Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Faun (reibt sich den Bauch):

21 a a a [) !

Frau:

Furcht' schon, der bleibt immer da!
Grob:

Hüls' ihm auf die Hinterbeine!

Doch er weiß schon, waS er will!

Sieh! Er gibt ein Zeichen, still!

(Oer Baun springt auf, lauscht und
gibt dem Bauer ein Zeichen, ihm zu
folgen.)

Frau:

Läßt du Weib und Kind alleine?

Grob:

Hab' nur euer Gluck im Sinn.

Frau:

Scheid' in Gottes Namen hin,

Aber last" did) in nid)ts ein,

Denn es könnt' der Teufe! fein!

Wiese im Wald

Kentaur (sich am Bach niederlassend):
Dlttid' gelaufen, lahm geritten —
Mädchen, gib mir endlich Ruh!

Nymphe:

Starker Freund, ich muß did) bitten,
Spiel nod) mit mir Blindekuh!

Kentaur:

„Alter Esel" willst du spielen
Mit mir! Nimm did) nur in acht—
Schwupp! Schnell ist von deinen vielen
Faunen, die so lüstern schielen
Nach dir — einer umgebracht!

Nymphe:

Eifersüchtiger, vergrämter
Freund, sei nid)t so fürchterlich!

(Oer Kentaur schnarcht.)

Alter Esel, unverschämter!! —

Niemand kümmert sich um mid)!

(Baun und Bauer erscheinen hinter
Bäumen.)

Grob:

Himmel! Herr! Ein nacktes Mädchen!

Hat sie wirklid) gar nid)ts an?

Wie id) forsd)e — and) kein Fädchen!
Nein, id) trau mid) nid)t heran.

Hab' nod) eine Scham im Leib —

Huh! Wie keck ist sold) ein Weib!

Nymphe (singend):

Was sprudelt so Helle
Wie die Duelle?

Was hüpft so sd)nelle
Wie die Forelle?

Mad)t zierliche Gänglein
Wie ein Schlänglein?

Kid)ert und freut sich,

Tanzt ohne Strümpfe,

Die Nymphe,

Ich!

Hihi, haha, huhu, hoho!

Huhu, hoho, hihi, haha!

Grob:

Ein Mann mit Pferdeleib und Beinen
Wälzt sich im Sd)laf, sah nie so einen.
Nymphe:

Hihi, haha, huhu, hoho!

(Oer Baun springt auf sie zu, er-
greift sie und schleppt sie in den
'Wald.)

Grob:

Was soll id) mit dem Zappelleib?!

Hab' dod) 511 HauS ein braves Weib.
Verschon' mid), heiliger Mann, damit,
Tu' sonst weiter keinen Sd)ritt!

Kann sie dod) nicht nad) Hause nehmen,
Müßt mid) vor m eignen Kinde sd)ämen!
(Beide verschwinden mit ihrem
Kaub im Wald.)

Echo:

Hihi, haha, hoho, huhu!

Kentaur (erwacht):

Süßes Mädchen an der Duelle!

Ist mein Fisd)chen mir entslohn?
Duellenmensch, id) krieg did) sd)on!

Bist du listig, bin id) scchnelle!

Wag' did) einer zu entführen
Meine Hufe wird er spüren!

Jeden tatz' id), daß er pißt,

Sei's Faun, Satyr oder Bauer!

Herkules, kein Zweifuß mißt
Sid) mit mir, dem Kraftkentaur!

(Ab nach falscher Richtung.)

Andere Stelle i m 2B a I b
Fels im Vordergrund

Grob:

Wart, ich kneif' dir in dein Fell,

Bringst mid) nicht umsonst in Hitz!

Sd)au, da vorne wird es hell —

Hab dich! Ha, id) bin ein Blitz!

Dh, wie ist das Häutlein frisch,

Kühler als bei einem Fisch!

Nymphe:

H-ach!!

(Läßt sich auf den Belsen nieder.)

Grob:

W i e l e i d) t kommt man ins Schwitzen,
Hab sd)on lang nid)t mehr gerauft!

Muß ein wenig niedersitzen.

Hui! Wer fängt da an zu spritzen? .
Meiner Six! Ich werd' getauft!

Erde, Fels und Bäume zittern,

Regen fällt und Nebeldunst!

Will s am hellen Tag gewittern?

Ist das Herenzauberkunst?!

Wohlbekannt ist mir die Stelle —

Theres, nimmst du mir die Dual?

Aus dem Felsen — springt die Duelle —
Und da unten liegt mein Tal!

Sei gesegnet, Silberbogen,

Der aus grauem Dunste springt
Und in sd)aumbespritzten Wogen
In mein Wiesentäld)en dringt!

Grob ist heute guter Dinge,

Möchte tanzen, seinen Sohn
bind sein Weib im Kreise schwingen!

Zürnt mir nid)t, mid) treibt's davon!

(Ab.)

Vor dem Haus

Grob:

Sieh, liebes Weib, wie unsere Wiesen

grünen.

Seitdem das Mädchen auf dem Felsen

ruht —

Mein Bächlein schäumt, ich darf mid)

wohl erkühnen,
Zu sagen, was id) für euch tat, war gut!
Freut es did) nid)t?

Frau:

Es wär mir lieb gewesen,

Wär's ohne Zauber dabei abgegangen.
Grob:

Id) beiße zu, Hab' id) mal angefangen!
Wenn man ihn richtig führt, kehrt jeder

Besen.

Frau:

Hältst i h n doch aud) dafür?

Grob:

Ihn?

Frau:

Für den Teufel!

Grob:

Id) mag nichts wissen, werd' ihn aud)

nid)t fragen;

Id) sehne mid) nur noch nad) bess'ren

Tagen,

Hab' Mut und sei kein armes, kleines

Häufet!

Frau:

Da kommt ein Mann guerfeld grad auf

uns zu

Und führt am Halfter eine junge Kuh!
Viehhändler:

Erlaubt, daß meine Kuh auf eurer Wiese
Ein wenig frißt, sie findet weit und breit
Kein Futter, keine Weide so wie diese —
Erlaubt's — ihr seht eS, daß sie hungrig ist!
Grob:

' Laßt sie nur weiden!

Viehhändler:

Seht ihr's wirklich gerne?

Ich bin schon dritthalb Tage unterweg,
DaS arme Vieh fraß Blätter vom Geheg,
find soff, wenn S durstig war, aus der

Zisterne.

Da treff ich, eh sie fällt, auf euch gerade —
Habt ihr kein eignes Vieh? 's ist wirklid)

schade.

Grob:

Wir füttern eine Ziege.

Viehhändler:

Habt ihr Mut?

Grob:

Gewiß — und unternehmende Gedanken,
Sag id) Eud), mehr als Haare unterm Hut!

741
Register
Elsa Niemeyer-Moxter: Illustration zum Text "Der Opferstein"
 
Annotationen