Qert cJPyndi:
rl Reiser
iiefcer mit fern
ec WirtM
nregimg mif-
c Venedig ^
hm kreisartig
ßm zu gki""^
tmachi öM
, die °Dch«
sicht so au-/
w. M
Art und illl
aber Snaö
erlvandt
Bann
Erzählung aus den Bergen
#
DaS Gerücht ging vom „unteren Wirt" aus. Dort hatte der Vieh-
händler erzählt, daß der Ignaz Neide! wieder im Landstrich sei und
mit Körben und Dürsten hausiere. Die Neuigkeit eilte wie ein Laus-
feuer von Mund zu Mund, und wenig später wußte eS schon das ganze
Dorf. Der Neide! war wieder da! Der Neidel, der vor sieben fahren
mit der Mareile durchbrannte, die in der Stadt, wo er sie bald ver-
lassen hatte, unter die Räder gekommen war und verdarb.
Der letzte, der von der Heim-
kehr Neidels erfuhr, war der
Wurzelsepp. Er hauste als Wit-
mann in der alten, halbverfallenen
Mühle im Grund, einen Büchsen-
schuß vom Orte entfernt.
Der Sturzbach, der aus der
Brüllschlucht hervorbrauste, hatte
das Mühlrad zerrissen, der
Schlvarzforst wuchs schon über
den Dachschindeln zusaminen, und
die langen Flechten, die an den
Asten der Wettertannen wucher-
ten, sahen genau so grau und
fetzig aus wie der Bart des
Mannes, den sie den Wurzelsepp
nannten.
Früher, als das Mareile noch
in der Mühle sang, hieß er der
Müllersepp. Er konnte es nicht
verschmerzen, daß ihm die einzige
Tochter mit dem windigsten
Mannsbild der ganzen Gegend
davongerannt war, und rasch
ging es mit ihm bergab. Er ließ
die Mühle verfaulen und das
Walzwerk verrosten, tmd lebte
genügsam von den Groschen, die
er für seine Wurzeln, Beeren und
Kräuter vorn Apotheker des
Marktfleckens erhielt.
Viele schellten den Wurzelsepp
und schlugen heinilich ein Kreuz,
wenn er plötzlich auS der Dickung
vor ihnen austauchte. Es war
bekannt geworden, daß er in
stillen Nächten vor der rllßenden
Laterne saß und mit dom Feder-
kiel in ein schwarzes Buch hinein-
schrieb, während die Flederinäuse
durch die Fensterlllke huschten und
zirpten, und sich manchmal in
seinem langen Barte verfingen.
An den Wänden, lvo der Ver-
putz abblätterte und die rohen
Steine hervortraten, hingen selt-
same Wurzeln, die menschlichen
Körpern oder Tieren glichen lind
init Spinnengeweben umzogen
lvaren. In grünen Bierflaschen,
mit „Geist" gefüllt, bewahrte er
allerlei Waldfunde auf, die bei
den Dörflern Grallsen erregten.
Vollständige Skelette von ver-
ftorbenen Vögeln und Vierfuß-
lern, die eine Zeitlang im Ameisen-
haufen gelegen hatten und dort Das Dorf
säuberlich blankgebeizt worden lvaren, baumelten lveiß am dunklen
Deckenbalken, die einzelnen Knochen lind Knöchelchen mit Draht anein-
andergereiht. (Der Abnehmer für diese Gerippe lvar ein Privatgelehrter.)
Im Hüttenwinkel hing ein Bild der Jungfrau mit dem Kinde, mit
Zittergras und Heide umflochten. Darunter stand ein Knieschemel, der
mit Schrotkugeln bestreut war, die beim Beten ins Fleisch drückten.
Der Wurzelsepp war ein großer, hagerer Mann. Über fünfzig
* m
725
rl Reiser
iiefcer mit fern
ec WirtM
nregimg mif-
c Venedig ^
hm kreisartig
ßm zu gki""^
tmachi öM
, die °Dch«
sicht so au-/
w. M
Art und illl
aber Snaö
erlvandt
Bann
Erzählung aus den Bergen
#
DaS Gerücht ging vom „unteren Wirt" aus. Dort hatte der Vieh-
händler erzählt, daß der Ignaz Neide! wieder im Landstrich sei und
mit Körben und Dürsten hausiere. Die Neuigkeit eilte wie ein Laus-
feuer von Mund zu Mund, und wenig später wußte eS schon das ganze
Dorf. Der Neide! war wieder da! Der Neidel, der vor sieben fahren
mit der Mareile durchbrannte, die in der Stadt, wo er sie bald ver-
lassen hatte, unter die Räder gekommen war und verdarb.
Der letzte, der von der Heim-
kehr Neidels erfuhr, war der
Wurzelsepp. Er hauste als Wit-
mann in der alten, halbverfallenen
Mühle im Grund, einen Büchsen-
schuß vom Orte entfernt.
Der Sturzbach, der aus der
Brüllschlucht hervorbrauste, hatte
das Mühlrad zerrissen, der
Schlvarzforst wuchs schon über
den Dachschindeln zusaminen, und
die langen Flechten, die an den
Asten der Wettertannen wucher-
ten, sahen genau so grau und
fetzig aus wie der Bart des
Mannes, den sie den Wurzelsepp
nannten.
Früher, als das Mareile noch
in der Mühle sang, hieß er der
Müllersepp. Er konnte es nicht
verschmerzen, daß ihm die einzige
Tochter mit dem windigsten
Mannsbild der ganzen Gegend
davongerannt war, und rasch
ging es mit ihm bergab. Er ließ
die Mühle verfaulen und das
Walzwerk verrosten, tmd lebte
genügsam von den Groschen, die
er für seine Wurzeln, Beeren und
Kräuter vorn Apotheker des
Marktfleckens erhielt.
Viele schellten den Wurzelsepp
und schlugen heinilich ein Kreuz,
wenn er plötzlich auS der Dickung
vor ihnen austauchte. Es war
bekannt geworden, daß er in
stillen Nächten vor der rllßenden
Laterne saß und mit dom Feder-
kiel in ein schwarzes Buch hinein-
schrieb, während die Flederinäuse
durch die Fensterlllke huschten und
zirpten, und sich manchmal in
seinem langen Barte verfingen.
An den Wänden, lvo der Ver-
putz abblätterte und die rohen
Steine hervortraten, hingen selt-
same Wurzeln, die menschlichen
Körpern oder Tieren glichen lind
init Spinnengeweben umzogen
lvaren. In grünen Bierflaschen,
mit „Geist" gefüllt, bewahrte er
allerlei Waldfunde auf, die bei
den Dörflern Grallsen erregten.
Vollständige Skelette von ver-
ftorbenen Vögeln und Vierfuß-
lern, die eine Zeitlang im Ameisen-
haufen gelegen hatten und dort Das Dorf
säuberlich blankgebeizt worden lvaren, baumelten lveiß am dunklen
Deckenbalken, die einzelnen Knochen lind Knöchelchen mit Draht anein-
andergereiht. (Der Abnehmer für diese Gerippe lvar ein Privatgelehrter.)
Im Hüttenwinkel hing ein Bild der Jungfrau mit dem Kinde, mit
Zittergras und Heide umflochten. Darunter stand ein Knieschemel, der
mit Schrotkugeln bestreut war, die beim Beten ins Fleisch drückten.
Der Wurzelsepp war ein großer, hagerer Mann. Über fünfzig
* m
725