*•
„Ich habe verstanden. Weiter!" dachte ich
kurz und präzise.
„Du atmest ja gar nicht!" sagte meine
Frau.
Die Geister schwiegen.
Die Kröten brüllten vvr Lachen.
Ich atmete.
Es wurde totenstill.
Die leisen Rufe der Glockenunke machten
alles noch schwärzer und undurchdringlicher.
Dann kam etwas:
„itöd—d" machte es unter meinem Kopf.
„Das heißt d!" flüsterte ich heiser zu meiner
Frau hinüber. „Es sind wirklich Klopfgeister!"
— Bisher heißt es entweder fd oder ead! —
Vielleicht auch eaca oder fea!" — und ich ver-
suchte verzweifelt, einen Sinn in dieses Buch-
stabieren zu bringen.
„Vielleicht sollst du in einen kD-Zug
steigen?!" sagte meine Frau.
„Still!" hauchte ich. Ich wartete auf die
Fortsetzung, die Kröten jubelten in den höch-
sten Tönen, nichts klopfte.
„Hin!" tuschelte meine Frau. „Klopfgeister
gibt es doch nur in alten Häusern! Wo ihre
Skelette eingemauert sind!"
„Wer weiß?" sagte ich leise, „vielleicht ist
jemand hier ertrunken oder im Sumpf bei den
Kröten versunken oder am Waldrand ver-
scharrt!"
„Ouatsch!" sagte meine Frau sehr laut und
deutlich.
„Du gaubst felsenfest an den Kugelblitz,
weil du ihn selber gesehen hast. Erlaube m i r
also bitte auch, daß ich versuchsweise die Mög-
lichkeit des Vorhandenseins von Klopfgeistern
einräume..."
„ddddd—d, ddddd—d, ddddd—d" klopfte es.
„ddd—d" kam eine leise Fortsetzung.
„Du hast sie mißverstanden — nun fangen
sie von vorne an!" sagte meine Frau.
„Wenn du gar keine Angst hast", sagte ich,
„dann hast du wohl auch nichts dagegen ein-
zuwenden, wenn ich sie jetzt auffordere, sich
auf eine andere Weife bemerkbar zu machen?"
„Mir ist es recht!" antwortete sie, „ich bin
sehr gespannt!"
Mein eigener Vorschlag reute mich schon.
Es gibt nämlich Geister, die einem über das
Gesicht streichen wie ein kühles Handtuch. Es
gibt welche, die fahren einem durch den Mund
in die Seele. Es ist weiter nichts Unheimliches
dabei, aber es kann einein fpeiübel werden...
Ehe ich mich auf solche Sachen einließ, machte
ich doch Licht und zündete mir eine Zigarette
an — — — und dann, als gerade alles so
schön still war, faßte ich Mut und sagte lang-
sam und deutich:
„Wer da klopft — können wir dich nicht
körperlich vor uns sehen?"
„Seit wann duzt man denn wildfremde
Tote?" flüsterte meine Frau — aber dann
schrie sie doch ...
Auf der Streichholzschachtel, die ich in der
Hand hielt, saß ein hellbrauner Käfer, nicht
größer als ein Ohrwurm. Und während ich
die Schachtel vor lauter Entsetzen nicht loS-
laffen konnte, zuckte der hintere Teil seines
stark eingekerbten LerbeS und schlug mit er-
staunlicher Wucht rhythmisch sechsmal auf das
Holz.
Die Kröten haben uns noch einmal furcht-
bar auSgelacht, aber meine Frau hat gesagt,
mit dem Auffinden dieses Käfers wäre nichts
gegen Klopfgeister bewiesen. Es wäre sogar
möglich, daß ein Geist sich eines solchen Wesens
bedient hätte, um sich auf natürliche Weife be-
merkbar zu machen.
Einer von den Käfern hat sich übrigens in
unser Faltboot verirrt und ist dort gestorben.
Seine Leiche ruht in einer Urne auf meinem
Nachttisch. Vielleicht ist es Napoleon oder
Tante Cäcilie?
vis schlechte Erziehung
„Ich weiß nicht, die jetzige Generation hat
gar keine Erziehung mehr?"
„Wieso kommst du zu dieser Anschauung?"
„Wenn ich Auto fahre, sprechen mich so viele
Schutzleute an, aber keiner stellt sich vor!"
Kritik
„Was imponiert dir an meinen Büchern am
meisten?"
„Einerseits, daß sie gekauft und scheinbar
sogar gelesen werden!"
Re u e
Wickel hat gestohlen. Eine goldene Uhr.
Wird erwischt, gibt klein bei, gesteht alles
und kommt vor den Richter.
„Sehen Sie ein, was Sie sich da eingebrockt
haben . .. ?" versucht ihm der Richter ins Ge-
wissen zu reden. „Ich muß Sie glatt ver-
urteilen ... das Gesetz gibt mir keine andere
Möglichkeit... Sie werden also ins Gefängnis
wandern .. . Sie verlieren Ihre Unbescholten-
heit ... Sie verlieren Ihren guten Leumund..
Ihre Familie wird sich von Ihnen mit Abscheu
wenden... Sie werden vorbestraft sein ... Sie
werden keine neue Anstellung finden können ...
und alles wegen dieser unseligen Uhr!"
„Ja, ja ... " seufzt Wickel herzzerreißend,
„und dabei geht sie nich' mal richtig!" S.T.
Ihr Recht
Hell hat geheiratet.
Vor einem Jahr.
Hell betrachtet sein Hemd.
„Hier fehlt immer noch der Knopf, Frau —"
„Den anzunähen bin ich nicht verpflichtet!"
„Wieso?"
„Der war schon locker, als wir heirateten!"
„Diese Aussicht ist durch nichts zu iiberbieten“
„Sie wird lediglich getrübt durch den Umstand, daß ich meine Streichhölzer ver-
gessen habe.(i
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„Ich habe verstanden. Weiter!" dachte ich
kurz und präzise.
„Du atmest ja gar nicht!" sagte meine
Frau.
Die Geister schwiegen.
Die Kröten brüllten vvr Lachen.
Ich atmete.
Es wurde totenstill.
Die leisen Rufe der Glockenunke machten
alles noch schwärzer und undurchdringlicher.
Dann kam etwas:
„itöd—d" machte es unter meinem Kopf.
„Das heißt d!" flüsterte ich heiser zu meiner
Frau hinüber. „Es sind wirklich Klopfgeister!"
— Bisher heißt es entweder fd oder ead! —
Vielleicht auch eaca oder fea!" — und ich ver-
suchte verzweifelt, einen Sinn in dieses Buch-
stabieren zu bringen.
„Vielleicht sollst du in einen kD-Zug
steigen?!" sagte meine Frau.
„Still!" hauchte ich. Ich wartete auf die
Fortsetzung, die Kröten jubelten in den höch-
sten Tönen, nichts klopfte.
„Hin!" tuschelte meine Frau. „Klopfgeister
gibt es doch nur in alten Häusern! Wo ihre
Skelette eingemauert sind!"
„Wer weiß?" sagte ich leise, „vielleicht ist
jemand hier ertrunken oder im Sumpf bei den
Kröten versunken oder am Waldrand ver-
scharrt!"
„Ouatsch!" sagte meine Frau sehr laut und
deutlich.
„Du gaubst felsenfest an den Kugelblitz,
weil du ihn selber gesehen hast. Erlaube m i r
also bitte auch, daß ich versuchsweise die Mög-
lichkeit des Vorhandenseins von Klopfgeistern
einräume..."
„ddddd—d, ddddd—d, ddddd—d" klopfte es.
„ddd—d" kam eine leise Fortsetzung.
„Du hast sie mißverstanden — nun fangen
sie von vorne an!" sagte meine Frau.
„Wenn du gar keine Angst hast", sagte ich,
„dann hast du wohl auch nichts dagegen ein-
zuwenden, wenn ich sie jetzt auffordere, sich
auf eine andere Weife bemerkbar zu machen?"
„Mir ist es recht!" antwortete sie, „ich bin
sehr gespannt!"
Mein eigener Vorschlag reute mich schon.
Es gibt nämlich Geister, die einem über das
Gesicht streichen wie ein kühles Handtuch. Es
gibt welche, die fahren einem durch den Mund
in die Seele. Es ist weiter nichts Unheimliches
dabei, aber es kann einein fpeiübel werden...
Ehe ich mich auf solche Sachen einließ, machte
ich doch Licht und zündete mir eine Zigarette
an — — — und dann, als gerade alles so
schön still war, faßte ich Mut und sagte lang-
sam und deutich:
„Wer da klopft — können wir dich nicht
körperlich vor uns sehen?"
„Seit wann duzt man denn wildfremde
Tote?" flüsterte meine Frau — aber dann
schrie sie doch ...
Auf der Streichholzschachtel, die ich in der
Hand hielt, saß ein hellbrauner Käfer, nicht
größer als ein Ohrwurm. Und während ich
die Schachtel vor lauter Entsetzen nicht loS-
laffen konnte, zuckte der hintere Teil seines
stark eingekerbten LerbeS und schlug mit er-
staunlicher Wucht rhythmisch sechsmal auf das
Holz.
Die Kröten haben uns noch einmal furcht-
bar auSgelacht, aber meine Frau hat gesagt,
mit dem Auffinden dieses Käfers wäre nichts
gegen Klopfgeister bewiesen. Es wäre sogar
möglich, daß ein Geist sich eines solchen Wesens
bedient hätte, um sich auf natürliche Weife be-
merkbar zu machen.
Einer von den Käfern hat sich übrigens in
unser Faltboot verirrt und ist dort gestorben.
Seine Leiche ruht in einer Urne auf meinem
Nachttisch. Vielleicht ist es Napoleon oder
Tante Cäcilie?
vis schlechte Erziehung
„Ich weiß nicht, die jetzige Generation hat
gar keine Erziehung mehr?"
„Wieso kommst du zu dieser Anschauung?"
„Wenn ich Auto fahre, sprechen mich so viele
Schutzleute an, aber keiner stellt sich vor!"
Kritik
„Was imponiert dir an meinen Büchern am
meisten?"
„Einerseits, daß sie gekauft und scheinbar
sogar gelesen werden!"
Re u e
Wickel hat gestohlen. Eine goldene Uhr.
Wird erwischt, gibt klein bei, gesteht alles
und kommt vor den Richter.
„Sehen Sie ein, was Sie sich da eingebrockt
haben . .. ?" versucht ihm der Richter ins Ge-
wissen zu reden. „Ich muß Sie glatt ver-
urteilen ... das Gesetz gibt mir keine andere
Möglichkeit... Sie werden also ins Gefängnis
wandern .. . Sie verlieren Ihre Unbescholten-
heit ... Sie verlieren Ihren guten Leumund..
Ihre Familie wird sich von Ihnen mit Abscheu
wenden... Sie werden vorbestraft sein ... Sie
werden keine neue Anstellung finden können ...
und alles wegen dieser unseligen Uhr!"
„Ja, ja ... " seufzt Wickel herzzerreißend,
„und dabei geht sie nich' mal richtig!" S.T.
Ihr Recht
Hell hat geheiratet.
Vor einem Jahr.
Hell betrachtet sein Hemd.
„Hier fehlt immer noch der Knopf, Frau —"
„Den anzunähen bin ich nicht verpflichtet!"
„Wieso?"
„Der war schon locker, als wir heirateten!"
„Diese Aussicht ist durch nichts zu iiberbieten“
„Sie wird lediglich getrübt durch den Umstand, daß ich meine Streichhölzer ver-
gessen habe.(i
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