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gr nahm die Schlinge vom Dalben und legte
das Seil wieder über die Schulter, stemmte die
Deine an lind zog...

„Die Tür steht Ihnen jederzeit offen, Jens!"
sagte der Konsul und ging mit Jens ein Stück
mit über den Damm.

„Das '6 fein, Herr Konsul. Ich werd eS
meiner Käthe sagen..."

„Also gut, soll die Kaethe auch kommen ..."
„Sie wird sich freu'n, Herr Konsul. Aber
Frauen sind launisch, Herr Konsul. Und ich
dank Ihnen schon, wirklich ... Sie sehen, eS
geht ganz gut, wenn man eS einmal kann!"

Der Konsul war stehen geblieben, sah ihm
nach und kehrte dann um. Der konnte den
Tag von damals nicht vergessen. Der nicht!

„Nun, Honorat", fragte Justina, „gehen
wir?"

„Ja, gehen wir!" gab er zurück.

Nach einer Weile wieder Justina: „Wann
machen wir den nächsten AuSslug?"

Er blickte sie von der Seite scheu an, aber
sie fing den Blick auf. Da versuchte er zu
lächeln. Ihr war es recht. Sie konnte mit-
lächeln.

„Du hast mir keine Antwort gegeben,
Honorat! Wann machen wir den nächsten
Ausflug?"

„Ach, wann du willst, liebe Justina! Wann
du willst!"

CHIINESIISCIHI

Ein Chinese ist des Mordes ar.geklagt. ..
Armer Junge, er ist unschuldig! Aber er
kommt trotzdem vor das Tribunal. Der Richter
versteht nicht chinesisch, der Chinese spricht nicht
englisch. Man setzt einen Dolmetsch zwischen
den Richter und den Chinesen.

Der Richter beginnt:

„Erklären Sie diesem Chinesen, westen man
ihn beschuldigt!"

Der Dolmetscher gehorcht.

Der Chinese antlvortet:

„Hatohi!"

„Was hat er gesagt?" fragt der Richter.

Der Dolmetsch faßt sich an den Kopf und
beginnt:

„Well, Herr Richter... er sagt, daß er am
15. September gegen drei Uhr früh nicht in
Neuyork war. Er befand sich in Chikago, bei
Mistreß Dupont, einer scharmanten Französin,
die Nr. 138 der 12. Avenue bewohnt, neben
der Michigan-Avenue. Damals war bei Mistreß
Dupont ein Empfang, weil abends vorher eine
Nichte der Mistreß Dupont aus Paris ange-
kommen war. Dieser Chinese schwört, daß er
um drei Uhr eine Rumba mit Miß Dupont
tanzte. Zehn Minuten später bat man ihn,
einige Gesänge vom Gelben Fluß zum besten
zu geben. Er sang die „Chinese Blue Nights“,
die „Dark Eyes“ und vieles andere, bis vier
Uhr! Dann verließen alle Gäste das HauS,
draußen warteten zwanzig Autos. Alle stiegen
ein... Richtung St. Louis! Dort traf man
um zehn Uhr vormittags ein ... jeder nahm
ein Bad im Paris-Hotel. Hierauf schlief dieser
Chinese bis Mittag. Um ein Uhr war Lunch.
Um drei Uhr fuhr man nach Chikago zurück,

C^Jphlter

Am schwersten zu befriedigen sind die,
die sich leicht mit allem zufrieden geben.

*

' Auch witzig geäußerte Taktlosigkeiten blei-
ben Taktlosigkeiten.

*

Nichts ist qualvoller, als äußerlich frei
und innerlich gebunden sein.

' *

Es ist bester, durch s i ch s e l b s t zu-
grunde zu gehen als durch andere er-
halten zu werden.

*

Nur der D u m m e sagt d^in h e i m l i ch e n
A u S f r a g e r die Wahrheit.

*

Diel Unglück geschah durch ein Wort z u
viel oder ein Wort zu wenig.

*

WaS die Leute „sittlichen Ernst" nennen, ist
oft nur Humorlosigkeit.

wo man uni sieben Uhr abends ankam...
Dieser Chinese sagt, daß eS ihm also unmög-
lich lvar, diesen Mord in Neuyork zu be-
gehen."

Der Dolmetsch hält inne, macht: „Ufff!"
und wischt sich die Stirne.

Auch der Richter schwitzt ziemlich heftig.

Die Zuhörer sitzen starr.

Endlich heult der Richter loS:

„Well . . . fragen Sie diesen verwünschten
Chinesen, ob er zwei Zeugen hierherbringen
kann, die sich damals in Chikago bei dieser
Soiree befanden!"

Der Dolmetsch übersetzt dem Chinesen diese
Frage.

Der Chinese antwortet:

„Uanimayohalll Lilitakotala Yawataya
Hajihi Kolakayotami Lapatika Kawahiho
Silahihihatakawatana Kalipahohitavi.“

Der Richter brüllt:

„My God! Unterbrechen Sie diesen Goddam
von Chinesen! Was erzählt er uns denn?"

„Er hat auf Ihre Frage geantwortet, Herr-
Richter!" sagt der Dolmetsch.

„WaS sagte er?"

„Er sagte: ,Ja, Herr Richter!'"

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Register
Joseph Sailer: Der Bühnenbildner Manfred Sturm
[nicht signierter Beitrag]: Chinesisch
[nicht signierter Beitrag]: Splitter
 
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