Im Standesamt
(Ehe in Sowjetrußland)
Von W e r i n
Iwan Bortschok hat mir einen HeiratS-
antrag gemacht und da sind wir zusammen
aufs Standesamt gegangen, um die Ehe regi-
strieren zu lassen. Mir ist die ganze Geschichte
eigentlich riesig unangenehm — ein Ukrainer
ist er, und dann dieser häßliche Zuname, aber
daran läßt sich nichts ändern und ich gehe
tapfer mit.
Im Registrierbüro dauert es immer einige
Zeit bis man drankommt. In langer Reihe
warten die Pärchen. Plötzlich schaut mein
Bräutigam auf die Braut neben uns, klopft
ihr auf die Schulter: „Ganka! Ganka!" Und
sofort wirft sich diese Ganka meinem Bräuti-
gam an die Brust.
„Endlich habe ich dich gefunden, mein
Schah!" schreit sie. Er ist auch ganz glücklich,
faßt sie bei der Hand, sie aber redet in einem
fort auf ihn ein:
„Ich habe schon vier Burschen deinetwegen
einen Korb gegeben, hierher nach Moskau bin
ich dich suchen gekommen. Und was ist denn
das für ein Fräulein mit dir?"
„Das?" sagt Bortschok, „Zum Registrieren!
Wie man mir erzählt hat, daß du schon längst
geheiratet hast, habe ich mir gedacht: Hol alles
der Teufel! Jetzt werde auch ich heiraten.
Aber wer ist denn mit dir da, was ist das
für ein Kerl?" Ganz bleich ist mein Dort-
schok geworden.
Sofort fängt Ganka zu weinen an: „Ein
Schuft ist das! Überredet hat er mich, der
Hund!"
Ich sehe schon, es kommt zu einein Skan-
dal, da mache ich mich lieber gleich davon.
Der Bräutigam der Ganka geht hinter mir
her. Einen netten blauen Anzug hat er an.
Schwarze Augen .. .
„So etwas Unangenehmes", sagt er zu
mir. „Ein merkwürdiges Mädchen ist das.
Hat gar kein Verständnis für meine Lage.
Jetzt habe ich mir eine Weinstube eingerichtet,
alles ist bereit. Wie soll ich da ohne Frau
auskommen?"
„Auch ich bin schlecht daran", sage ich.
„Gerade habe ich meine Stellung verloren.
Was soll ich jetzt im Winter anfangen?"
Da betrachtet GankaS Bräutigam aufmerk-
sam meine neuen Lackschuhe — und macht mir
auf der Stelle einen regelrechten Heirats-
antrag.
„Wahrscheinlich", denke ich mir, „ist das
schon mein Schicksal, daß ich heute heiraten
muß."
Und so gehen wir wieder zum Registrier-
tisch zurück. Der Ukrainer und feine Ganka
haben schon unterschrieben. Und er sagt zu
mir:
„Nichts für ungut! Kränken wollte ich
dich nicht..."
Mein Bräutigam aber mißt ihn von oben
bis unten und sagt:
„Meine Braut haben Sie nicht zu duzen!
Verstanden!?"
Bildnis
Tropenklima
Als MonnerS von ihrer Tropenreife zurück-
gekehrt waren, erzählten sie ihren Bekannten
Wunderdinge auS jener fruchtbaren Zone.
„Also, meine Damen und Herren, Sie wer-
den vielleicht der Meinung sein, wir machen
Ihnen etwas vor, aber es ist eine Tatsache,
daß das feuchtheiße Klima dort die Pflanzen-
und Tierwelt zu besonderer Entwicklung an-
regt. Glauben Sie uns, wir haben dort Kar-
toffeln gesehen, die waren so groß wie bei
uns die Kürbisse — und Erbsen, die waren
so groß fast wie bei uns die Hühnereier. DaS
ist keine Übertreibung, meine Herrschaften,
sondern wirklich und wahrhaftig wahr. Käfer
laufen dort herum so groß wie Mäuse und
so weiter!"
„Ja" sagte Frau Kühnlein nachdenklich,
„daS kann schon stimmen. Ich kann das auö
eigener Erfahrung bestätigen. Sie kennen
doch alle meinen Bruder. Leider, daß dieser
Mensch mein Bruder ist. llnd Sie werden
sich auch daran erinnern, daß er schon einmal
Otto Baumann
so eine Art Delirium tremens hatte und daß
ihm schon öfters weiße Mäuse erscheinen sind.
Na ja, was soll ich von diesem Menschen
schon viel erzählen! Vor einem halben Jahre
reiste er inS Ausland. Na, und feit einigen
Wochen ist er in Siam und von dort schrieb
er, daß er schon weiße Elefanten gesehen habe!"
Sündenfall
Schulinspektor: „Nun sage mal, Anna
Müller, welche Sünde hat Adam begangen?"
Die kleine Anna: „Er aß von der ver-
botenen Frucht, die Eva ihm gegeben hatte."
Schulinspektor: „ünd wie wurde Adam be-
straft?"
Die kleine Anna: „Er mußte Eva heiraten."
Nicht viel Worte
Sie: „Hast du mit Papa gesprochen?"
Er: „Ja."
Sie: „ünd was sagte er?"
Er: „Nichts. Dein Vater ist ein Mann
der Tat!"
631
(Ehe in Sowjetrußland)
Von W e r i n
Iwan Bortschok hat mir einen HeiratS-
antrag gemacht und da sind wir zusammen
aufs Standesamt gegangen, um die Ehe regi-
strieren zu lassen. Mir ist die ganze Geschichte
eigentlich riesig unangenehm — ein Ukrainer
ist er, und dann dieser häßliche Zuname, aber
daran läßt sich nichts ändern und ich gehe
tapfer mit.
Im Registrierbüro dauert es immer einige
Zeit bis man drankommt. In langer Reihe
warten die Pärchen. Plötzlich schaut mein
Bräutigam auf die Braut neben uns, klopft
ihr auf die Schulter: „Ganka! Ganka!" Und
sofort wirft sich diese Ganka meinem Bräuti-
gam an die Brust.
„Endlich habe ich dich gefunden, mein
Schah!" schreit sie. Er ist auch ganz glücklich,
faßt sie bei der Hand, sie aber redet in einem
fort auf ihn ein:
„Ich habe schon vier Burschen deinetwegen
einen Korb gegeben, hierher nach Moskau bin
ich dich suchen gekommen. Und was ist denn
das für ein Fräulein mit dir?"
„Das?" sagt Bortschok, „Zum Registrieren!
Wie man mir erzählt hat, daß du schon längst
geheiratet hast, habe ich mir gedacht: Hol alles
der Teufel! Jetzt werde auch ich heiraten.
Aber wer ist denn mit dir da, was ist das
für ein Kerl?" Ganz bleich ist mein Dort-
schok geworden.
Sofort fängt Ganka zu weinen an: „Ein
Schuft ist das! Überredet hat er mich, der
Hund!"
Ich sehe schon, es kommt zu einein Skan-
dal, da mache ich mich lieber gleich davon.
Der Bräutigam der Ganka geht hinter mir
her. Einen netten blauen Anzug hat er an.
Schwarze Augen .. .
„So etwas Unangenehmes", sagt er zu
mir. „Ein merkwürdiges Mädchen ist das.
Hat gar kein Verständnis für meine Lage.
Jetzt habe ich mir eine Weinstube eingerichtet,
alles ist bereit. Wie soll ich da ohne Frau
auskommen?"
„Auch ich bin schlecht daran", sage ich.
„Gerade habe ich meine Stellung verloren.
Was soll ich jetzt im Winter anfangen?"
Da betrachtet GankaS Bräutigam aufmerk-
sam meine neuen Lackschuhe — und macht mir
auf der Stelle einen regelrechten Heirats-
antrag.
„Wahrscheinlich", denke ich mir, „ist das
schon mein Schicksal, daß ich heute heiraten
muß."
Und so gehen wir wieder zum Registrier-
tisch zurück. Der Ukrainer und feine Ganka
haben schon unterschrieben. Und er sagt zu
mir:
„Nichts für ungut! Kränken wollte ich
dich nicht..."
Mein Bräutigam aber mißt ihn von oben
bis unten und sagt:
„Meine Braut haben Sie nicht zu duzen!
Verstanden!?"
Bildnis
Tropenklima
Als MonnerS von ihrer Tropenreife zurück-
gekehrt waren, erzählten sie ihren Bekannten
Wunderdinge auS jener fruchtbaren Zone.
„Also, meine Damen und Herren, Sie wer-
den vielleicht der Meinung sein, wir machen
Ihnen etwas vor, aber es ist eine Tatsache,
daß das feuchtheiße Klima dort die Pflanzen-
und Tierwelt zu besonderer Entwicklung an-
regt. Glauben Sie uns, wir haben dort Kar-
toffeln gesehen, die waren so groß wie bei
uns die Kürbisse — und Erbsen, die waren
so groß fast wie bei uns die Hühnereier. DaS
ist keine Übertreibung, meine Herrschaften,
sondern wirklich und wahrhaftig wahr. Käfer
laufen dort herum so groß wie Mäuse und
so weiter!"
„Ja" sagte Frau Kühnlein nachdenklich,
„daS kann schon stimmen. Ich kann das auö
eigener Erfahrung bestätigen. Sie kennen
doch alle meinen Bruder. Leider, daß dieser
Mensch mein Bruder ist. llnd Sie werden
sich auch daran erinnern, daß er schon einmal
Otto Baumann
so eine Art Delirium tremens hatte und daß
ihm schon öfters weiße Mäuse erscheinen sind.
Na ja, was soll ich von diesem Menschen
schon viel erzählen! Vor einem halben Jahre
reiste er inS Ausland. Na, und feit einigen
Wochen ist er in Siam und von dort schrieb
er, daß er schon weiße Elefanten gesehen habe!"
Sündenfall
Schulinspektor: „Nun sage mal, Anna
Müller, welche Sünde hat Adam begangen?"
Die kleine Anna: „Er aß von der ver-
botenen Frucht, die Eva ihm gegeben hatte."
Schulinspektor: „ünd wie wurde Adam be-
straft?"
Die kleine Anna: „Er mußte Eva heiraten."
Nicht viel Worte
Sie: „Hast du mit Papa gesprochen?"
Er: „Ja."
Sie: „ünd was sagte er?"
Er: „Nichts. Dein Vater ist ein Mann
der Tat!"
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