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ID II IE 1F O T O

§ IE II T IE

Zugegeben: Die Sonne scheint seltener
und meist zwingt uns ein gleichmäßiges
Grau zum Daheimbleiben, wo uns die Kunst-
lichtfotografie neue Möglichkeiten erschließt.
Scheint die Sonne aber und haben wir Zeit
und Lust, dann unbedingt hinaus!

Gerade jetzt schafft Sonnenlicht überall
prächtige Motive. Durch den tiefen Stand
der Sonne entstehen lange Schatten, die
unsere Aufnahmen ungemein beleben. Die
Staubteilchen, die sich ständig in der Luft
befinden, geben im Gegenlicht ein stim-
mungsvolles Schillern und Schimmern, aus
dem im Hintergrund liegende Gebäude als
gleichförmig graue Silhouette auftauchen.
Wir haben überall ein lebendiges Spiel von
Hell und Dunkel.

Motive findet jeder. Die Architektur der
Altstadt wird im Seitenlicht wirksam. Es
muß nur reichlich belichtet werden, damit
die Schatten nicht zu schwer kommen. In
der Zeit zwischen 10 und 14 Uhr wird mit
17/10° DIN und Blende 8 gerade V25 Sekunde
richtig sein. Interessant wirkt das Leben
und Treiben auf der Straße im Gegenlicht.
Denn dabei kommt Plastik ins Bild, und die
Menschen scheinen wirklich im Raum zu
stehen. Auch hier ist reichliche Belichtung
im Hinblick auf die Schatten wichtig;
anderseits muß auch so kurz belichtet wer-
den, daß nichts verwackelt und unscharf

In der Altstadt

Aufnahme mit Exakta-Kamera auf Peromniafilm,
F/5,6 — l/50 Sek., 11 Uhr, Emofin

wird. Lassen wir die Menschen auf uns
zukommen bzw. von uns fortgehen, so reicht
1/bo Sekunde bei Blende 5,6 unter den anderen
schon genannten Bedingungen. Es müssen
also dabei Bewegungs- und Aufnahmerich-
tung einigermaßen zusammenfallen. Gehen
die Menschen senkrecht zur Aufnahme-
richtung an unserer Kamera vorbei, so ist
für gewöhnlich V100 Sekunde Grundbedingung.
Wenn man sich geschickt aufstellt, kann die
Mindestbelichtungszeit verlängert werden.
Also ein wichtiger Punkt.

Oder stellen wir uns ein bestimmtes
Thema, z. B. die Brücke. Hier interessieren
das Linienspiel der Bogen, lustige Schatten-
ornamente, Kleinformen verschiedenster Art,
Leben und Treiben auf der Brücke und
anderes mehr.

Und wenn es regnet? Dann erst recht
hinaus. Denn das Straßenpflaster bringt
Reflexe und Spiegelungen, die Menschen mit
ihren Regenschirmen geben eine gute Staf-
fage und man knipst auch einmal etwas
anderes. Nur die Gegenlichtblende nicht
vergessen. Sie schützt das Objektiv vor
Regenspritzern. Uber die Kamera decken
wir den Mantel, aus dem nur Objektiv und
Sucher hervorschauen, oder wir stellen uns
unter eine Passage oder in eine Haustür.
Panfilm ist wichtig. Er erhöht die Brillanz
solcher Regenbilder. Belichtet wird für ge-
wöhnlich V50 Sekunde mit Blende 4,5 oder 3,5.

Unser F oio*Lehrgang

3. Folge

G. Die Anschaffung einer Ledertasche wird von Wichtigkeit sein.
Dadurch schonen Sie Ihre Kamera. Kaufen Sie gleich eine solche
Tasche, in der einige Kassetten bzw. anderes Aufnahmematerial
untergebracht werden können, Praktisch ist auch eine Bereit-
schaftstasche, die es für einige Kameras gibt. Sie gestattet die
Aufnahme direkt aus der Tasche heraus, sichert also eine schnelle
Aufnahmebereitschaft.

H. Sehr wichtig: Die Belichtungstabelle. Der ent-
scheidende Moment für das Gelingen einer Aufnahme ist die Dauer
der Belichtung. Sie darf nicht zu kurz, aber auch nicht übermäßig
lang sein. Abhängig ist sie von der herrschenden Lichtmenge, die
sehr verschieden durch Jahreszeit, Stunde, Himmel und Motiv
beeinflußt wird. Eine wichtige Rolle spielt schließlich das Auf-
nahmematerial selbst, wo die Lichtempfindlichkeit, also die DIN-
Grade, entscheidend sind.

Auch der Erfahrene vermag nicht immer im Punkte Belichtungs-
zeit die richtige Wahl zu treffen. Deshalb bedienen wir uns eines
Belichtungsmessers. Er ist in Ausführung und Meßgenauigkeit (und
damit auch Preis) recht verschieden.

Für den Anfang genügt eine einfache Tabelle, die nur wenige
Groschen kostet. Besser ist ein optischer Messer (Fabrikate: Bewi,
Lios usw.) und am genauesten ein foto-elektrisches Gerät, das mit
Hilfe der Fotozelle ganz objektiv arbeitet (Fabrikate: Helios,
Ombrux, Elektro-Bewi u. a.). Ehe mit einem solchen Gerät gear-
beitet wird, lesen wir natürlich genau die Gebrauchsanweisung
durch. Zumal es unmöglich ist, hier jedes einzelne Gerät genau zu
besprechen. —

Das sind vorerst die wichtigsten Hilfsmittel. Es gibt natürlich
noch bedeutend mehr. Doch darüber werden wir im Laufe unserer
weiteren Betrachtungen zu gegebener Zeit sprechen.

Haben Sie alles beisammen und verspüren Sie eifrigen Taten-
drang, dann wollen wir unsere Kamera umhängen und einen ersten
Versuch machen. Dabei kommt es gar nicht darauf an, daß wir
gleich hochkünstlerische Motive suchen. Lieber zu Anfang einfach
— dafür aber sauber und korrekt. Und so suchen wir für unsere

erste Aufnahme eine Architektur, irgendein Gebäude (es kann Ihr
Wohnhaus sein), auf, um daran gemeinsam Erfahrungen zu sammeln.

Ihre erste Aufnahme

Der Anfänger hat meist eine gewisse Scheu, sich auf der Straße
aufzustellen und dort in aller Öffentlichkeit zu arbeiten. Man
fürchtet, beobachtet zu werden. Doch diese Scheu verliert sich mit
der Zeit, was sie auch für viele Fälle unbedingt muß! Wir suchen
uns heute eine nicht zu belebte Stelle aus, und wenn wirklich
jemand seinen Spaß über uns macht, dann werden wir schon nicht
gleich verlegen sein. Eines ist zu beachten: Auf belebten Straßen
darf kein Stativ aufgestellt werden, weil wir sonst verkehrshindernd
wirken. Hier knipst man dann eben aus freier Hand (was an sich
auch viel richtiger ist).

Was wird mitgenommen?

Darüber besteht wohl jetzt allgemein Klarheit: Kamera, reich-
lich (!) Aufnahmematerial, Belichtungstabelle und evtl, das Stativ.
Mehr brauchen wir für unseren ersten Versuch nicht.

Wie Sie die Kamera handhaben

Glauben Sie, ein geeignetes Motiv gefunden zu haben, so beginnt
die praktische Arbeit. Zunächst muß der Standpunkt ermittelt
werden, den Sie mit Ihrer Kamera einnehmen müssen. Entscheidend
ist dabei, ob Sie die ganze Architektur oder nur einen Teil (z. B.
das Portal) abbilden wollen. Je weniger dargestellt werden soll,
desto größer kann es natürlich festgehalten werden. Anderseits
richtet sich die Abbildungsgröße nach dem Abstande, den Sie vom
Gegenstand haben. Sind Sie weit entfernt, so wird er kleiner —
und umgekehrt. Interessiert also nur ein Teil, so müssen wir näher
mit der Kamera herangehen.

Haben Sie auch die ersten Teile des Fotolehrganges
gelesen?

Fehlende Hefte können Sie vom „Jugend“-Verlag nach-
beziehen. Wenn Sie den Fotolehrgang sammeln, besitzen
Sie bald ein vollständiges Handbuch für Fotografie.

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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-Seite
 
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