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Ich hätte andre Männer haben können,

Knut Andersen, des reichen Müllers Sohn,
den Schulzen selbst, um wenige zu nennen. ..
von denen rannte keiner je davon,
die blieben, wie'ö seit alten Zeiten Sitte,
geruhsam stets in ihrer Väter Haus,
da trieb es keinen auö der warmen Mitte
der Dorfgemeinschaft in die Welt hinaus.

Jetzt willst du plötzlich nichts mehr davon wissen,
von all dem bittren Leid, das mir geschehn,
jetzt soll das arme Herz, das du zerrissen,
aus einmal wiederum in Flammen stehn.

Jetzt, weil die grüne Hexe dich verlassen —
wer weiß, mit welchem Bergtroll oder Wicht —
jetzt findest du die alten trauten Gassen —
und viele Jahre fandest du sie nicht!

Pe*r Gynt:

Ach, Weib ... laß deinen Spott aus diesen Dingen,
Du kennst sie nicht, du wirst sie nie verstehn . . .
ich kann dir nicht mit Engelszungen singen,
es gibt nur das: zu bleiben — oder gehn!

Du sollst, waS war, vergeben und vergessen,
ein Amen sagen fröhlich und befreit,
mich nicht mit Kunzen oder Schulzen messen
und alles andre heilt von selbst die Zeit.

Ich bettle nicht, ich habe nichts zu bitten,
nur daß das Weib mir nicht das Wort verdreht?

Zur Krone wird das Leid, das du erlitten,
wie S schon im Testament geschrieben steht.

Solveig:

bind steht an dieser Stelle nicht geschrieben
auch jenes Wort, das du vergessen hast:
es soll der Mann beschützen, ehren, lieben
das Weib — und jede Sorge, jede Last
des Lebens stets in Treue mit ihm tragen . .. ?

Weißt du, Peer Gynt, mir darauf keinen Reim. .. ?
Kannst du mir daraus keine Antwort sagen . . . ?
Wenn ja ... so sprich, Peer Gynt!

Peer Gynt (müde):

Ich möchte heim! ...

(Er setzt sich auf die Bank.)

Solveig:

Ja, heim... jetzt, weil das ganze Haus voll Leuten!
Je nun, Peer Gynt, id) konnte doch nid)t wissen,
daß du .. . und dann, in all den harten Zeiten

Hab id) das Ganze dod) erhalten müssen!

Jetzt wohnen fast in allen Kammern, Zimmern,
seit Jahren Bürger, ruhig und besd)eidcn . . .
id) brauche mich fast gar nid)t um sie kümmern
nnd mag den einen wie den andern leiden.

Sie zahlen gut — für mich und für den Jungen
genügt eö wohl, ich kann mich nicht beklagen.

Schon mancher Taler ist herausgesprungen,
doch sreilid) sehlt's an Platz und an Behagen.

Soll ich den Leuten jetzt. . . und wenn, aus welchen Gründen?
zu gehen heißen . . . ? Kann id) sold)es sagen.. . ?

Sie werden wohl so bald kein Unterkommen finden,
auch gibt es kein Gesetz, sie zu verjagen.

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Rudolf Kriesch (Kriz): Illustrationen zum Text "Peer Gynts Heimkehr"
 
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