DOI Heft:
Nr. 6
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.6779#0088
Antonia die Tänzerin IgnacioZuloaga
MINIATUREN
Russische Geschichte
Irgendwo in Rußland war es,
wo einem Wanderzirkus ein gro-
ßer Menschenaffe verendete. Man
ließ ihn am Straßenrand liegen
und zog weiter. Bauern aus der
Umgebung fanden den Leichnam.
Sie hielten ihn für ihresgleichen
und weil er keinerlei Papiere bei
sich hatte, nahmen sie ihn mit und
begruben ihn auf ihrem Friedhof.
Erst nach längerer Zeit erfuhren
sie von einem Reisenden, der sich
in ihre Gegend verirrt hatte, wer
bei ihnen in geweihter Erde lag.
Kurze Zeit darauf wurde der Ein-
wohner eines Nachbardorfes total
besoffen ebenfalls im Straßen-
graben gefunden.
Die Bauern umstanden die
Schnapsleiche:
„Kennen wir jetzt", sagte einer
von ihnen, „ist sich Aff!"
«leine Fabel
Die Gazelle sprach zur Giraffe:
„Du bist ein komisches Tier! Hier
zu deinen Füßen wachsen die saf-
tigsten Kräuter und Halme, du
aber suchst dir immer die höchsten
Baumspitzen aus und trägst stets
den Kopf so hoch!"
Die Giraffe antwortete: „Laß
eS nur fein, wie eS ist. Der
Schöpfer hat mir nur deshalb
einen so langen Hals mitgegeben,
weil ich wie alle, die in die Höhe
streben, viel hinabzuschlucken
habe!"
5 c h a d e
Ein junger Architekt, der sich
viel auf seine oft extravaganten
Ideen einbildete, zeigte einst Ber-
nard Shaw ein von ihm neu er-
bautes Gebäude.
„blnd das ist alles aus feuer-
festem Material erbaut!" sagte
der Architekt am Schlüsse seiner
Führung.
„Schade!" antwortete Bernard
Shaw.
Noblesse oblige
„Wie hat Ihnen der neue Ton-
film gefallen, verehrte Frau Dber-
amtSrat?"
„Ich fahre erst nächste Woche
in die Stadt, um ihn mir anzu-
sehen!"
„Aber man spielt ihn doch schon
hier bei uns, warum wollen Sie
da erst in die Stadt fahren?"
„Na, ich bitte Sie, liebe Frau
blnteroffizial, ich werde mir doch
hier in dem Nest nicht die zweite
Besetzung ansehen!"
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MINIATUREN
Russische Geschichte
Irgendwo in Rußland war es,
wo einem Wanderzirkus ein gro-
ßer Menschenaffe verendete. Man
ließ ihn am Straßenrand liegen
und zog weiter. Bauern aus der
Umgebung fanden den Leichnam.
Sie hielten ihn für ihresgleichen
und weil er keinerlei Papiere bei
sich hatte, nahmen sie ihn mit und
begruben ihn auf ihrem Friedhof.
Erst nach längerer Zeit erfuhren
sie von einem Reisenden, der sich
in ihre Gegend verirrt hatte, wer
bei ihnen in geweihter Erde lag.
Kurze Zeit darauf wurde der Ein-
wohner eines Nachbardorfes total
besoffen ebenfalls im Straßen-
graben gefunden.
Die Bauern umstanden die
Schnapsleiche:
„Kennen wir jetzt", sagte einer
von ihnen, „ist sich Aff!"
«leine Fabel
Die Gazelle sprach zur Giraffe:
„Du bist ein komisches Tier! Hier
zu deinen Füßen wachsen die saf-
tigsten Kräuter und Halme, du
aber suchst dir immer die höchsten
Baumspitzen aus und trägst stets
den Kopf so hoch!"
Die Giraffe antwortete: „Laß
eS nur fein, wie eS ist. Der
Schöpfer hat mir nur deshalb
einen so langen Hals mitgegeben,
weil ich wie alle, die in die Höhe
streben, viel hinabzuschlucken
habe!"
5 c h a d e
Ein junger Architekt, der sich
viel auf seine oft extravaganten
Ideen einbildete, zeigte einst Ber-
nard Shaw ein von ihm neu er-
bautes Gebäude.
„blnd das ist alles aus feuer-
festem Material erbaut!" sagte
der Architekt am Schlüsse seiner
Führung.
„Schade!" antwortete Bernard
Shaw.
Noblesse oblige
„Wie hat Ihnen der neue Ton-
film gefallen, verehrte Frau Dber-
amtSrat?"
„Ich fahre erst nächste Woche
in die Stadt, um ihn mir anzu-
sehen!"
„Aber man spielt ihn doch schon
hier bei uns, warum wollen Sie
da erst in die Stadt fahren?"
„Na, ich bitte Sie, liebe Frau
blnteroffizial, ich werde mir doch
hier in dem Nest nicht die zweite
Besetzung ansehen!"
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