Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 40.1935, (Nr. 1-53)

DOI Heft:
Nr. 45
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6779#0705
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1 9 3 5 / N R. 4 5


v/o kl

^-\>r o 1 gL

eli? -Pül^el

Personen:

Peer Gynt
Solveig

Olaf, sein Sohn
Der Knopfgießer
Die Grüne
Die Hausinsassen.

stnerl von cJludolj QCnesöh

Plafy vor Peer Gynts Haus.

Peer Gynt (ziemlich gealtert, kommt des Wegs).
Peer Gynt:

Da bin ich nun .. . nach langen Jrrefahrten
zurück,gekehrt ins heimische Revier.

DaS ist das HauS, die Dank und hier der kleine Garten,
kein Zweifel mehr, ich bin zu HauS... bei mir.

(Kr setzt sieh auf die Pank.)

Zu HauS... wie diese arme Bank aus mvrsd)en Bohlen
mir den Begriff mit Wenigein vermittelt...
vft Hab ich diesen harten Platz bekrittelt
und rief: der Teufel soll den Zustand holen,
der aus Gewöhnung an des Alltags Ding!
die ganze Lust mit Bitternis vergällt
und mit der Langeweile Strick und Sd)linge
wie einen Hund mich an den Freßnapf hält.

Da war des Abenteuers lockend helle Flamme,

FortunaS Rad, Orplid das Wunderland ...
da war der Traum, der Sehnfud)t greife Amme,
und führte neckend mich am Gängelband.

Die alte Lust an Taten und Gesd)id)ten
trieb ohn' Ermessen mich von Ort zu Ort...
und immer wieder riß der Wahn mid) fort —
und lehrte mid) genießen und verzid)ten.

Die Lüge stand wie ein Fanal am Himmel,
oft greifbar nahe, schien in Wirk!id)keit

sich zu verwandeln — doch ihr buntes Kleid
verlor den Glanz und aus dem Lustgetümmel
der Illusionen brach der graue Tag,
der wie ein Alb auf meiner Seele lag.

So ist in Westen, Süden, Osten, Norden
mir alles, was die Welt zu bieten weiß,
in Form von Dingen nur zuteil geworden,
die man sich auch um weit geringem Preis
erkaufen kann —, indes die schönen Farben
der Phantasie verblaßten und verdarben.

Nun bin ich hier, vom gleichen Geist getrieben,
der mid) Phantomen in die Arme jagte...
am Heimatort und nahe meinen Lieben,
im alten HauS, das nimmer mir behagte,
der Türe nah, durch die id) oft gefd)ritten,
der Schwelle nahe, die mein Fuß gehöhlt...
und was ich je genossen lind gelitten,
hat nun mit der Erfahrung sich vermählt,
daß, um das Maß des Besten zu erkennen,
der Schritt ins Abenteuer nötig iß,
dann wird, bleibt nur der Liebe Feuer brennen,
die Sehnfud)t, die an deiner Seele frißt
zur Tat sich wandeln, dich als Tat erlösen
und alles, was gewesen — ist gewesen.

(Er steht auf und geht zur Türe. Er will
anklopf en, aber die Türe öffnet sich und
heraus tritt Olaf, Peer Gynts Sohn.)

706
Register
Arnold Weiss-Rüthel: Peer Gynts Heimkehr
Rudolf Kriesch (Kriz): Illustrationen zum Text "Peer Gynts Heimkehr"
 
Annotationen