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Frage

Elsbeth spielt gar zu gern mit ihrem Vater.
Der aber hat wenig Zeit für sie und immer
andere Dinge im Kops und wehrt ihrem
Drängen.

„Paps!" sagt sie, „sag einmal, waS tust du
denn den ganzen Dag in deinem Arbeitszimmer?"

„N i ch t S ! Laß mich doch in Ruh! Gar
nichts!"

„Aber Papst", meint sie tiefsinnig, „wenn du
wirklich gar nichts tust, wie merkst du dann
eigentlich, wann du fertig bist?"

Kleiner Irrtum

Knulz kauft sich einen Roman.

Gösta Berling.

Liest und liest.

„Schön?" fragt Knolz.

„Zeiten!" meckert Knulz, ärgerlich daS Buch
zuschlagend. „Es gibt kein freies Wort mehr.,.
Nicht einmal das Zitat steht drinnen!"

H. K. B.

Spiel und Sport

Dieser Tage saß ich in einem kleinen Vor-
stadtgasthauS.

An einem Nebentisch unterhielt sich eine Ge-
sellschaft biederer Wiener vom Grund, alles
redete vergnügt durcheinander und ein dicker und
ein magerer Herr führten ein ernsthaftes Ge-
sprach.

„Jo mei", sagte der Dicke, dessen Bauch
eine schwergoldene Uhrkette schmückte, „de
Spielerei, de verflixte Spielerei... Es kommt
nix guat's außer dabei, ma verliert nur sei
Geld!"

„Und akkarat a so iS mit'n Sport!" sagte
der Magere.

„Seg'n S', Herr Gelsengruaber, desselbige,
waS Se da fag'n, des iS a vernünftige Red . ..
Aber am allerschlimmsten iS, wann Spiel und
Sport z'sammkommen tuan!"

„Wia manen S' daS?" fragte der Magere
interessiert.

„No —", der Dicke tauchte seinen Schnauz-
bart für eine Weile in das BierglaS, „no —
zum Beispiel", — er wischte sich mit der ver-
kehrten Hand den Bart ab, „— zum Beispiel
beim Turf, wia man so sagen tuat... Net
wahr ja... Da hab'n S' in Sport, de Pferd,
und 'S Spiel, de Buchmacher ... Alsdann, was
a vernünftiger Mensch iS, der waß do heutzu-
tag, daß de Pserder künstlich antrieb'n
werd'n —"

„WaS net fag'n, Herr Schmalzinger?"
staunte der Magere.

„Jawoi... I kenn an Stallburschen, der
was mir'den Schwindel verraten hat... Da
gibt's allerhand Mittel, wissen S', allerhand
Mittel... Am alleranfachsten iS zum Beispiel,
daß ma so a Pferd hinten mit an Paprika e;'n-
reib'n tuat —"

„Hör n S' auf!"

„Akkarat a so is, hat mir der Stallbnrsch
g'sagt... DaS Pferd wird ihna dann feurig,
net zum fag'n wia feurig —"

„3 bitt Ihna gar scheu", flüsterte der
Magere erbleichend und warf einen ängstlichen
Blick aus die Tischrunde, „reden S' net so laut
— wann Ihna mei Alte hört!" H.KB.

Liebe Jugend!

In der vierten Klasse des Gymnasiums einer
kleinen Stadt wird zum Zeichenunterricht an
jeden Schüler ans dem Anstaltsgarten ein Apfel
als Zeichenvorlage abgegeben. In die Zeichen-
stunde fällt unglücklicherweise die Pause. Ein
Schüler kann die Versuchung nicht überwinden
und ißt seinen Apfel auf. Der Herr Professor
bestraft diesen Unfug mit einer Stunde Arrest
und schreibt in daS Klassenbuch „Frißt
L e h r m i t t e l".

Die* Unschuld vom Lande

Beim Besuch der Frau Witwe Herbermayer

in einem kleinen abgelegenen Dorfe, erfährt der
Herr Pfarrer, daß Reserl, die 16jährige Tochter,
in Berlin in Stellung ist. „Aber Frau Herber-
mayer", sagt der um das Seelenheil seiner
früheren Schülerin besorgte Gottesmann, „wie
konnten Sie nur Ihr Kind in dieses furchtbare
Sündenbabel ziehen lassen?" „Ja, Hochwür-
den", .erwidert Frau Herbermayer, „Sie kön-
nen sich gar nicht vorstellen, welche Angst und
Unruhe ich bis vor kurzem darunter auSge-
standen habe, aber nun erhielt ich vor 14 Tagen
die Nachricht, daS Reserl stände jetzt unter
Polizeiaufsicht und nun kann ich ja gottlob wie-
der ruhig schlafen."

Ma^on

„Hier ist vorigen Monat ein lounst abgestürzt.“
„Aus Unvorsichtigkeit?“

„Ha! Aus Vergnügungssucht1/4

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Register
Julius Macon: Zeichnung ohne Titel
[nicht signierter Beitrag]: Frage
H. K. B.: Kleiner Irrtum
[nicht signierter Beitrag]: Die Unschuld vom Lande
H. K. B.: Spiel und Sport
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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