Er mußte nicht lange werben. Sie sagte ihm bald, daß sie ihm herzlich
gut sei und ihn lieb habe für ihr ganzes Leben.
„Niemals!" sagte der Burghofbauer ärgerlich, als er davon erfuhr,
und wurde blaß. Mischa war Knecht, er war ohne HauS und Hof und
Feld. Katja, die Burghofbauerntochter, war das reichste Mädchen von
den Karawanken bis ins Burgtal. 500 Stück Weidevieh, 4000 Schafe,
50 Pferde und viele Strümpfe baren Geldes warteten ihrer.
„Niemals!" schrie Johann, des reichen Fernerbauern Ältester, als er
von Katjas Liebe hörte, wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn
und ging zum Burghofbauern. „Sie muß!" sagte dieser und schlug mit
der Faust auf den Tisch.
„Den Johann?" fragte Katja und zuckte verächtlich mit den Achseln.
„Niemals!"
Der Bauer schmunzelte. „Den Mischa würdest du wohl lieber küssen?"
Sein Mund verzog sich spöttisch. „Niemals, Katja!"
Es mußte etwas geschehen. Es geschah dieses: Der Burghofbauer
und des Fernerbauern einziger Johann saßen Tag und Nacht und
Wochen beieinander. Dann hatten sie einen Plan ersonnen, und der
war so höllisch, daß ihnen der Atem stockte. Als der Burghofbauer
etwas über den Durst getrunken hatte, ließ er sich Mischa kommen.
„Mischa", sagte er mit schiefem Blick, „Mischa, seit Jahr und Tag
hausen auf der Geierspitze zwei freche Königsadler. Seit Wochen schlagen
sie unsere Schafherden. Bring sie mir lebend ins Haus, Mischa, wenn
du Burghofbauer werden willst. Es geht um Katja ..."
Er sprach nicht zu Ende. Der Knecht sah den Bauern so verächtlich
und spöttisch an, daß dem die Worte auf den Lippen erloschen. Aber
er ging. Er kletterte durch Schluchten auf die Geierspihe. Es war ein
Wagnis ohnegleichen. Hoch oben, wo die Wand senkrecht tausend Meter
abfällt, horsteten die 'Adler. Dom Stamm einer verwitterten Tanne
hing das Seil in den Abgrund hinunter. Es ward behauptet, daß der
Baum faul und morsch gewesen sei und die Schuld an dem trage, was
sich später begab. Es gab auch Leute, die des Fernerbauern Johann
kennen wollten und ihm nachsagten, er hätte mit einer Säge den Baum
halb durchschnitten, als Mischa sich an der Wand zu der fünfzig Meter
tiefer gelegenen Höhle der Adler hinabgeseilt hatte. Aber das wußte
schließlich niemand genau. Tatsache jedenfalls war, daß Johann zu jener
Zeit sich in der Ortleralm aufgehalten hatte. Don dort bot sich eine gute
Sicht auf die gegenüberliegende Wand. Er sah alles, was im Adlerhorst
vor sich ging.
Er sah, wie Mischa in die mannshohe Höhle schlich. Er sah, wie
plötzlich zwei Schatten die steile Wand entlanghuschten und in der Höhle
verschwanden. Da wußte er: die Adler waren eingefallen. Er sah auch,
wie die Räuber, den Kopf waagrecht nach vorn gestreckt, den messer-
scharfen Reißschnabel erhoben, mit halb auSgebreiteten Schwingen zum
Angriff vorgingen, wie sie den Eindringling Schritt um Schritt zurück-
trieben, wie die fauchenden Schnäbel nach dem kühnen Jäger schlugen
und hackten und ihm Beine und Arme zerfleischten.
Mischa brüllte wie ein Tier in Todesangst. Auch das hörte Johann.
Da erschrak er. Die Adler sprangen, die Flügel zurückgelegt, die Fänge
zum Reißen erhoben, den Feind von neuem an. Es ging Schlag auf
Schlag. Mischa lag bald am Boden, bewußtlos und todesfahl.
Dann verschwanden die Adler. Statt ihrer kam Katja auf die Geier-
jpitze. Sie war außer Atem. Ihr Haar war vom Wind zerzaust, klm
die Schultern trug sie ein Gewehr. Niemand wußte, wie sie dahin-
gekommen war. Niemand wußte, wer ihr verraten, worum es ging.
gut sei und ihn lieb habe für ihr ganzes Leben.
„Niemals!" sagte der Burghofbauer ärgerlich, als er davon erfuhr,
und wurde blaß. Mischa war Knecht, er war ohne HauS und Hof und
Feld. Katja, die Burghofbauerntochter, war das reichste Mädchen von
den Karawanken bis ins Burgtal. 500 Stück Weidevieh, 4000 Schafe,
50 Pferde und viele Strümpfe baren Geldes warteten ihrer.
„Niemals!" schrie Johann, des reichen Fernerbauern Ältester, als er
von Katjas Liebe hörte, wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn
und ging zum Burghofbauern. „Sie muß!" sagte dieser und schlug mit
der Faust auf den Tisch.
„Den Johann?" fragte Katja und zuckte verächtlich mit den Achseln.
„Niemals!"
Der Bauer schmunzelte. „Den Mischa würdest du wohl lieber küssen?"
Sein Mund verzog sich spöttisch. „Niemals, Katja!"
Es mußte etwas geschehen. Es geschah dieses: Der Burghofbauer
und des Fernerbauern einziger Johann saßen Tag und Nacht und
Wochen beieinander. Dann hatten sie einen Plan ersonnen, und der
war so höllisch, daß ihnen der Atem stockte. Als der Burghofbauer
etwas über den Durst getrunken hatte, ließ er sich Mischa kommen.
„Mischa", sagte er mit schiefem Blick, „Mischa, seit Jahr und Tag
hausen auf der Geierspitze zwei freche Königsadler. Seit Wochen schlagen
sie unsere Schafherden. Bring sie mir lebend ins Haus, Mischa, wenn
du Burghofbauer werden willst. Es geht um Katja ..."
Er sprach nicht zu Ende. Der Knecht sah den Bauern so verächtlich
und spöttisch an, daß dem die Worte auf den Lippen erloschen. Aber
er ging. Er kletterte durch Schluchten auf die Geierspihe. Es war ein
Wagnis ohnegleichen. Hoch oben, wo die Wand senkrecht tausend Meter
abfällt, horsteten die 'Adler. Dom Stamm einer verwitterten Tanne
hing das Seil in den Abgrund hinunter. Es ward behauptet, daß der
Baum faul und morsch gewesen sei und die Schuld an dem trage, was
sich später begab. Es gab auch Leute, die des Fernerbauern Johann
kennen wollten und ihm nachsagten, er hätte mit einer Säge den Baum
halb durchschnitten, als Mischa sich an der Wand zu der fünfzig Meter
tiefer gelegenen Höhle der Adler hinabgeseilt hatte. Aber das wußte
schließlich niemand genau. Tatsache jedenfalls war, daß Johann zu jener
Zeit sich in der Ortleralm aufgehalten hatte. Don dort bot sich eine gute
Sicht auf die gegenüberliegende Wand. Er sah alles, was im Adlerhorst
vor sich ging.
Er sah, wie Mischa in die mannshohe Höhle schlich. Er sah, wie
plötzlich zwei Schatten die steile Wand entlanghuschten und in der Höhle
verschwanden. Da wußte er: die Adler waren eingefallen. Er sah auch,
wie die Räuber, den Kopf waagrecht nach vorn gestreckt, den messer-
scharfen Reißschnabel erhoben, mit halb auSgebreiteten Schwingen zum
Angriff vorgingen, wie sie den Eindringling Schritt um Schritt zurück-
trieben, wie die fauchenden Schnäbel nach dem kühnen Jäger schlugen
und hackten und ihm Beine und Arme zerfleischten.
Mischa brüllte wie ein Tier in Todesangst. Auch das hörte Johann.
Da erschrak er. Die Adler sprangen, die Flügel zurückgelegt, die Fänge
zum Reißen erhoben, den Feind von neuem an. Es ging Schlag auf
Schlag. Mischa lag bald am Boden, bewußtlos und todesfahl.
Dann verschwanden die Adler. Statt ihrer kam Katja auf die Geier-
jpitze. Sie war außer Atem. Ihr Haar war vom Wind zerzaust, klm
die Schultern trug sie ein Gewehr. Niemand wußte, wie sie dahin-
gekommen war. Niemand wußte, wer ihr verraten, worum es ging.