte in München. Die hatte sie jetzt aus die Idee gebracht, ihn aus-
zusuchen. Er solle die Manzi zu sich nehmen in den Gasthos, meinte

die Lissie Sonderegger, da könne sie bei Arbeit und in neuer Umgebung
am ehesten den Ferdi vergeben.

Der Bittgang zu dem arrivierten Mann, der heute einer der reichsten
war, daheim, fiel ihr schwer. Aber was tat man nicht alles für ein
geliebtes, gefährdetes Kind? Trotzigen Sinnes lief sie vor dem schönen
Landgasthof aus und ab, in Reichenhall, am liebsten wäre sie umge-
kehrt und wieder heimgesahren. Die Fenster waren blitzblank geputzt,
die Mauerung geweißelt und bemalt mit vielerlei Zierarten. Der hatte
es zu etwas gebracht, der Sepp Wimplinger, mit dem sie einst auf der
gleichen Schulbank gesessen hatte. Dem sein Haus lächelte sie an in
seiner vornehmen Wohlhabenheit. Die grünen Fensterläden leuchteten
prachtvoll in ihrer barocken Beschwingtheit und protzig vornehm stand
das Haustor cmpfangsbereit, mit seiner schmiedeisernen Tür und dem
Wappen darüber, goldenschimmernd.

Dann fiel ihr wieder die Manzi ein, die jetzt daheim auf ihr Schicksal
langte, der dunkle Blick am Morgen, als sie fortfuhr und das Gewölk
um die Stirn. Sie brachte es nicht übers Herz, unverrichteter Sache
he'mzukehren, denn sie wußte ja, die Manzi sehnte sich, dem gefähr-
lichen Burschen zu entrinnen, solange es noch Zeit war und ihr Herz
ihm nicht völlig verfallen war.

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Franz W. Richter: Die Prozession
Wolfgang Hartmann: Der Bittgang
 
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