Die andern Dffijiere begaben /ich ebenfalls aus ihren Posten. Einer
von ihnen, ein Mechaniker, der gerade vom Deck herunterkam, wo er
sich umgesehen hatte, ehe er sich zu seiner Maschine begab, sagte zu dem
Navigationsoffizier:
„Hör mal, Kamerad! Es wird keine leichte Sache für Sie sein, dem
Schiss den richtigen Kurs zu geben: es sind dreißig bis vierzig Schisse
in der Reede, die beinahe durcheinanderpurzeln, so nahe hat der Sturm
das eine an das andere herangetrieben!"
„Ah bah!" meinte der Navigationsoffizier, den Kopf zur Seite
neigend. „Sie glauben also, es wird kein Kinderspiel sein?"
„Kaum", bestätigte der Mechaniker.
„Also", schloß der andere, „dann erscheint eS mir unerläßlich, einige
elementare Vorsichtsmaßnahmen zu treffen."
Und er stand auf und ging zum Büfett, wo eine blnzahl Gläser bereit
standen, die für erfrischende Getränke an Hundstagen bestimmt waren.
Er nahm dort eine Art von Humpen von eindrucksvoller Größe und aus
allen in Reichweite stehenden Flaschen und Töpfen schüttete er nach-
einander in besagten Humpen Rotwein, Weißwein, Kognak, Whisky,
Chartreuse, Dl, Essig, einen ganzen Tops Senf, das ganze Salz des
Salzfasses und den ganzen Pfeffer der Pfefferbüchse. Worauf er, nach-
dem er die Mixtur genügend gemischt hatte, das ganze in einem Zuge
herunterkrank. Das Ganze war wohl öreiviertel Liter einer Flüssigkeit,
die ich nicht einmal zu beschreiben versuchen werde. Er krank das Höllen-
gebräu >vie pures Wasser. Und sogar ohne zu husten, Jene, die ihn
trinken sahen, standen bestürzt auf, in der Erwartung, er würde auf
der Stelle zu Boden fallen. Er siel keineswegs. Er grüßte lustig die
Gesellschaft und entfernte sich sicheren Schrittes, ein Ritournell Ofsen-
bach'ö vor sich hinpfeifend.
Auf der Kommandobrücke entfaltete sich, Ivenn ich so sagen darf, der
spanische Pilot, ein kleiner, jähzorniger Mann, in seinem ganzen Glanz.
Er gab unaufhörlich Befehle, Gegenbefehle, stieß Erklärungen und Aus-
rufe hervor. Es war übrigens gefahrlos, da niemand ein Wort seines
Dialektes verstand. Er gestikulierte wie eine Windmühle. Und der
Navigationsoffizier, der auf den Steg kam, liebte diese Gestikulationen
nicht sehr.
Langsam wandte sich das Schiff dennoch und ein Hilfsoffizier, über
den Vorderteil oberhalb der Klüse gebeugt, bestätigte gerade mit lauter
Stimme, daß der Anker klar sei... Sogleich beeilte sich der Kreuzer,
den nichts mehr zurückhielk, loszufahren. Als der Navigationsoffizier
dies sah, befahl er: „Steuerbord vorwärts, sechzig Tauschläge, Back-
bord langsam nach rückwärts, Achtung beim Steuern! Nach links,
fünfzehn..."
Der Kreuzer richtete sich wieder auf. Hundert Meter von ihm
entfernt, mit dem Backbord vor, bedrohte ein englisches Passagier-
dampfer, der wie rasend hin und her schlingerte, alles ringsumher mit
sofortigem Anfahren. Aber der Navigationsoffizier tat, was not-
wendig war:
„Die drei Maschinen voraus, hundertzwanzig Tauschiäge! ... recht,
fünfundzwanzig! .. dreißig! .. Alle!.. Richtet auf! .. Wechselt! — —"
(Fortsetzung S. 693)
691
von ihnen, ein Mechaniker, der gerade vom Deck herunterkam, wo er
sich umgesehen hatte, ehe er sich zu seiner Maschine begab, sagte zu dem
Navigationsoffizier:
„Hör mal, Kamerad! Es wird keine leichte Sache für Sie sein, dem
Schiss den richtigen Kurs zu geben: es sind dreißig bis vierzig Schisse
in der Reede, die beinahe durcheinanderpurzeln, so nahe hat der Sturm
das eine an das andere herangetrieben!"
„Ah bah!" meinte der Navigationsoffizier, den Kopf zur Seite
neigend. „Sie glauben also, es wird kein Kinderspiel sein?"
„Kaum", bestätigte der Mechaniker.
„Also", schloß der andere, „dann erscheint eS mir unerläßlich, einige
elementare Vorsichtsmaßnahmen zu treffen."
Und er stand auf und ging zum Büfett, wo eine blnzahl Gläser bereit
standen, die für erfrischende Getränke an Hundstagen bestimmt waren.
Er nahm dort eine Art von Humpen von eindrucksvoller Größe und aus
allen in Reichweite stehenden Flaschen und Töpfen schüttete er nach-
einander in besagten Humpen Rotwein, Weißwein, Kognak, Whisky,
Chartreuse, Dl, Essig, einen ganzen Tops Senf, das ganze Salz des
Salzfasses und den ganzen Pfeffer der Pfefferbüchse. Worauf er, nach-
dem er die Mixtur genügend gemischt hatte, das ganze in einem Zuge
herunterkrank. Das Ganze war wohl öreiviertel Liter einer Flüssigkeit,
die ich nicht einmal zu beschreiben versuchen werde. Er krank das Höllen-
gebräu >vie pures Wasser. Und sogar ohne zu husten, Jene, die ihn
trinken sahen, standen bestürzt auf, in der Erwartung, er würde auf
der Stelle zu Boden fallen. Er siel keineswegs. Er grüßte lustig die
Gesellschaft und entfernte sich sicheren Schrittes, ein Ritournell Ofsen-
bach'ö vor sich hinpfeifend.
Auf der Kommandobrücke entfaltete sich, Ivenn ich so sagen darf, der
spanische Pilot, ein kleiner, jähzorniger Mann, in seinem ganzen Glanz.
Er gab unaufhörlich Befehle, Gegenbefehle, stieß Erklärungen und Aus-
rufe hervor. Es war übrigens gefahrlos, da niemand ein Wort seines
Dialektes verstand. Er gestikulierte wie eine Windmühle. Und der
Navigationsoffizier, der auf den Steg kam, liebte diese Gestikulationen
nicht sehr.
Langsam wandte sich das Schiff dennoch und ein Hilfsoffizier, über
den Vorderteil oberhalb der Klüse gebeugt, bestätigte gerade mit lauter
Stimme, daß der Anker klar sei... Sogleich beeilte sich der Kreuzer,
den nichts mehr zurückhielk, loszufahren. Als der Navigationsoffizier
dies sah, befahl er: „Steuerbord vorwärts, sechzig Tauschläge, Back-
bord langsam nach rückwärts, Achtung beim Steuern! Nach links,
fünfzehn..."
Der Kreuzer richtete sich wieder auf. Hundert Meter von ihm
entfernt, mit dem Backbord vor, bedrohte ein englisches Passagier-
dampfer, der wie rasend hin und her schlingerte, alles ringsumher mit
sofortigem Anfahren. Aber der Navigationsoffizier tat, was not-
wendig war:
„Die drei Maschinen voraus, hundertzwanzig Tauschiäge! ... recht,
fünfundzwanzig! .. dreißig! .. Alle!.. Richtet auf! .. Wechselt! — —"
(Fortsetzung S. 693)
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