Rubey
Auf der Straßenbahn
Won deno QÜalLsz
(Autorisierte Übersetzung auö dein Ungarischen
von MauruS Meze i)
2er.Schaffner blieb vor der Dame jtehen.
„Ein Fahrschein gefällig?"
Oie Dame stöberte Ln ihrer Handtasche nach
der Geldbörse herum. Als sie dabei an der
Innenseite der Handtasche den kleinen Spiegel
erblickte, schaute sie sich flüchtig darin an, und
schon hatte sie vergessen, zu welchem Zweck sie
eigentlich die Tasche geöffnet hatte. Sie richtete
den Schleier an ihrem Hut zurecht, zog auf der
einen Schläfe die Locken ein wenig unter dem
Hut hervor, dann strich sie mit dem Lippenstift
über die Lippen und puderte die Umgebung
ihrer Nase.
Des Wartens überdrüssig, fragte der Schaff-
ner nochmals:
„Ein Fahrschein gefällig?"
Die Frage traf die Dame derart unerwartet,
daß sie zusammenzuckte. Dabei entfiel das
Täschchen ihrer Hand und eine Unmenge Toi-
letteartikel kollerten mit einem lauten Geklirr
auf den Fußboden deS Wagens. ^edeS einzelne
Stück rollte nach einer anderen Richtung, und
nach wenigen Augenblicken war der Boden des
Wagens mit Scheren, Feilen, Schachteln und
glitzernden Messingdosen bedeckt. Einige Her-
ren sprangen von ihren Sitzen auf und haschten
nach den verstreuten Dingen. Zwei übereifrige
Gentleman stießen unter der Bank mit den
Köpfen zusammen, worauf der eine den anderen
anpöbelte.
Ein Wort gab das andere, es kam sogar zu
Tätlichkeiten.
Die Fahrgäste spalteten sich in zwei Par-
teien, die bald dem einem, bald dem andern
streitenden Teil recht gaben. Alles lärmte,
sämtliche Fahrgäste mengten sich ein. Der
Schaffner war gezwungen, den Wagen halten
zu lassen. Die streitenden Kavaliere schleppten
einander zu einem Polizeimann, die Fahrgäste
stiegen aus und folgten ihnen. Niemand befand
sich mehr im Wagen, nur das Fräulein und
der Schaffner, der die Dame jetzt schon zum
dritten Male fragte:
„Ein Fahrschein gefällig?"
Das Fräulein fragte zerstreut:
„Wohin fährt dieser Wagen?"
„Zur Ringstraße."
Das Fräulein stürzte zur Tür und rief ent-
setzt aus:
„Mein Gott, da bin ich ja in einen falschen
Wagen eingestiegen!".
Liebe Jugend
Max Reger als Bleistiftfabrikant
ihn Allerheiligentage 1934 ging ich nach-
mittags mit einigen Bekannten nach Aufsuchen
e.ne Grabes dem Hauptausgang am Wald-
fr iedhof zu. Hundert DTictcv. von diesem ent-,
fernt, entdeckte ich zur rechten Seite das Grab
Rrar Regers. Jch sagte ganz überrascht
zu einem meiner Freunde: „Schau, das Hab
ich gar nicht gewußt, daß der berühmte
.Komponist Max Reger hier im
H begraben liegt!" — Ich betrachtete
ei etwaigen Bestellungen bittet man
Sie: „Ach, ich mochte auch ein Vöglein sei?i!“
Er: „Wenn du ein Vöglein sein möchtest, möchte ich ein Gewehr sein/“
mir nun den Grabstein: Jn der Mitte
waren fünf große Orgelpfeifen auSgehauen
und darunter stand schlicht: Max Reger. —
Ganz andächtig dachte ich an einige Werke
RegerS, die ich bei verschiedenen Gelegenheiten
hörte. — Da vernahm ich in meiner nächsten
Nähe schüchtern und fragend ausgesprochen
die Worte: „Max Reger?" Und als zweifelnde
Antwort darauf: „Dös muaß scheinbar ein
Bleistiftfabrikant gwesen sei!" Wie von einem
Dogner gerührt sahen wir um. Standen da
zwei ländlich gekleidete Mädchen hinter uns und
rot vor Scham über unsere plötzlich ausge-
brochene Heiterkeit, verschwanden sie auf
schnellstem Wege. — Die beiden Mädchen hat-
ten wohl noch nie von Max Reger gehört und
sahen die Orgelpfeifen für fünf Bleistifte an!
Richtigstellung
Ein Professor hatte in einer Zeitung eine
p 0 pi 1 l ä r -w i ss enscha f tl ich e A b ha nd l u n g i"i b er
„eineiige Zwillinge" veröffentlicht. Als er
sie gedruckt vor sich hatte, lvaren zu seiner Ent-
rüstung und zum Befremden der Leser „un-
einige Zwillinge" daraus geworden.
Auf seinen Protest brachte die Zeitung fol-
gende Berichtigung: In der in der vorletzten
Nummer erschienenen Abhandlung hat sich ein
sinnstörender Druckfehler befunden. Wie unsere
Leser bereits richtiggestellt haben werden, muß
es selbstverständlich nicht „uneinige", sondern
„einäugige Zwillinge" heißen.
Wer von schönen und gesunden
Zähnen spricht, denkt an
Chlorodont
auf die Münchner Jugend“ Bezug zu nehmen.
107
1935 / JUGEND Nr. 7
Auf der Straßenbahn
Won deno QÜalLsz
(Autorisierte Übersetzung auö dein Ungarischen
von MauruS Meze i)
2er.Schaffner blieb vor der Dame jtehen.
„Ein Fahrschein gefällig?"
Oie Dame stöberte Ln ihrer Handtasche nach
der Geldbörse herum. Als sie dabei an der
Innenseite der Handtasche den kleinen Spiegel
erblickte, schaute sie sich flüchtig darin an, und
schon hatte sie vergessen, zu welchem Zweck sie
eigentlich die Tasche geöffnet hatte. Sie richtete
den Schleier an ihrem Hut zurecht, zog auf der
einen Schläfe die Locken ein wenig unter dem
Hut hervor, dann strich sie mit dem Lippenstift
über die Lippen und puderte die Umgebung
ihrer Nase.
Des Wartens überdrüssig, fragte der Schaff-
ner nochmals:
„Ein Fahrschein gefällig?"
Die Frage traf die Dame derart unerwartet,
daß sie zusammenzuckte. Dabei entfiel das
Täschchen ihrer Hand und eine Unmenge Toi-
letteartikel kollerten mit einem lauten Geklirr
auf den Fußboden deS Wagens. ^edeS einzelne
Stück rollte nach einer anderen Richtung, und
nach wenigen Augenblicken war der Boden des
Wagens mit Scheren, Feilen, Schachteln und
glitzernden Messingdosen bedeckt. Einige Her-
ren sprangen von ihren Sitzen auf und haschten
nach den verstreuten Dingen. Zwei übereifrige
Gentleman stießen unter der Bank mit den
Köpfen zusammen, worauf der eine den anderen
anpöbelte.
Ein Wort gab das andere, es kam sogar zu
Tätlichkeiten.
Die Fahrgäste spalteten sich in zwei Par-
teien, die bald dem einem, bald dem andern
streitenden Teil recht gaben. Alles lärmte,
sämtliche Fahrgäste mengten sich ein. Der
Schaffner war gezwungen, den Wagen halten
zu lassen. Die streitenden Kavaliere schleppten
einander zu einem Polizeimann, die Fahrgäste
stiegen aus und folgten ihnen. Niemand befand
sich mehr im Wagen, nur das Fräulein und
der Schaffner, der die Dame jetzt schon zum
dritten Male fragte:
„Ein Fahrschein gefällig?"
Das Fräulein fragte zerstreut:
„Wohin fährt dieser Wagen?"
„Zur Ringstraße."
Das Fräulein stürzte zur Tür und rief ent-
setzt aus:
„Mein Gott, da bin ich ja in einen falschen
Wagen eingestiegen!".
Liebe Jugend
Max Reger als Bleistiftfabrikant
ihn Allerheiligentage 1934 ging ich nach-
mittags mit einigen Bekannten nach Aufsuchen
e.ne Grabes dem Hauptausgang am Wald-
fr iedhof zu. Hundert DTictcv. von diesem ent-,
fernt, entdeckte ich zur rechten Seite das Grab
Rrar Regers. Jch sagte ganz überrascht
zu einem meiner Freunde: „Schau, das Hab
ich gar nicht gewußt, daß der berühmte
.Komponist Max Reger hier im
H begraben liegt!" — Ich betrachtete
ei etwaigen Bestellungen bittet man
Sie: „Ach, ich mochte auch ein Vöglein sei?i!“
Er: „Wenn du ein Vöglein sein möchtest, möchte ich ein Gewehr sein/“
mir nun den Grabstein: Jn der Mitte
waren fünf große Orgelpfeifen auSgehauen
und darunter stand schlicht: Max Reger. —
Ganz andächtig dachte ich an einige Werke
RegerS, die ich bei verschiedenen Gelegenheiten
hörte. — Da vernahm ich in meiner nächsten
Nähe schüchtern und fragend ausgesprochen
die Worte: „Max Reger?" Und als zweifelnde
Antwort darauf: „Dös muaß scheinbar ein
Bleistiftfabrikant gwesen sei!" Wie von einem
Dogner gerührt sahen wir um. Standen da
zwei ländlich gekleidete Mädchen hinter uns und
rot vor Scham über unsere plötzlich ausge-
brochene Heiterkeit, verschwanden sie auf
schnellstem Wege. — Die beiden Mädchen hat-
ten wohl noch nie von Max Reger gehört und
sahen die Orgelpfeifen für fünf Bleistifte an!
Richtigstellung
Ein Professor hatte in einer Zeitung eine
p 0 pi 1 l ä r -w i ss enscha f tl ich e A b ha nd l u n g i"i b er
„eineiige Zwillinge" veröffentlicht. Als er
sie gedruckt vor sich hatte, lvaren zu seiner Ent-
rüstung und zum Befremden der Leser „un-
einige Zwillinge" daraus geworden.
Auf seinen Protest brachte die Zeitung fol-
gende Berichtigung: In der in der vorletzten
Nummer erschienenen Abhandlung hat sich ein
sinnstörender Druckfehler befunden. Wie unsere
Leser bereits richtiggestellt haben werden, muß
es selbstverständlich nicht „uneinige", sondern
„einäugige Zwillinge" heißen.
Wer von schönen und gesunden
Zähnen spricht, denkt an
Chlorodont
auf die Münchner Jugend“ Bezug zu nehmen.
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1935 / JUGEND Nr. 7