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diesem Zimmer, ein „Eichkatz!" befände. In völliger Trunkenheit war
diese Idee in ihm ausgetaucht und er begann eigensinnig und rigoros
nach dem „Eichkatz!" zu suchen. Er drehte sämtliche Stühle um und
beklopfte deren Polsterung, um schließlich das große Sofa in der Ecke
aus den Kopf zu stellen. Mitten in dieser Tätigkeit tauchte ein gries-
grämiger, alter Herr im Zimmer auf, der ihm mit energischer Stimme
befahl, solchen bin sinn einzustellen. Namiak sah verständnislos auf den
roten Schlafrock vor ihm, begriff dunkel, daß etwas nicht in Ordnung
fei und verkündete dann, daß man „in diesem Hause wohl keinen Sinn
für Humor habe". Daß dem tatsächlich so war, bewies ihm ein kräf-
tiger Schwung, mit dem er unversehens vor die Tür in einen ver-
schneiten Garten gesetzt wurde. Der kalte Schnee übte wohltätige
Wirkung aus, er brachte zwar keine vollkommene Nüchternheit, aber
einen klaren Überblick über die ganze Nacht. So ging ein trübseliger

Namiak von dannen, der, im Gedanken an Miggi, sein Pierrotkostüm
verwünschte. Erstens war es dünn und er fror ganz jämmerlich, und
dann vor allem schien ihm die ewige Sage von Pierrot und Colombine
in nur allzu folgerichtige, grausame Wirklichkeit durch das bloße Tragen
dieses Kostüms heraufbeschworen.

Der Morgen dämmerte bereits und Namiak stolperte an dem Lokal
vorbei, in welchem er die kleine Miggi kennengelernt hatte. Es war
noch Licht innen, sicher gab eS noch warme Suppe und so ging er
hinein — doch, wer saß da, in der Ecke, traurig und allein? Natürlich
die kleine Miggi, die ihn ihrerseits vergeblich gesucht, doch kein weiteres
Abenteuer darüber hinaus berichten konnte. Glücklich saßen sie zusam-
men und endlich gab sie ihm verstohlen das perlengestickte Täschchen
und sagte: „Du! Bezahl dock, »vir wollen nack Hause gehen!"-

Der Liebhaber

Der Diener kam in das Film-
atelier und brachte den Künstlern
ihre Post. Einer der Darsteller,
der erste Komiker, erhielt eine
ganze Reihe von Postsachen, und
als er einen Brief geöffnet hatte,
ohne vorher den Umschlag zu be-
achten, sah er, daß es sich um
eine Rechnung und dringende
Mahnung handelte, die ihn gar
nicht betrafen. Sie waren viel-
mehr für den Liebhaber bestimmt,
einen dummen, von Eitelkeit
strotzenden Menschen, der so tat,
als ob er in den überschwäng-
lichsten Huldigungen der Frauen
geradezu ersticke.

Der Komiker verschloß den
Brief wieder und reichte ihn
lächelnd dem Diener zurück mit
dem Bemerken, ihn dem Liebhaber
einzuhändigen, sobald er erschiene.

Nach einer Weile kam dieser
eitle Jüngling, das Gesicht strah-
lend und selbstbewußt. Der
Diener gab ihm den Brief, er
öffnete ihn mit lässigen Händen,
lehnte sich malerisch gegen eine
Kulisse und las mit Andacht.
Endlich faltete er das Schreiben
langsam zusammen, sah träume-
risch-sinnend vor sich hin und sagte
zwar leise, aber doch so, daß alle
Umstehenden es hören konnten:

„O du liebes, süßes, dummes
Ding..."

Karambolage

Anton fährt Auto.

An jeder Kreuzung hat Anton
eine Karambolage.

Seufzt Anton:

„blnd beim Billard aelinat eS
mir nie."

E. Freytag - Berlin

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Was würden Sie tun, Eveline, wenn ich Sie jetjt an mich reiße und küsse?“

„Da sind mir schon tollere D'uige zugestoßen und man hat mich nicht erst gefragt/“

GEDICHT IN ZWÖLFTER STUNDE

Metaphysik und Mimikry,

Die sind aus Seelensympathie
Seit ihrem zehnten Lebensjahr
Das reinste Zwillings Schwestern paar.
Da treffen sie mal die Chemie,
Sofort sind sie verliebt in die

Und jede schreibt ihr voller Glut
Gleich einen Brief ins Institut.

Doch nun versah sich die Chemie:
„Mimi Physik“ und „Meta Kry“
Stand auf den Antwortbriefen drauf,
Da gab die Post das Suchen auf,

Die Briefe kamen nicht ans Ziel.

Na übrigens: troty Sex appeal
Besaß das Zwillingsschwesternpaar
Auch keine Chance, denn es war
Ihr neuer Schwarm ja leider die
Ganz anorganische Chemie!

Ernst Klofj
Register
Ernst Klotz: Gedicht in zwölfter Stunde
[nicht signierter Beitrag]: Karambolage
Erwin Freytag: Zeichnung ohne Titel
[nicht signierter Beitrag]: Der Liebhaber
 
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