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„Also nichts für ungut und auf Wiedersehen, Väterchen Jabany-
masupuru", verabschiedete ich mich und ging auf meine leeren KanuS
am Flußufer zu. Aber ich kam nicht lveit, da schallte eS schon hinter
mir drein:

„Andrazu kely — andrazu Rangabe", lvaS so viel heißt ivie:
„Mornent mal, Herr Nachbar!" Alle Würde vergessend, zuckelte der
alte Häuptling im Schweinstrab mir ochsenlosein Fremdling nach.

„Willst du dir nicht eine der schönen und bunten Bastmatten auö-
suchen, die meine Tochter Ravitru — das 'Perlhuhn — zu flechten
versteht, wie keine andere an der Küste — du weißt, mit Rauten-
muster und zwei Handbreit langen Fransen!"

„Können wir machen, Väterchen, ivenn sich Mademoiselle Ravitru
dafür rotes, mit gelben Sonnen gemustertes Lendentuch bei mir ab-
holen will. Du weißt, wenn sie es richtig knüpft, kommt das Bild
der strahlenden Sonne gerade dort hin, wo Ravitru am breitesten ist!
Aber gehe nur einstweilen ins Haus, Väterchen, ich komme dir gleich
nach, ^ch will nur die überflüssigen KanuS nach Hause schicken, da
es nun mit dem Mist nichts geworden ist."

Bei den KanuS angekommen, nahm ich Lavalataka, ineinen Mayor
domuS und erprobten Vertrauensmann, beiseite:

„Paß gut auf und tu genau, waS ich sage. Warte mit dem vierten
Kanu auf mich und wenn die drei andern fort sind, dann nimmst du
die drei Flaschen mit Zuckerrohr-SchnapS, die für Jabanymasupuru
als Geschenk bei dem Misthandel bestimmt waren. Du stehst, dort
an der Flußbiegung weidet seine Herde. Schleiche dich durch die
Büsche hin und flöße seinen berühmten drei Lieblingsochsen den Schnaps
ein. Wenn du ihn etwas mit Wasser verdünnst, so daß er nicht auf
der Zunge brennt, saufen sie ihn gerne. Dann treibst du die Herde
ein Stück weit dem Kral zu. Den Rest des Weges ziehen sie alleine,
denn es ist ohnedem die Zeit ihrer Heimkehr."

Lavalataka grinste, denn ^abanymasupuru hatte ihn als Schwieger-
sohn abgelehnt, weil er für Ravitru nur drei Ochsen bieten konnte,
an Stelle der sieben, die Jabanymasupuru haben wollte.

Die Bastmatte war bald ausgesucht, aber Jabanymasupuru fand
des Redens kein Ende. Der alte Fuchs schwitzte vor Anstrengung,
um auf blmwegen Näheres über die Gefährlichkeit alten Mists aus
mir herauszubekommen. Da ich nicht den leisesten Grund hatte, zurück-
haltend zu sein, kam er bald in den Besitz meines zweckgeborenen
Märchens:

Mit bekümmertem Ausdruck erzählte ich ihm, im Norden der Znsel
sei eine ganz merkwürdige Krankheit unter den Zebuherden auSge-

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Anton Leidl: Am Rande des Lebens
 
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