Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (40.1935, (Nr. 1-53))

WiesenZauber

Illustriert von Hillo Oßwald

Der Mensch, um sich als solcher zu beweisen,
benötigt nicht nur Amt und Kondition!

Der Ernst des Lebens, den die Narren preisen,
zwingt uns bisweilen lachend zu verreisen
ins Land des Unfugs und der Illusion.

Die Zeit der Wunder, Seher und Propheten
ist längst vorbei, das Hirn regiert die Welt!

Der Regelzwang der Universitäten
hat kraft Bemühung kluger Exegeten
der bunten Zauberei ein Bein gestellt.

So droht die Nüchternheit zu triumphieren,
doch zwingt die alte Sehnsucht nach Magie
uns, um nicht in Gesetzen zu stagnieren,
im Reich des Wunderbaren zu verlieren,
dem Papa Schicht! Form und Sinn verlieh.

Hier kannst Du, Weiser, auf legalen Wegen
die blaue Blume holder Narretei,
ganz nach Belieben, Anspruch und Vermögen
als Arkanum gesunden Ausgleichs pflegen,
drei Wochen lang, dann ist die Lust vorbei!

Drum, was feit hunderfünfundzwanzig Jahren
auf diesem Fest der Menschheit wohl getan,
das sollst auch Du am eignen Leib erfahren,
auf! stürze Dich ins Meer des Wunderbaren,
ernst ist das Leben heiter ist der Wahn!